Solingen Bunt hat gewonnen

Solingen · Das Bündnis "Bunt statt Braun" hat mit friedlichem Protest dafür gesorgt, dass Pro NRW und NPD nicht Fuß fassen konnten in Solingen. Die Polizei sorgte im Übrigen dafür, dass die Rechten unter sich blieben.

Bezirkspolizist Harry Schulz hat sich gestern Morgen wie er selbst sagt, "den Mund fuselig geredet", dass Protest, auch wenn er sich gegen noch so absurde Thesen richtet, gewaltfrei bleiben muss. Und wie es scheint, hat er Erfolg gehabt. Doch Harry Schulz war gestern nicht allein in der Innenstadt und Ohligs unterwegs: Fast 800 Polizistinnen und Polizisten waren nach Solingen gekommen, um eine Konfrontation zwischen den Rechtspopulisten von Pro NRW und der rechtsextremen NPD auf der einen und dem Bündnis "Bunt statt Braun" und "Solinger Appell" auf der anderen Seite zu verhindern. Während Pro NRW nach Angaben der Polizei mit knapp 70 Anhängern in der Fußgängerzone am Kaufhof Position bezog, hatte die NPD unweit des Hauptbahnhofes 26 Anhänger für diesen 1. Mai in Solingen mobilisieren können. Und beide Gruppen dürften es schwer gehabt haben, sich verständlich zu machen, denn ihre Gegner verliehen dem Protest friedlich aber um so lauter Ausdruck. Selbst wenn jemand die Kundgebung von Pro NRW hätte verfolgen wollen, es bestand kaum eine Chance, durch die weiträumige Polizeiabsperrung zu kommen. Auch der Abstand zur Bühne des Bündnisses "Bunt statt Braun", die zwischen Breidbacher Tor und Rostertreppe aufgebaut war, war so ausreichend, dass keine direkte Konfrontation möglich war.

Unterhalb der Rostertreppe hatte Bündnis-Sprecher Hans-Werner Bertl schon eine Stunde vor Eintreffen des Pro-NRW-Busses, dessen Insassen sich laut Aufschrift auf einem "Kreuzzug fürs Abendland" befinden, die Solinger als "wehrhafte Zivilgesellschaft" bezeichnet. "Heute wird sich zeigen, ob die Rechten hier Fuß fassen können oder endgültig einsehen, dass sie dazu in Solingen keine Chance haben." Und Bertl mahnte noch einmal eindringlich zum gewaltfreien Protest, selbst wenn man provoziert werde. Ein Lob gab es für die Polizei - auch Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher war in die Klingenstadt gekommen – und Bertl mahnte: "Unser Gegner ist nicht die Polizei sondern die rechtsextreme Hetze von Pro NRW und NPD.

130 Nationen leben hier

Während am Kaufhof die Pro NRW-Kundgebung begann, traf an der Rostertreppe der Mai-Demonstrationszug des DGB auf seinem Weg zum Graf-Wilhelm-Platz auf die Anhänger von "Bunt statt Braun". "Was uns verbindet, ist das Eintreten gegen Fremdenfeindlichkeit", sagte Oberbürgermeister Norbert Feith und erinnerte daran, dass in Solingen Menschen aus 130 verschiedenen Nationen leben. "Jeder vierte Solinger ist zugewandert oder stammt von Zuwanderern ab", sagte der Oberbürgermeister. Auch das Stadtoberhaupt schickte ein "ganz herzliches Dankeschön" an die Polizisten, die für den friedlichen Ablauf Sorge trugen, bevor es mit dem DGB-Zug in Richtung Mühlenplatz weiterging. Dort hatten sich traditionell neben den Festtagsrednern auch verschiedene ausländische Vereine zum Familienfest eingefunden. Die Mairede von Wolfgang Zimmermann, dem Bezirksvorsitzenden von Verdi Rhein-Wupper, stand unter dem diesjährigen Motto des Tages der Arbeit: "Gute Arbeit, gerechte Löhne, starker Sozialstaat". Als Hans-Werner Bertl auf der Bühne an der Rostertreppe dann um kurz nach 13 Uhr verkünden konnte, dass sowohl Pro NRW als auch die NPD Solingen verlassen haben, gab es stürmischen Beifall und auch auf dem Graf-Wilhelm-Platz feierte es sich anschließend noch einmal so gut.

(RP)
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