Solingen CDU fordert neues Windrad-Gutachten

Solingen · Der Streit um die Windradanlage in Gräfrath geht weiter. Unklar ist, ob in dem Gebiet Auf der Geleichten der seltene Rotmilan zuhause ist. Der Vogel, für den die Rotorenblätter gefährlich werden könnten, wurde dort bereits gesichtet.

 Bremst der Rotmilan in das geplante Windrad aus? Foto: Privat

Bremst der Rotmilan in das geplante Windrad aus? Foto: Privat

Foto: Gräfrath

In die Diskussion um die geplante Windradanlage in Gräfrath kommt neuer Schwung. Denn nachdem Experten in der Vergangenheit auf dem vorgesehenen Areal immer wieder den seltenen Rotmilan gesichtet haben, ist die Solinger CDU gestern nun einmal mehr in die Offensive gegangen und hat die Stadt aufgefordert, eine zusätzliche Expertise zur Eignung des Standortes in Auftrag zu geben.

"Die Beobachtungen, die unter anderem von Jägern dokumentiert worden sind und zu denen ein Video existiert, müssen auf jeden Fall nochmals von einem Fachmann überprüft werden", sagte Kai Sturmfels, der für die Christdemokraten sowohl im Stadtrat, als auch in der Bezirksvertretung Gräfrath sitzt, im Gespräch mit unserer Redaktion. Immerhin, so Sturmfels, gebe es nämlich längst ausreichend Indizien dafür, dass der Vogel nicht allein sporadisch in der Gegend auftauche, sondern im Solinger Norden dauerhaft jage sowie brüte - was wiederum eine Neubewertung des umstrittenen Windrades nötig mache.

Tatsächlich bewertet die Union den Bau der seit mehr als einem Jahrzehnt geplanten Anlage mit einer Höhe von rund 150 Metern bereits seit einiger Zeit kritisch. So war Ratsherr Sturmfels in der Angelegenheit zuletzt Mitte März mit einer Anfrage an die Stadtverwaltung herangetreten. Darin hatte der CDU-Mann unter anderem Auskunft darüber verlangt, wie viele Rotmilan-Pärchen genau in der Vergangenheit in der Gegend gesichtet worden seien.

Die Antwort aus dem Rathaus mit Datum 30. März lag schließlich zu der Ratssitzung in der zurückliegenden Woche vor. Wobei die Stadt konstatierte, Sichtungen des Greifvogels hätten "im nördlichen Teil des Untersuchungsraums" durchaus schon stattgefunden. Allerdings gaben die zuständigen Beamten der Verwaltung zeitgleich zu bedenken, dass der Rotmilan in Gräfrath lediglich als eine Art "Gastvogel auf Nahrungssuche " zu bewerten sei - zumal über ein Paar des seltenen Greifs ebenfalls keine Erkenntnisse vorliegen würden.

Dies jedoch sehen andere anders. Denn in der Umgebung des für die Windkraftanlage vorgesehenen Grundstücks befindet sich ein Horst, wie er normalerweise von Raubvögeln für die Aufzucht ihrer Jungen genutzt wird. Und dieses Nest weiß bislang wiederum niemand einer speziellen Vogelart zuzuordnen. Der Grund: In diesem Frühjahr blieb der Horst ungenutzt. Was aber im Umkehrschluss einerseits nicht bedeutet, dass das so bleiben muss - und anderseits auch nicht die Möglichkeit ausschließt, wonach doch ein Rotmilan der "Besitzer" sein könnte.

Trotzdem wird der jetzt erfolgte Vorstoß der CDU zum Thema Windrad bei der Stadt eher zurückliegend bewertet. Fakt sei, dass es zu dem in Rede stehenden Horst keinerlei überprüfbare Erkenntnisse gebe, sagte eine Rathaus-Sprecherin am Mittwoch auf Anfrage unserer Redaktion. Vielmehr, so die Sprecherin, sei auch denkbar, dass das Nest von einem anderen Vogel, zum Beispiel von einem Bussard, gebaut worden sei.

"Am Rande der Ratssitzung am 18. Mai wurden eine entsprechende Informationen der Biologischen Station Mittlere Wupper zu dem Horst bekannt gegeben", sagte die Stadtsprecherin, die ferner darauf verwies, eine weitere Anfrage beziehungsweise einen neuen Antrag zu der Thematik habe die Verwaltung nicht erreicht.

Parallel werden die Bemühungen der Bürgerinitiative "Pro Gräfrath" fortgesetzt, den Windrad-Investor auszuzahlen und so den Bau der Anlage zu verhindern. Eine diesbezügliche Einigung steht allerdings weiter aus. Die Genehmigung zum Bau der Anlage wurde in der Vergangenheit schon mehrfach verlängert. Sollte demnächst eine nochmalige Verlängerung beantragt werden, würde es sich hierbei um ein ausschließliches Verwaltungsverfahren handeln. Eine Entscheidung der Politik ist gesetzlich nicht mehr vorgesehen.

(or)
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