Mobile Redaktion Burg soll eine echte Renaissance erleben

Solingen · Eine Straße, die zum Flanieren einlädt, eine neue Querung über die Wupper und Segway-Touren für Touristen: In Burg, wo heute noch Bagger den Ton angeben, könnte in einigen Jahren wieder richtig Leben sein. Die Bewohner würden sich freuen.

 Ingo Meuter und Burkhard Flender (v.l.) planen Segway-Touren nach Burg. Bei der Erkundung der besten Routen kamen die Wuppertaler gestern an der Mobilen Redaktion vorbei. Markus Lütke Lordemann (2.v.r.) begrüßt díes. Redakteur Uwe Vetter notierte die Pläne.

Ingo Meuter und Burkhard Flender (v.l.) planen Segway-Touren nach Burg. Bei der Erkundung der besten Routen kamen die Wuppertaler gestern an der Mobilen Redaktion vorbei. Markus Lütke Lordemann (2.v.r.) begrüßt díes. Redakteur Uwe Vetter notierte die Pläne.

Foto: Köhlen (3), Oberpriller

Zugegeben, der Titel war etwas provokant gewählt. "Burg: Stadtteilsterben und Hochwasserschutz" - unter dieses Motto hatte die Solinger Morgenspost ihre Mobile Redaktion gestern auf dem Wochenmarkt an der Wupperinsel in Unterburg gestellt. Doch von einem sterbenden Viertel, das wurde ziemlich schnell klar, kann keine Rede sein, wenn es um den östlichsten Stadtteil der Klingenstadt geht, der erst im Jahr 1975 nach Solingen eingemeindet wurde.

Im Gegenteil: In den nächsten Jahren sollen Unter- wie Oberburg - trotz oder gerade wegen - der augenblicklichen Großbaustelle eine sprichwörtliche Renaissance erleben. Denn in einem waren sich Experten und Bürger, die sich am Freitag am Stand der Mobilen Redaktion versammelt hatten, einig: Burg verfügt über enormes Potenzial, das es zukünftig wieder besser zu nutzen gilt.

 Ralf Lange, Olaf Meyer und Georg Wagner vom Café Meyer.

Ralf Lange, Olaf Meyer und Georg Wagner vom Café Meyer.

Foto: Martin Oberpriller

"Unser Ziel ist es, die Themen Wohnen und Tourismus besser miteinander zu verbinden", sagte beispielsweise Markus Lütke Lordemann, der als oberster Stadtplaner auch für die Entwicklung von Schloss Burg verantwortlich ist. Und nicht nur dafür, weswegen Lütke Lordemann gestern auf ein ganzes Bündel an Maßnahmen verwies, das den Stadtteil nach vorne bringen soll.

So werden im Rahmen des Stadtteilentwicklungskonzeptes Burg nicht allein 32,5 Millionen Euro in die Sanierung des Schlosses fließen. Vielmehr stehen zusätzlich 6,5 Millionen Euro für Verbesserungen in Unter- wie Oberburg jenseits der historischen Anlage zur Verfügung. Diese Summe soll unter anderem dazu genutzt werden, für drei bis fünf Jahre ein Quartiersmanagement zu schaffen und einen Architekten zu engagieren, der die Immobilienbesitzer im Stadtteil etwa zu einem aufzulegenden Fassadenprogramm berät.

 Reichlich Gesprächsstoff gab es bei der Mobilen Redaktion auf der Wupperinsel in Unterburg. "Solingen hat uns links liegen lassen." Der Unterburger Günter Neumann sieht die Stadt in der Pflicht. Reichlich Gesprächsstoff gab es bei der Mobilen Redaktion auf der Wupperinsel in Unterburg. "Solingen hat uns links liegen lassen." Der Unterburger Günter Neumann sieht die Stadt in der Pflicht.

Reichlich Gesprächsstoff gab es bei der Mobilen Redaktion auf der Wupperinsel in Unterburg. "Solingen hat uns links liegen lassen." Der Unterburger Günter Neumann sieht die Stadt in der Pflicht. Reichlich Gesprächsstoff gab es bei der Mobilen Redaktion auf der Wupperinsel in Unterburg. "Solingen hat uns links liegen lassen." Der Unterburger Günter Neumann sieht die Stadt in der Pflicht.

Foto: Köhlen Stephan

"Dieser Service wird wohl 2018 starten", kündigte Markus Lütke Lordemann an - und sprach damit vielen Bürgern aus der Seele. "Wir benötigen unbedingt eine Koordinationsstelle", sagte Georg Wagner, der zusammen mit Ralf Lange und Olaf Meyer Inhaber des Café Meyer in Unterburg ist. Denn zuletzt hätten zwar etliche Häuser, in denen früher gastronomische Betriebe ansässig gewesen seien, ihre Eigentümer gewechselt. Doch viel zu oft tue sich an den Gebäuden nichts - was wiederum das Gesamtbild negativ beeinflusse.

Ein Problem, das den verbliebenen Wirten in Unterburg genauso zu schaffen macht wie die Großbaustelle für einen verbesserten Hochwasserschutz am Eschbach. Diese wird sich noch bis voraussichtlich 2019 ziehen. Wobei Patrick Vondung, zuständiger Projektleiter beim Wupperverband, gestern zumindest ein klein wenig Entwarnung geben konnte. "Wir liegen gut im Zeitplan", versicherte Vondung, der entsprechend damit rechnet, dass die momentane Sperrung der Eschbachstraße im Frühjahr 2018 beendet ist.

Indes werden die Bagger auch danach noch eine Weile im Ort zu sehen sein. Die Verantwortlichen wollen nämlich nicht nur den Eschbach bändigen, sondern weitere Weichenstellungen - gerade in Unterburg - vornehmen. So wird die Eschbachstraße mit Hilfe neuer Fußwege zu einer regelrechten Flaniermeile. Und von dort aus sollen Besucher sowie Einheimische dann später einmal zur Wupperinsel mit einer neuen Querung über den Fluss sowie zu einem Pfad an der Seilbahn gelangen, der Unter- mit Oberburg verbinden könnte. Dieser befindet sich ebenfalls in der Planung.

Alles Maßnahmen, die für Günter Neumann dringend geboten sind. "Solingen hat uns viel zu lange links liegen lassen", sagte der Unterburger bei der Mobilen Redaktion. Für ältere Leute sei es heutzutage ausgesprochen schwierig, einzukaufen. "Es gibt kein Geschäft mehr am Ort", klagte Neumann, der wie Stadtplaner Lütke Lordemann hofft, dass sich in der Zukunft zumindest eine Art Dorfladen - nach dem Vorbild der Hasseldelle - in Burg etabliert.

Dabei ist ein Anfang gemacht. Immer freitags stehen mehrere Markthändler auf der Wupperinsel. Wie zum Beispiel Natalja Wiedemann von der gleichnamigen Metzgerei aus Höhscheid. "Wir sind das erste Mal hier", sagte Wiedemann - die dies mit Burkhard Flender und Ingo Meuter gemeinsam hat.

Die Wuppertaler organisieren Segway-Touren und planen eine Route, die zukünftig von Müngsten nach Burg laufen soll. "Die Gegend ist einfach toll und wie geschaffen für Ausflüge mit Segways", sagte Flender sehr zur Freude von Markus Lütke Lordemann, der als Stadtplaner vom touristischen Potenzial Burgs überzeugt ist.

(or)
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