Solingen Carsten Duffin und Bergische Symphoniker in Topform
Solingen · Rotgold wie ein antikes Schmuckstück, gebettet in eine Samtschatulle: So tönt Carsten Duffins herrliches Horn im B-Dur-Hornkonzert von Reinhold Glière. Das Samtbett steuern die Bergischen Symphoniker bei, die in ihrem vierten Philharmonischen Konzert von einem Gastdirigenten animiert werden: Georg Christoph Sandmann, ein Maestro mit langjähriger Erfahrung, versteht es gekonnt, seine eigene Musizierlust auf das Orchester zu übertragen.
Das Opus 91 des Komponisten aus Kiew ist auch allen Einsatzes wert: Schwungvolles, Lyrisches und Marschartiges alternieren im Kopfsatz miteinander; im Zentrum steht eine Andante-Elegie, und das von einem Bläserchoral eröffnete Finale durchzieht ein russisches Tanzlied. Für den Solisten ist das ausgedehnte Konzert allerdings auch eine Strapaze — doch davon ist Carsten Duffin, Solohornist im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, nichts anzumerken. Höchstens in der verständlichen Entscheidung, keine Zugabe mehr zu geben.
Samtweich und voluminös klingt sein Instrument, und dank Sandmanns ausbalancierter Dynamik sind auch seine zuweilen blitzschnellen Tonfolgen klanglich perfekt ins Orchester integriert. Das konzertante Agieren und Reagieren greift spannungsvoll ineinander, und so entfaltet sich eine beglückende Zwiesprache zwischen Solist und Orchester.
Auch Dukas' sehniges Melos, die schillernden Klangfarben seines persischen Märchenballetts, modelliert Sandmann mit präziser Zeichengebung. Der zarte Einstieg in die Märchenmusik und sein Pendant am Ende der Tondichtung geraten vielleicht eine Spur zu geerdet, zu deutsch-gewichtig — doch in die gleißenden Violinphrasen, die goldglänzenden Bläserklänge und die funkelnden Einwürfe des Schlagzeugs legen sich Dirigent und Musiker so wonnevoll wie in ein wohlig warmes Schaumbad. Und die geraten am Ende in Ravels Orchesterfassung nicht nur zur subtilen Farborgie, sondern auch zum plastischen Relief: am stärksten vielleicht beim Doppelporträt der Juden Samuel Goldenberg und Schmuyle. Zur finalen Prozession zieht Sandmann alle Register — und die Symphoniker spielen mit einer Freude und Klasse, die angesichts der zermürbenden Dauer-Infragestellung ihrer Existenz an Wunder grenzen.