Solingen Brücke wird nicht Kulturerbe

Solingen · Die Müngstener Brücke wird nicht in die Liste für das Unesco-Weltrerbe aufgenommen. Vielmehr will der Bauminister Groschek die Kulturlandschaft Ruhrgebiet als NRW-Bewerber vorschlagen. Solingen reagiert ernüchtert.

Allein die "Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet" habe das Potenzial bei der globalen Auswahl für die Unesco-Welterbeliste zu bestehen. Zu diesem Ergebnis kommt die vom Bauminister Michael Groschek eingesetzte unabhängige Fachjury. Daher habe die Jury darauf verzichtet, einen zweiten Vorschlag zu unterbreiten, was möglich gewesen wäre. So heißt es in einer Pressemitteilung des Bauministeriums.

Gleichwohl würdigt die Jury den Nominierungsvorschlag, insbesondere den "sorgfältigen Umgang mit der technisch und gestalterisch gleichermaßen beeindruckenden Brücke". Die Experten der Jury heben besonders den "Aufbau eines Netzwerkes aus Eigentümern und Kommunen zum Schutz der Brücke und ihres Umfelds" hervor. Das gelte vor allem für die Bemühungen zur funktionalen Erhaltung des Bauwerks. Dennoch sei aus Sicht der Jury die Bewerbung der Brücke als Einzelbauwerk nicht erfolgversprechend. Der von der Unesco geforderte außergewöhnliche universelle Wert erscheine nicht ausreichend begründbar.

Die Fachleute schlagen vor, die Müngstener Brücke gemeinsam mit anderen vergleichbarer Brücken zu nominieren. Quasi als eine europäische Gemeinschaftsbewerbung kämen hier der "Garabit-Viadukt" in Frankreich und die Brücke "Maria Pia" in Portugal infrage.

"Wir sind nach wie vor überzeugt, dass die Müngstener Brücke als Erbe der Industriekultur eine größere Anerkennung verdient hätte", sagte Oberbürgermeister Norbert Feith. Gemeinsam mit BEA-Geschäftsführer Bodo Middelhoff gratulierte der OB der "Industriellen Kulturlandschaft Ruhrgebiet" und wünschte Glück für das weitere Verfahren. "Ich bin überrascht, denn ich hatte uns gute Chancen ausgerechnet", sagt Stadtdirektor Hartmut Hoferichter. Doch habe der Prozess der Bewerbung als solcher der Brücke deutschlandweite Aufmerksamkeit und so dem Bauwerk Vorteile gebracht. "Auch die Anerkennung als nationales Denkmal war wichtig", betont Hoferichter. Diese Würdigung als Kulturdenkmal bleibe und wirke weiter.

Gleichwohl ist 2012 ein Erfolgsjahr für die Müngstener Brücke. Denn das weitgehend noch im Originalzustand erhalten Industriedenkmal ist in seiner Substanz gerettet. Die Bahn startet in den Sommerferien mit der Grundsanierung der 107 Meter hohen Stahlkonstruktion. Bis zum Jahr 2016 werden dafür rund 30 Millionen Euro investiert. Dabei werden strenge Denkmalschutzauflagen berücksichtigt. Im Zuge der Sanierung der Müngstener Brücke will die Bahn sogar ermöglichen, dass zum Brückenfest doch wieder Dampfzüge fahren können. Das wäre gewiss ein zusätzlicher Tourismusmagnet.

Die Stahlbogenbrücke bei Müngsten wurde in den Jahren 1894 bis 1897 errichtet und am 15. Juli 1897 als "Kaiser-Wilhelm-Brücke" eingeweiht. Nach dem Ende des Kaiserreichs wurde die Brücke dann in Müngstener Brücke umbenannt. Für die Errichtung wurde 5000 Tonnen Flusseisen benötigt, ein Vorläufer des heutigen Stahls. 950 000 Nieten halten die Konstruktion zusammen. Der Brückenbogen hat eine Spannweite von 170 Metern, die genietete Stahlkonstruktion selbst eine Gesamtlänge von 465 Metern.

(RP/top)
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