Solingen Bücher gehen von Solingen auf Weltreise

Solingen · Rund 800 Bücher warteten Sonntag am Gleisdreieck auf neue Besitzer. Ziel des Bookcrossing ist es, dass die Teilnehmer den Lesestoff später weitergeben. Einige Bücher aus der Klingenstadt landeten bereits auf fremden Kontinenten.

 Jill Dießner, Natalie Löwenguth und Hildegard Ferres (v.l.) bei der Lektüre an der Trasse. Die Bücher waren zuvor wegen des schlechten Wetters in Plastiktüten eingepackt worden.

Jill Dießner, Natalie Löwenguth und Hildegard Ferres (v.l.) bei der Lektüre an der Trasse. Die Bücher waren zuvor wegen des schlechten Wetters in Plastiktüten eingepackt worden.

Foto: Köhlen

Zum Glück spielte am Ende auch das Wetter mit. Pünktlich um 11 Uhr am Ostersonntag hörte der Regen auf - und sogar die Sonne zeigte sich durch die dichten Wolken. Denn genau zu diesem Zeitpunkt waren die Solinger Bookcrosser traditionell wieder am Gleisdreieck in Mitte unterwegs, wo sie eine ganze Menge bunter Ostereier verteilten.

Allerdings handelte es sich dabei um viereckige und äußerst gehaltvolle Ostereier. Rund 800 Bücher wurden auf die Mauern und Bänke gelegt und damit "freigelassen". "Angesichts der Wettervorhersage haben wir die vergangenen drei Tage damit zugebracht, die Bücher in Plastiktüten einzupacken", sagte Claudia Elsner-Overberg, eine der zehn Bookcrosser, die sich an der Osteraktion beteiligten. Zuvor wurden alle Bücher auf der Bookcrossing-Website registriert und der "Freilassungs"-Ort vermerkt.

Deshalb freuten sich die Bookcrosser auch, wenn Leute, die eines der Bücher mitnahmen, auf der Website eintrugen, wo das Buch landete. So kann sich nämlich später unter Umständen ein ausgesprochen langer Weg von Hand zu Hand nachvollziehen, der sogar über Kontinente geht.

"Zwei meiner Bücher sind nach Südafrika gewandert", sagte beispielsweise Hildegard Ferres. Sie hatte sich schon im Jahr 2008 bei den Bookcrossern angemeldet, doch irgendwie nicht die Zeit gefunden, um selbst aktiv zu werden. "Dann hat mich jemand eingeladen. Und da hat es mich erwischt", berichtete sie von ihren Anfängen als aktive Bookcrosserin. Inzwischen bekommt sie von Freunden und Bekannten Bücher, die sie dann registriert und wieder "freilässt". "Nun habe ich wieder Zeit zu lesen", sagte Hildegard Ferres, während sie sich ebenfalls zwei Bücher an der Mauer heraussuchte.

Silke Schorn war hingegen bereits zum zehnten Mal dabei und freute sich, dass Solingen bei der weltweiten Osteraktion der Bookcrosser so gut dastehe. "Laut Statistik zum Zeitpunkt des ,Freilassens' sind wir auf Platz eins in Nordrhein-Westfalen." Mit 851 "freigelassenen" Büchern hat Solingen einen erheblichen Beitrag zu den in Nordrhein-Westfalen insgesamt 2.300 registrierten Büchern geleistet.

Deutschland ist insgesamt mit 7.500 "freigelassenen" Büchern weit vor Amerika mit rund 3.500 Exemplaren. "Und das, obwohl die Amerikaner das Bookcrossing erfunden haben", sagte Claudia Elsner-Overberg erfreut. "Da merkt man das Land der Dichter und Denker."

Vom Kinderbuch über Krimis, von Liebesromanen bis hin zu anspruchsvoller Literatur und Reiseführern - beim Bookcrossing am Gleisdreieck war für jeden Geschmack etwas dabei. Bald hatten sich viele Spaziergänger eingefunden, die entlang der Mauer stehenblieben und in den ausgelegten Büchern schmökerten.

So auch eine Frau, die ein Märchenbuch für Erwachsene und einen Fantasy-Roman ergatterte. "Jetzt schau ich noch ein bisschen, bevor es wieder anfängt zu regnen", sagte die Solingerin mit Blick auf den Himmel, der sich nach einiger Zeit erneut zuzog.

(RP)
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