Situationsbericht des VRR 2016 Darum schneiden die Solinger Bahnhöfe schon wieder mies ab

Solingen · Der Verkehrsverbund Rhein Ruhr hat die Bahnstationen im gesamten Tarifgebiet bewertet. Für die Solinger Bahnhöfe gab es durchweg schlechte Noten. Nur der Hauptbahnhof kommt gut weg. Besonders das Graffiti-Problem scheint unlösbar.

Aufzüge, die nicht funktionieren, Taubendreck und Müll an den Zugängen beziehungsweise in den Wartebereichen sowie hässliche Graffiti: Die Solinger Bahnhöfe und Haltepunkte sind in ihrer Mehrzahl auch im vergangenen Jahr beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) schlecht weggekommen. Das geht aus dem neuen Stationsbericht 2016 des VRR hervor, der jetzt veröffentlicht wurde. Darin erhält einzig der Hauptbahnhof in Ohligs eine gute Gesamtnote, während alle anderen Stationen in der Klingenstadt bei den VRR-Testern durchgefallen sind.

Besonders eklatant ist diesmal, dass nun selbst der erst vor wenigen Jahren renovierte Bahnhof Schaberg unter die Kategorie "Rot" fällt, die für nicht mehr akzeptable Zustände steht. Zum Vergleich: Vor Jahresfrist war die kleine Station in unmittelbarer Nähe zur Müngstener Brücke noch mit einem grünen Punkt ausgezeichnet worden, hatte also keinerlei gravierende Mängel aufgewiesen.

Dabei vermitteln die vor rund zwei Jahren erneuerten Bahnsteige in Schaberg auf den ersten Blick immer noch einen guten Eindruck, der bei genauerem Hinsehen allerdings trügt. "Die Abwertung hängt mit den großflächigen Graffiti sowohl in den Zugangsbereichen als auch auf den Bahnsteigen zusammen", begründete eine VRR-Sprecherin am Dienstag auf Anfrage unserer Redaktion die schlechte Note für Schaberg. Wobei der Verkehrsverbund keinen Zweifel daran lässt, dass solche Schmierereien bei den Testern des Stationsberichts stets besonders schwer ins Gewicht fallen. "Denn immerhin ziehen Graffiti, die nicht schnell beseitigt werden, weitere Sprayer an, so dass die Situation immer schlimmer wird", betonte die Sprecherin.

Bahn hat eigene Graffiti-Zentrale

Bei der Bahn kennt man diese Problematik, ist nach eigenen Angaben aber in gewisser Weise hilflos. "Etliche Schmierereien lassen sich nur mit einem enormen Aufwand entfernen, da sie häufig in der Nähe des Bahnkörpers angebracht sind - was wiederum Gleis- und Streckensperrungen notwendig macht", sagte ein Unternehmenssprecher, der parallel darauf verwies, im Normalfall sei die Bahn bemüht, gemeldete Graffiti binnen sieben Tagen zu beseitigen.

Tatsächlich unterhält der Konzern aus diesem Grund eine sogenannte Graffiti-Zentrale in Essen, in der die Entfernung der Schmierereien koordiniert wird. "Erhalten die Kollegen dort Kenntnis von einem neuen Graffiti, beauftragen sie Fremdfirmen oder die Kollegen von DB Services damit, die entsprechenden Schritte in die Wege zu leiten", hieß es am Dienstag aus der NRW-Niederlassung der Bahn in Düsseldorf.

Besonders aktiv sind die Reinigungstrupps diesbezüglich inzwischen in der Unterführung zu den Bahnsteigen am Hauptbahnhof. Was sich jetzt nicht zuletzt in der positiven Bewertung widerspiegelte - zumal die großangelegten Umbaumaßnahmen das Erscheinungsbild in Ohligs ihrerseits deutlich verbessert haben.

"Rot" für den Bahnhof Mitte

Am Bahnhof Mitte stören hingegen - wie in Schaberg - nach wie vor die Sprayer-"Kunstwerke". Die Station bekam darum ebenfalls die Einstufung "Rot" verpasst. Dabei sind es in Mitte aber nicht die Graffiti, die in erster Linie stören. "Der Taubenkot am Bahnhof ist weiter ein Problem", teilte der VRR vielmehr mit. Vor allem der Bereich vor dem Aufzug und die Treppe sind regelmäßig mit Kot verunreinigt. Wobei dieses Ärgernis demnächst wegfallen könnte, wenn die Stadt Solingen nach einem entsprechenden Grünen Licht der Deutschen Bahn Netze sowie Pikser installieren darf - und zudem an der benachbarten Eissporthalle ein Taubenhaus errichtet wird.

Nahezu unlösbar erscheint im Gegensatz dazu die Vandalismus-Problematik bei den Aufzügen in Mitte sowie am Haltepunkt Grünewald. Auch letztgenannte Station erhielt 2016 die schlechteste Note, nachdem sie 2015 noch unter die Kategorie "Gelb" (noch akzeptabel) gefallen war.

Derweil wurde der Haltepunkt Vogelpark wie schon in den Vorjahren erneut und fast schon traditionell als schlecht bewertet. Graffiti allerorten: Am Vogelpark kommt die Bahn mit der Beseitigung der Sprayer-Hinterlassenschaften an den Lärmschutzwänden kaum nach. Ein Umstand, um den der VRR ebenfalls weiß - und der es für die Bahn fast zu einem Glückspiel macht, welche Note ein Bahnhof bekommt. Denn die Prüfer, die für den Verbund ihre Eindrücke schildern, besuchen jede Station nur viermal pro Jahr. Ist ausgerechnet dann ein Bahnhof gerade wieder von Sprayern "heimgesucht" oder mit Dreck zugemüllt worden, steht das Negativ-Urteil schnell fest.

(or)
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