Solingen Das etwas andere Adventkonzert

Solingen · Leise rieselte der Schnee nicht. Und vom Himmel hoch kam auch keine Schar an Engeln. Ein regelrechtes Kontrastprogramm zu den laufenden Advent- und Weihnachtskonzerten boten am Sonntagabend im fast ausverkauften Konzertsaal die Wupperhofer.

Ein Engel war natürlich trotzdem dabei - "Der blaue Engel". Himmlisch verrucht und mit der roten Federboa um den Hals spielend, gab die Sopranistin Natascha Jung die Lola aus dem gleichnamigen Film. "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" von Friedrich Hollaender kam locker, keck und frech. Ihre Wandlungsfähigkeit zeigte sie dann mit "Ich schenk mein Herz" aus der von Theo Mackeben überarbeiteten Millöcker-Operette "Die Dubarry". Hier konnte Natascha Jung ganz sanft im Romantischen schwelgen - fast engelhaft, ganz anders als die böse Lola. Ihr Solistenpartner war der aus Wiesbaden stammende Bariton Peter Schüler. Die beiden lyrischen Stimmen ergänzten sich perfekt, etwa im Duett "Ein Glück, dass man sich so verlieben kann". Solistisch kam Peter Schüler allerdings auch nochmal auf die Engel zurück: In "Frauen sind keine Engel" von Mackeben konnte er den ganzen Schmelz seiner Stimme entfalten.

Hauptpersonen dieser Zeitreise waren aber die Wupperhofer, zahlmäßig und stimmlich bestens aufgestellt. Fast schon mottoartig kann der mitreißende Chorsatz "Das gibt's nur einmal, das kommt nicht wieder" aus dem Filmklassiker "Der Kongress tanzt" angeführt werden. Mal innig und mal kraftvoll umgesetzt, spürt man die Gestaltungsfreude des Chores. Dynamik und Tempo werden deutlich und differenziert ausgekostet. Und das Lied kommt mit so viel Energie daher, dass mancher sicher am liebsten mitgesungen hätte. Da nimmt man den Wupperhofern gerne ab, dass sie keine Millionen zum Glück brauchen, sondern nur "Musik, Musik, Musik". Mit diesem Klassiker von Peter Kreuder gab der Männerchor seinen musikalischen Einstand. Dass die Herren Spaß am Humor haben, bewiesen sie mit dem Schlager "Ich hab dein Knie gesehn": Der näselnde Klang eines Grammophons wurde durch Zuhalten des Riechorgans trefflich getroffen.

Witzig unterstützt wurde der Chor vom Bergischen Land durch das Salonorchester Münster. Das zehnköpfige Ensemble hatte einen so wundervoll zum Motto passenden Sound, dass man oft gar nicht wusste, ob da ein Orchester oder lauter Solisten spielen. So wurde etwa der "Charleston" mit federnder Violine und quäkender Trompete zu einem kunterbunten Kabinettstückchen. Aber was ist schon eine musikalische Zeitreise ohne Reiseführer? Für diesen sorgte Ulrich Mutz als ebenso charmanter wie informierender Moderator. Einer sei nicht vergessen: Chorleiter Thomas Schlerka am Dirigentenpult. Mit Umsicht und Schmiss steuerte er das Wupperhofer-Schiff durch ein richtiges Gute-Laune-Meer. Der Abend zeigte , dass der Gesangverein mit der Wahl dieses Dirigenten seit Jahren goldrichtig liegt: Ein Chor mit Pepp und Ideen kann immer noch den Konzertsaal füllen.

(RP)
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