Solingen Czupryn überzeugte Jury und Publikum

Solingen · Der Kunstpreisträger der Bergischen Kunstausstellung David Czupryn ist auch der Gewinner des Publikumspreises.

Dies gab es erst drei Mal in der nun 70-jährigen Geschichte der Bergischen Kunstausstellung. Der Kunstpreisträger ist auch der Publikumsliebling und gewinnt den mit 1500 Euro dotierten Preis, wie in jedem Jahr gestiftet von der Stadt-Sparkasse. Im Rahmen einer Publikumsveranstaltung des Geldinstitutes wurde der Preis durch den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Stefan Grunwald im Meistermann-Saal des Kunstmuseums an den Maler David Czupryn verliehen. Mit 167 von 700 abgegebenen Stimmen lag er mit seinen großformatigen Ölbildern deutlich an der Spitze der Publikumsgunst. "Und das zeichnete sich bereits während der gesamten Ausstellungszeit ab," ergänzte die stellvertretende Museumsleiterin Gisela Elbracht-Iglhaut. Den zweiten Platz mit 95 Stimmen belegt die Koreanerin Songnyeo Lyoo mit ihrer Arbeit "Paradise - Internal Garden", eine symmetrisch angelegte Komposition auf Reispapier. Das Künstlerduo Guilia Bowinkel und Friedemann Banz wurde mit ihrem multimedialen Projekt "Daemons", in dem virtuelle Wirklichkeiten simuliert werden, vom Publikum mit 93 Stimmen auf den dritten Rang gewählt.

Nach einem Grußwort des Oberbürgermeisters Tim Kurzbach stellte sich der Duisburger Künstler David Czupryn den Fragen von Gisela Elbracht-Iglhaut. Der 1983 geborene Maler absolvierte zunächst eine Schreinerlehre. Die Wandlung vom Handwerker zum Künstler vollzog er 2008 mit dem Beginn seines Studiums an der Kunstakademie Düsseldorf. "Als Handwerker taugst du nicht so viel, bilde dich weiter," sagte sein Meister. So fand Czupryn über die Architektur zur Bildenden Kunst. Zunächst studierte er drei Jahre Bildhauerei bei Prof. Georg Herold, dann vier Jahre Malerei bei den Professoren Lucy Mckenzie und Tomma Abts.

Czupryns Arbeiten sind geprägt von illusionären Materialstrukturen. Den Werkstoff Holz kennt er nach eigenen Aussagen durch seine Schreinerausbildung am besten. Als Bildhauer hat er mit Holz gestaltet, jetzt malt er Holz, aber auch Marmor und Stein in gekonnter Trompe-l'œil-Manier. Die natürlichen Materialien kontrastiert er mit Formen aus Plastik, synthetischen Stoffen und polymeren Oberflächen. Die Materialität der Elemente scheint täuschend echt. In nischenartigen Räumen mit nur geringer Bildtiefe versammelt sich ein skurriles Repertoire an fremden und vertrauten Formelementen, von bizarren Organismen über buntes Kinderspielzeug bis zum Traumfänger. Czupryn erzeugt eine solche Plastizität, dass der Betrachter auf den ersten Blick glaubt, die Gegenstände seien dreidimensional. "Durch den Verzicht auf Schlagschatten und ein undramatisches gleichmäßiges Licht, fast so wie in den Fotos von Bernd und Hilla Becher, erzeuge ich diese Körper- und Raumillusion," erklärte der Künstler.

Auch die Kunst der Altniederländer hat ihn beeinflusst. Er malt Stillleben, doch der barocke Verweis auf die Vergänglichkeit, das memento mori, wird durch die von ihm dargestellten unverrottbaren Plastikmaterialien ad absurdum geführt. "Jedes Bild spiegelt die Zeit, in der es entsteht," ergänzt Czupryn.

Der Besucher findet schnell Zugang zu Czupryns Bildern, wie die Wahl zum Publikumspreisträger beweist: Die Faszination am Spiel mit der Täuschung katapultiert den Betrachter unmittelbar in die traumähnlichen Bildwelten zwischen Natur und Künstlichkeit. Wer sich selbst vom Sog dieser Bilder überzeugen will, kann die internationale Bergische Kunstausstellung noch bis zum 30. Oktober besuchen.

(RP)
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