Solingen Cafébesitzer soll Mädchen belästigt haben

Solingen · Wie immer in solchen Verfahren geht es für beide Seiten um viel. Die Angeklagten, ein 43-jähriger Geschäftsmann und ein 24-jähriger Fußballer und Lehramtsstudent, sollen am 7. April 2012 eine 17-Jährige sexuell genötigt haben, dem älteren Angeklagten wird außerdem die versuchte Vergewaltigung der jungen Frau einen Tag zuvor vorgeworfen.

Das Jugendschöffengericht kam gestern nach gut sechsstündiger Verhandlung zu keinem Ergebnis. Die bis dahin gewonnenen Erkenntnisse veranlassten das Gericht, ein fachärztliches Gutachten über die Aussagetüchtigkeit der 17-Jährigen einzuholen. Der Vorsitzende Richter Joachim Schmitz-Knierim kündigte an, in dem dann neu zu terminierenden Verfahren zahlreiche zusätzliche Zeugen zu hören, alle, die irgend etwas mit dem Fall zu tun haben.

Die Angeklagten selbst bestreiten, der jungen Frau zu nahe gekommen zu sein. Eine plausible Erklärung, warum die junge Frau die beiden zu Unrecht belasten sollte, konnten sie nicht geben, schon gar nicht vor dem Hintergrund, dass die Familie der 17-Jährigen und die Familie des 43-jährigen Cafébesitzers seit vielen Jahren eng befreundet waren. In der Küche beziehungsweise im Büro des Cafés soll es zu den Übergriffen gekommen sein, sowohl die 17-Jährige als auch der 24-jährige Mitangeklagte waren dort als Aushilfen beschäftigt. Meistens waren es junge Mädchen, die sich im Geschäft des 43-Jährigen etwas hinzuverdienten.

Mit denen habe er einen lockeren Umgangston gepflegt, sagte der Geschäftsmann gestern. Der Mitangeklagte räumte ein, es könne auch schon mal zu zweideutigen Bemerkungen, nie jedoch zu Übergriffen gegenüber den Mädchen gekommen sein. Vielmehr habe die 17-Jährige ihn bedrängt, habe in der Freizeit etwas mit ihm unternehmen wollen. An jenem Tag, als er die junge Frau zusammen mit seinem Chef bedrängt haben soll, sei er nicht in dem Café, sondern bei einem Fußballspiel gewesen, dafür könne er diverse Zeugen benennen.

Die Therapeutin der 17-Jährigen ist überzeugt, dass die Vorwürfe der Anklage stimmen. Die Diplom-Psychologin sagte aus, in den inzwischen 69 Therapiestunden mit der jungen Frau habe sich alles um den Missbrauch durch die beiden Angeklagten gedreht, Stück für Stück habe sich ein Bild zusammengefügt, das für sie schlüssig sei. Panikattacken, Alpträume und Selbstvorwürfe würden die junge Frau noch heute überkommen, auch würde sie sich durch Ritzen selbst verletzen.

(aki)
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