Solingen Das Fußballfeld ist für jeden da

Solingen · Der Sport-Ring Solingen 1880/95 betreibt die erste Fußballgruppe für Kinder mit Behinderungen und Entwicklungsverzögerungen im Bergischen. Die hat über 30 Mitglieder. Es gibt jede Woche neue Anmeldungen.

 In der integrativen Fußballmannschaft beim Sport-Ring Höhscheid trainieren inzwischen bis zu 30 Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen.

In der integrativen Fußballmannschaft beim Sport-Ring Höhscheid trainieren inzwischen bis zu 30 Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen.

Foto: mak

Entschlossen setzt sich der 13-jährige Moritz auf der linken Seite durch. Präzise bringt er die Flanke an den langen Pfosten, wo sein Teamkollege den Ball ohne Mühe über die Linie drückt. Jubel und Applaus schallen über die Anlage an der Neuenkamper Straße. "Du hast toll gespielt", lobt Walter Roser nach dem Trainingsspiel seinen Enkel. "Es macht viel Spaß", gibt sich Moritz bescheiden. Der Schüler fühlt sich beim Sport-Ring Solingen augenscheinlich pudelwohl.

Das war in früheren Vereinen nicht immer so: Denn der leidenschaftliche Fußballer wurde ohne Schilddrüse geboren und leidet an einer Muskelschwäche. "Das hat eben auch dazu geführt, dass er ab einem Alter von sieben Jahren beim Fußball im Verein nicht mehr richtig mithalten konnte", schildert sein Großvater. Im Dezember gelangte Moritz zum Sport-Ring. Der Höhscheider Verein bietet seit August 2014 eine integrative Fußballgruppe an. Auslöser war ein Gespräch von Jugendtrainer Thorsten Marks mit einer Mutter: "Sie sagte mir, dass ihr Sohn gerne Fußball spielen wollte, aber überall abgelehnt wurde", erzählt Marks. "Ich habe dann zu meinem Erstaunen festgestellt, dass es im ganzen Kreis Solingen/Wuppertal/Remscheid keinen Verein gibt, der so eine Gruppe anbietet." So machte der Trainer, der zugleich auf viele Jahre hauptamtliche Jugendarbeit in einer Kirchengemeinde zurückblickt, rasch Nägel mit Köpfen.

"Jedes Kind darf Fußball spielen", lautet das Motto der Gruppe. Deren Teilnehmerzahl ist von sechs zu Beginn auf 30 angewachsen. Und wird wohl weiter steigen. "Pro Woche gibt es zwei bis drei neue Anmeldungen", sagt Marks.

Die Kinder - unter ihnen auch Nicht-Behinderte - sind aufgeteilt in zwei Altersgruppen: Die jungen Fußballer zwischen drei und zehn Jahren treffen sich mittwochs zwischen 16.30 und 17.30 Uhr in der Sporthalle an der Börsenstraße, die zehn- bis 16-Jährigen trainieren donnerstags von 16.30 bis 18 Uhr auf dem Sportplatz an der Neuenkamper Straße. Die Trainingsinhalte orientieren sich an den Standards für Bambini-Mannschaften: Die Koordination wird durch spielerische Übungen gefördert. "Die Kinder sollen immer in Bewegung bleiben und viel mit dem Ball umgehen", sagt Marks.

Nicht alle seine Schützlinge sind Solinger: Der 14-jährige Elias kommt jede Woche aus Wuppertal. "Wir sind durch einen WDR-Beitrag auf die Gruppe aufmerksam geworden", erzählt seine Mutter Susanne Leppler. Der Jugendliche mit Down-Syndrom habe immer schon mit den Nachbarkindern Fußball gespielt.

"Aber im Verein aktiv zu sein, mit echten Toren und einem Trainer, eben einer richtigen Mannschaft anzugehören - das ist für ihn natürlich etwas ganz Besonderes."

(ied)
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