Solingen Burg im Viertelklang

Solingen · Mit 17 Konzerten an fünf besonderen Spielorten gastierte das Bergische Musikfestival in dem Stadtteil.

Schon beim zweiten Lied hat Sänger Jan Röttger das Publikum um den Finger gewickelt - und es geschafft, dass die rund 30 Zuhörer bei seinem Konzert in der Evangelischen Kirche Burg mit Mitsummen und Mitschnippen den perfekten akustischen Hintergrund für seinen mal sanften, mal rauhen, meist melancholischen und immer mit viel Emotion vorgetragenen Gesang liefern. Gemeinsam mit Christopher Huber an der Geige und Cornelius Thiem am Cello gestaltete der junge Sänger am Samstagabend den Auftakt des Bergischen Musikfestivals Viertelklang in der Evangelischen Kirche Burg. Und zeigte sich, wie auch die Besucher, beeindruckt von der kleinen Kirche mit dem hölzernen Altar, den aufwendigen Verzierungen und ihrer besonderen Akustik.

Überhaupt: Das Viertelklang, das im vergangenen Jahr in Gräfrath gastierte und dieses Jahr in Burg stattfand, war ein Festival der besonderen Schauplätze - und der Atmosphäre, die an jedem einzelnen Ort herrschte. An fünf Spielorten in Ober- und Unterburg gab es insgesamt 17 Konzerte von Klassik und Jazz über Rock und Pop bis hin zu Tango und Funk - neben der Evangelischen Kirche, in der Grotte in der Alten Schlossfabrik, im Dürpellos, im Martinussälchen im Besucherzentrum und in der Gedenkstätte des Deutschen Ostens im Batterieturm.

"Ich war noch nie hier drinnen" , flüstert ein Gast, kurz bevor im Turm um 20 Uhr das Konzert von Jens Brockmann (Viola) und Udo Mertens (Flöte) beginnt. Das Ambiente ist speziell: Die Luft ist kalt, der Turm nicht bestuhlt, die Akustik bei den Werken von Anton Hoffmeister, Georg Philipp Telemann und Joseph Martin Kraus, die die Mitglieder des Sinfonieorchesters Wuppertal spielen, aber umso besser. "Sie passt schön rein in den Turm, die Musik", sagt dann auch Musiker Udo Mertens.

Auch der Solinger Klaus Witte ist begeistert - vom Konzert ebenso wie vom gesamten Festival. "Mir gefällt es sehr gut, auch wenn man nach den einzelnen Konzerten sehr schnell wechseln muss." Denn das gehört zum Konzept: Eine halbe Stunde wird gespielt, eine halbe Stunde haben die Gäste Zeit, den Spielort zu wechseln - gerade in Burg mit Locations in Ober- und Unterburg trotz Shuttle-Bus eine Herausforderung.

Christian Bauersachs kommt vom Konzert des Trios "Long clarinets - Short Stories" in der evangelischen Kirche zum Konzert von Dr. Mojo alias Klaus Stachuletz, das um 21 Uhr im Martinussälchen in Oberburg beginnt - und will gleich danach wieder zurück in die Kirche, um "Tango Intimo" zu erleben. "Die Parkplatzsituation könnte man noch verbessern", findet er. Das Konzert von Dr. Mojo, bei dem die Zuhörer sich unter dem Titel "Musik à la Cart" Lieder wünschen können, entschädigt aber allemal für die Wege: Von Bob Dylan über die Beatles bis hin zu Milow hat der Vollblutmusiker mit Gitarre und Mundharmonika im bis auf den letzten Platz besetzten Martinussälchen im Repertoire. "Das Festival ist ein wirkliches Event", sagt Christian Bauersachs, bevor er - wie die anderen Festivalgäste - zur nächsten Spielstätte weiterzieht.

(RP)
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