Solingen Damit keiner nackt auf der Bühne steht

Solingen · Seit vielen Jahren begleitet Angela Schütt als Kostümbildnerin die Eigeninszenierungen der Stadt unter der Regie von Igor Folwill. Mozarts "Titus" hat am 4. Mai im Pina-Bausch-Saal des Solinger Theater und Konzerthaus Premiere.

"Denn die einen sind im Dunkeln, und die andern sind im Licht, und man siehet die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht." So zumindest heißt es in Bert Brechts "Dreigroschenoper". Die steht allerdings nicht auf dem Programm der diesjährigen Eigeninszenierung der Stadt. Mozarts "Titus" hat sich für 2016 Regisseur Igor Folwill vorgenommen. Da stehen die Sänger im Rampenlicht, der Chor natürlich auch, Orchester und Dirigent sowieso. Und dann gibt es die im Dunkeln, die man nicht sieht, aber ohne die eine solch große Produktion gar nicht möglich wäre. Dazu gehört auch diejenige, die dafür sorgt, dass die Akteure nicht nackt auf der Bühne stehen. Darum kümmert sich seit vielen Jahren Angela Schütt, die als Kostümbildnerin die Eigeninszenierungen begleitet.

"Mit Igor Folwill arbeite ich schon sehr lange zusammen", sagt die 59-jährige Kostümbildnerin. Da ist man ein eingespieltes Team. Monate vor der Produktion setzt man sich schon zusammen. Der Regisseur entwickelt seine Ideen und stimmt diese in enger Zusammenarbeit mit Kostüm- und Bühnenbildnern ab. "Bühne und Kostüme gehen mit der Regie Hand in Hand, und es bleibt bis zum Schluss immer spannend."

Schütt entwirft zunächst die Figurinen. Das sind Zeichnungen für die Kostüme für Darsteller und Chor. Viele Entwürfe gibt es und viele Gespräche darüber. Bei Mozarts "Titus" wird das - der Geschichte und der Inszenierung entsprechend - militärisch und barock angehaucht sein. Dabei ist die Arbeit der Kostümbildnerin in Solingen besonders interessant. "In großen Staatstheater gibt es alle für Aufführungen notwendigen Gewerke." Vom Bühnenbau bis zur Kostümschneiderei. Nicht so im Bespieltheater der Klingenstadt. Hier muss man sich das meiste von außen besorgen. Und da spielen die Kontakte, die man im Berufsleben gesammelt hat, eine große Rolle: Welche Bühne verfügt über entsprechende Kostüme, die man besorgen und ändern kann? Das klappt stets gut. "Die Theaterwelt ist klein, und man kennt sich untereinander." Das macht es leichter. Und das macht gerade die Arbeit von Angela Schütt in Solingen so spannend. Improvisieren, Organisieren, Beschaffen, das macht Theater erst so aufregend. Dabei geht es ja nicht nur um die Hauptdarsteller, auch um Chor und Komparserie. "Wenn man am Schluss sieht, dass alle etwas anhaben und es auch noch gut aussieht, kann man zufrieden sein", so die Kostümbildnerin. "Es muss alles zu sehen sein, was für den Zuschauer wichtig ist." Dazu gehört auch, anderes wegzulassen. "Es gibt sehr viele Details, auf die ich achten muss." Nicht etwa, dass Titus noch seine Armbanduhr umhat. Eigener Schmuck gehört ohnehin nicht auf die Bühne. "Abgesehen vom Ehering." Die Kleinigkeiten fügen erst das große Ganze zu einer Einheit auf der Bühne. Heute arbeitet die gebürtige Hanseatin nach langen Jahren bei Theatern wie der Landesbühne Hannover als freischaffende Bühnenbildnerin in Ulm. "Es gefällt mir sehr gut dort - auch wenn man sich als Hamburgerin etwas schwer mit der schwäbischen Mentalität tut."

Auch sonst ist ihr Weg ungewöhnlich. "Wer heute Kostümbildner werden will, muss mit einer Schneiderlehre anfangen", erklärt Angela Schütt. "Ich habe mit dem Studium der Malerei in Hamburg begonnen." Der Weg zur Bühne war aber schon fast vorgezeichnet. "Da mein Vater bei der Staatsoper in Hamburg arbeitete, war der Weg zum Kostümbildner nicht weit." Ein weiteres Glück war, dass sie gleich eine feste Stelle bekommen hatte - und nicht wie viele andere Kollegen erstmal die Ochsentour über Kinderstücke und ähnliches machen musste. Nun arbeitet sie wieder an der Solinger Eigeninszenierung. "Hier macht es mir besonders viel Spaß, da ich sehr viel Eigenverantwortung habe."

(crm)
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