Solingen "Das Gesicht der Stadt lange Zeit mitgeprägt"

Solingen · In der Dorper Kirche an der Ritterstraße gedachten gestern einige hundert Menschen des am 11. Dezember im Alter von 90 Jahren verstorbenen Alt-Oberbürgermeisters Gerd Kaimer.

In einer öffentlichen Gedenkstunde in der Dorper Kirche nahmen gestern viele Solinger Abschied von Alt-Oberbürgermeister Gerd Kaimer. Darunter viele Weggefährten nicht nur aus der Politik, die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann, die Verwaltungsspitze sowie Mitglieder des Stadtrates. Auch die frühere Oberbürgermeisterin von Remscheid, Beate Wilding, war unter einigen hundert Trauergästen.

Der Sozialdemokrat und Ehrenringträger der Stadt war am 11. Dezember im Alter von 90 Jahren verstorben. Gerd Kaimer hatte als Stadtoberhaupt von 1984 bis 1997 insgesamt 13 Jahre an der Spitze der Klingenstadt gestanden und ist damit bis heute der Solinger Oberbürgermeister mit der längsten Amtszeit. Vorgestern ist Kaimer auf dem Höhscheider Friedhof an der Regerstraße im engsten Familienkreis beerdigt worden.

"Gerd Kaimer hat als Oberbürgermeister das Gesicht dieser Stadt lange Zeit mitgeprägt", sagte Pfarrer Joachim Römelt zu Beginn der Gedenkfeier in der Dorper Kirche. "Ihm ging es um die Sache, nicht um die eigene Profilierung oder die seiner Partei". In seinem Gebet gedachte Römelt aber nicht nur an Gerd Kaimer, sondern schloss auch die Opfer des fürchterlichen Anschlags von Berlin mit ein - die Toten, die Verletzten und die Rettungskräfte.

Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkfeier von den Bergischen Symphonikern, dem Chor TonArt der Chorakademie Bergisch-Land sowie von Uwe Dahlhaus vom Ensemble Profan, der zunächst Passagen aus dem Tagebuch von Gerd Kaimer vortrug, später dann Gedichte des Alt-Oberbürgermeisters rezitierte. Kaimer führte über Jahre hinweg nicht nur Tagebuch, sondern schrieb auch 800 Gedichte.

Als "lebendiges Kapitel der Stadt Solingen" hatte Oberbürgermeister Tim Kurzbach Gerd Kaimer im Sommer dieses Jahres anlässlich seines 90. Geburtstages bezeichnet. Es war aber wohl der Tod seiner Frau Friedel kurze Zeit später, die ihm den Lebensmut genommen hat. Gerd und Friedel Kaimer waren 65 Jahre verheiratet. "Solingen verliert mit Gerd Kaimer einen außergewöhnlichen Menschen", sagte Tim Kurzbach und ergänzte: "Gerd Kaimer war beliebt und in Krisensituationen in der Lage, Zuversicht und Vertrauen zu vermitteln".

Der Verwaltungschef ging in seinen Worten des Gedenkens auch auf wichtige Situationen des politischen Lebens des Alt-Oberbürgermeisters ein. Dazu gehörte im Februar 1990 die Teilnahme an einer Montagsdemonstration in Aue gegen die noch amtierende Regierung der DDR. Hier wurden zudem erste Bande für eine Städtepartnerschaft geknüpft.

Oder seine Rede mit dem Megafon auf der besetzten Kreuzung Schlagbaum nach dem Brandanschlag Pfingsten 1993, wo er Kraft seiner Persönlichkeit eine Eskalation verhinderte. "Gerd Kaimer war mit seiner Menschlichkeit, seiner Lebensklugheit, seiner Nachdenklichkeit und seiner Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, ein ganz großes Vorbild für mich", so Oberbürgermeister Tim Kurzbach.

Er ging zudem auf die Gerd-Kaimer-Bürgerstiftung ein, die dafür Sorge tragen soll, dass sein Wirken nicht vergessen wird und sein Vorbild die Stadtgesellschaft auch in Zukunft inspiriert und anregt. Die Stiftung soll Menschen und Projekte fördern, die der Entwicklung der Klingenstadt dienen.

(uwv)
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