Solingen Das Alltägliche wird zum Bildthema

Solingen · In Kooperation mit dem Industriemuseum zeigt das Solinger Fotoforum in der Loosen Maschinn in Widdert die Ausstellung "Zeitsprung". Vier ehemalige Studenten der Kölner Werkschulen zeigen Ausschnitte aus ihrem Werk.

 Dagmar Thiemler vom Industriemuseum und Peter Holtfreter vom Fotoforum zeigen in der Loosen Maschinn die Ausstellung "Zeitsprung".

Dagmar Thiemler vom Industriemuseum und Peter Holtfreter vom Fotoforum zeigen in der Loosen Maschinn die Ausstellung "Zeitsprung".

Foto: Stephan Köhlen

Nach einem Jahr Ausstellungspause zeigt das Solinger Fotoforum in Kooperation mit dem Industriemuseum eine neue Präsentation in der Loosen Maschinn in Widdert. "Zeitsprung" ist die Schau im Treppenhaus betitelt, die Bilder von Wilfried Kaute, Anita Kloten, Dieter Korte und Edgar Malter vorstellt. Was die vier Fotografen vereint ist, dass sie alle an den Kölner Werkschulen studiert haben. "Und ich kenne alle vier seit den 70er Jahren und habe sie deshalb auch gefragt, ob sie gemeinsam eine Ausstellung in Solingen machen würden", erzählt Peter Holtfreter vom Fotoforum. Da alle dem Projekt ihre Zustimmung gaben, "gibt es jetzt hier ein großes Klassentreffen", so Holtfreter. Das Treffen in Form einer sehenswerten Gruppenausstellung dauert bis zum 31. Mai und kann jeden Sonntag in der Loosen Maschinn von 15 bis 18 Uhr besucht werden.

Alle vier Fotografen stellen Bilder aus aktuellen, überwiegend aber aus älteren Werkserien vor. Wilfried Kaute profitiert als Fotograf von seinem Beruf. Seit den 70er Jahren arbeitet er als Kameramann, Regisseur und Produzent für Film und Fernsehen. "Während und zwischen den Produktionen entstanden weltweit Schwarz-Weiß-Bilder im Kontrast zum farbigen TV-Alltag", erzählt Kaute. Neben Fotografien einer Aktion des "Nagel"-Künstlers Günther Uecker beeindrucken besonders die Portraits von Bewohnern des Hochlandes in Papua-Neuguinea.

Beispiele aus gleich drei ihrer Werkgruppen zeigt Anita Kloten. Da sind die Fotografien über die Rheinische Kunstszene der 70er Jahre, denen Kloten in der Ausstellung klassisch komponierte farbige Pflanzenbilder gegenüberstellt. "Mit ihrer Vielfalt an Farben, Formen und Strukturen rufen die Pflanzen Empfindungen und Assoziationen hervor", weiß Kloten. Die dritte Werkgruppe versammelt Farbfotogramme, die an Hand von in der Dunkelkammer direkt auf Fotopapier belichteten Alltagsgegenständen eine erfundene poetische Realität zeigen. "Jedes dieser Bilder ist ein Original und nicht reproduzierbar", erklärt Holtfreter.

"Mein Interesse gilt der authentischen, dokumentarischen Fotografie", beschreibt Dieter Korte seinen Arbeitsansatz. Der Fotograf wählt bevorzugt Orte, an denen Menschen kurzzeitig verweilen, etwa Haltestellen. "Hier begegnen sich Menschen zufällig und vorübergehend, ohne Beziehung zueinander." Korte komponiert diese Situationen des Wartens als dichte Collagen. "Intuitiv entstehen Bilder, die durch Ironie und Situationskomik geprägt sind." In diesem Blick auf die Ästhetik des Alltäglichen treffen Illusion und Wirklichkeit aufeinander.

Edgar Malter ist der vierte im Bunde der ehemaligen Studenten an den Kölner Werkschulen. "Seit den 70er Jahren beschäftige ich mich mit der fragwürdigen Wirklichkeit vor der Kamera", erzählt der Fotograf. Malter zeigt fotografische Metamorphosen, in denen arrangierte Dinge einen neuen Inhalt ergeben. "Ich weiß nicht, wie er die Bilder gemacht hat. Er hat es mir auch nicht verraten", erzählt Holtfreter angesichts der faszinierenden Lichtspiele auf dem Papier. "Malter ist ein wirklich experimentierfreudiger Fotograf", so der Vertreter des Fotoforums. Neben den aktuellen digitalen Fotogrammen zeigt der Kölner in der Ausstellung auch Portraits und Selbstinszenierungen aus den 80er Jahren.

(mit)
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