Solingen Bürger wollen Windrad-Investor auszahlen

Solingen · Die geplante Windkraftanlage im Stadtteil sorgte gestern Abend in der Bezirksvertretung Gräfrath für jede Menge Emotionen. Nun suchen die Nachbarn das Gespräch mit dem Investor, um das Windrad doch noch zu verhindern.

 Rund 80 Zuhörer waren am Dienstagabend ins Kunstmuseum gekommen, um die Diskussion über die Windkraftanlage mitzuverfolgen. Eine eigentlich geplante Demo fand nicht statt, da sie nicht angemeldet war. Aus diesem Grund waren im Übrigen Polizeibeamte in Gräfrath erschienen.

Rund 80 Zuhörer waren am Dienstagabend ins Kunstmuseum gekommen, um die Diskussion über die Windkraftanlage mitzuverfolgen. Eine eigentlich geplante Demo fand nicht statt, da sie nicht angemeldet war. Aus diesem Grund waren im Übrigen Polizeibeamte in Gräfrath erschienen.

Foto: Oberpriller

Harte Vorwürfe gegen die Stadt und Teile der Politik sowie immer wieder Applaus beziehungsweise Missfallensbekundungen aus dem Publikum: Bei der Sitzung der Bezirksvertretung (BV) Gräfrath gestern Abend im Kunstmuseum Solingen an der Wuppertaler Straße sind die Emotionen phasenweise regelrecht übergekocht.

Wobei die Diskussion über eine im Stadtbezirk geplante Windkraftanlage am Ende eine überraschende Wendung nahm. Denn schließlich wendete sich der Sprecher der Initiative "Pro Gräfrath", Frank Fischer, mit dem Vorschlag an die Politik, möglichst schnell einen Kontakt zum Investor des Windrades, der Firma Aeos Energy, herzustellen. Der Grund: Da die Nachbarn der geplanten Anlage an deren Wirtschaftlichkeit zweifeln, wollen sie nun mit dem Unternehmen sprechen, um den Bau doch noch zu stoppen.

Was hinter dieser Bitte steckt, fasste ein Besucher der wohl hitzigsten BV-Sitzung der vergangenen Jahre später in einfachen Worten zusammen. "Der Investor will doch nur Geld", sagte der Mann, der zuvor - wie viele andere Nachbarn des geplanten Windrades - vor Augen geführt bekommen hatte, dass die Errichtung des Kolosses auf juristischem Wege wahrscheinlich kaum mehr zu verhindern ist. Denn wie der Leiter des Stadtdienstes Natur und Umwelt, Dr. Klaus Strehlau, vor rund 80 Zuhörern ausführte, sei der Stadt aufgrund der vom Investor erfüllten Voraussetzungen zuletzt nichts anders übriggeblieben, als Grünes Licht für die 150 Meter hohe Winkraftanlage in einem Naturschutzgebiet zu geben.

Eine Argumentation, die viele der betroffenen Nachbarn nicht akzeptieren wollten. So wurde zum wiederholten Mal eingewendet, das Windrad schade der Umwelt, bedrohe geschützte Arten und sei zudem ein landschaftlicher Schandfleck. Und weiter wurde der Stadt zudem der Vorwurf gemacht, die Interessen der Anwohner nicht ausreichend berücksichtig zu haben. Beispielsweise sei die Verwaltung dem Investor bei der Zuwegung zum Windrad viel zu weit entgegengekommen - was wiederum von Stadtdienstleiter Strehlau zurückgewiesen wurde, der auf geltendes Recht verwies.

Auch in der Politik gingen die Meinungen zum Thema zeitweise auseinander. So sprachen sich vor allem CDU sowie FDP noch einmal gegen den Bau der Anlage aus, während die Grünen wiederum auf die bestehenden Gutachten Bezug nahmen, die das Windrad für rechtens erklärten.

Erst als der eingangs erwähnte Vorschlag der Bürgerinitiative laut wurde, beruhigten sich die Gemüter zumindest ein wenig. "Tatsächlich könnte ein Gespräch zwischen den Bürgern und der Firma einen Sinn machen", betonte Bezirksbürgermeister Udo Vogtländer (SPD), während Bürgerinitiativen-Sprecher Frank Fischer die Gemütslage der Nachbarn auf den Punkt brachte. Jahrelang habe man gegen die Anlage gekämpft. "Jetzt wollen wir die Sache einfach nur aus der Welt schaffen", sagte Fischer.

(or)
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