Solingen Bürger wollen Schellbergtal wieder öffnen

Solingen · Derzeit läuft im Internet eine Petition, um das bereits vor sieben Jahren geschlossene Freibad zu erhalten. Die Stadt hingegen will die stillgelegte Anlage abreißen und den Schellberger Bach offenlegen.

Nicht selten ist die Rückkehr an Orte schöner Kindheitserinnerungen ernüchternd. So auch bei Sascha Maisch: Nach Jahren, die der Haaner beruflich in anderen Regionen Deutschlands verbracht hatte, wollte der Computer- und Satellitentechniker dem Freibad Schellbergtal einen Besuch abstatten - und erfuhr verspätet von dessen Schließung im Jahr 2007. "Früher bin ich im Sommer fast jedes Wochenende mit dem Fahrrad hier gewesen", erinnert sich der heute 29-Jährige.

Das Schwimmbad, dessen Zustand längst an den eines verwunschenen Märchenschlosses erinnert, soll abgerissen werden. Davon ausgenommen ist nur der alte Umkleidetrakt, der dem Schwimmverein Solingen-Süd gehört. Dort, wo derzeit das Schwimmerbecken liegt, würde sich in Zukunft der offengelegte Schellberger Bach in seinem ursprünglichen Bett den Weg durch die Landschaft bahnen, anstatt an anderer Stelle durch ein Rohrsystem zu fließen.

Das will Sascha Maisch nicht hinnehmen und startete in der vergangenen Woche eine Petition für den Erhalt des Bades. "Ich habe mit vielen Bewohnern der Südstadt gesprochen, die die Schließung bedauern", sagt er. Mehr als 300 Unterstützer haben sich inzwischen im Internet angemeldet. 10 000 überprüfbare Unterschriften werden benötigt, um das Thema zur erneuten Entscheidung dem Rat vorlegen zu können. Zunächst aber muss Maisch bei einem Gesprächstermin mit Oberbürgermeister Norbert Feith (CDU) die formalen Voraussetzungen für eine Änderung der Pläne ausloten und ein tragfähiges Finanzierungskonzept vorlegen. Schließlich diente die Schließung des Schwimmbades dazu, das klamme Stadtsäckel zu entlasten. Sind alle Bedingungen für ein Bürgerbegehren erfüllt, müsste der Rat entscheiden, ob er diesem beitritt oder ob - wie kürzlich im Falle der Theatertreppe gerade noch abgewendet - ein Bürgerentscheid die Zukunft des Freibades Schellbergtal klären muss.

"Uns schwebt eine Kompromisslösung vor: Man könnte das Bad wieder öffnen und den Bach offen über das Gelände führen", sagt Sascha Maisch, der zudem um Sponsoren für die Restaurierung des Bades wirbt. "Ich habe mich bei Maurern, Dachdeckern, Klempnern und Elektrikern im Bekanntenkreis erkundigt und von dreien die Zusage, dass sie ehrenamtlich gegen die Erstattung der Materialkosten für das Projekt arbeiten würden", berichtet der Haaner, der bereits eine eigene Facebook-Seite für sein Vorhaben freigeschaltet hat. "In unserer Gruppe haben wir bereits 71 Mitglieder, Tendenz steigend", sagt er.

Bald will Maisch auch auf öffentlichen Plätzen Unterschriften sammeln. Sollte er am Ende nicht genügend Unterstützer finden, bliebe ihm wohl bald nur noch der wehmütige Blick ins eigene Archiv: Im Vorfeld der Petition drehte er ein Video über das brachliegende Freibad.

(ied)
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