Solingen Das Pferd in der Kunst der Gegenwart

Solingen · Morgen wird im Solinger Kunstmuseum die Ausstellung "Ross ohne Reiter" eröffnet. Kuratiert hat die Schau die Wuppertaler Autorin und Lehrbeauftragte Dr. Melanie Braun, die zum Thema "Das Pferd als Symbol" promoviert hat.

Mit dem Eingeständnis, kein "typisches Pferdemädchen" zu sein, eröffnete Gisela Elbracht-Iglhaut humorvoll die Pressekonferenz zur Ausstellung "Ross ohne Reiter - Das Pferd in der Kunst der Gegenwart", die ab morgen im Kunstmuseum zu sehen ist. "Ich verstehe von Pferden nicht viel, aber von der Kunst. Und ich finde, dass das, was dieses Thema in sich birgt, interessant und spannend ist", so die stellvertretene Leiterin des Museums. Elbracht-Iglhaut holte sich eine echte Kennerin der Materie als Kuratorin ins Boot: Dr. Marlene Braun. Die Wuppertalerin war Lehrbeauftragte an der Bergischen Universität sowie der Kunstakademie Düsseldorf. Braun promovierte 1991 über "Das Pferd als Symbol. Zur kulturellen Bedeutung einer Symbiose."

Anders als in den Exponaten der von Braun 1993 für das Stadtmuseum Ratingen kuratierte Ausstellung "Das Pferd als Symbol in der Kunst des ausgehenden Jahrhunderts", glänzt der Reiter - wie es auch der Titel bereits andeutet - in Solingen durch Abwesenheit. "Hier stehen künstlerische Arbeiten im Fokus, die Pferde ohne Reiter präsentieren." Die Künstler der Ausstellung würden dadurch den tradierten Motiven nicht nur neue Aspekte abgewinnen, sondern auch zu überraschenden Aussagen gelangen, gerade weil ihre Rosse ohne Reiter auftreten.

"Wenn der Reiter absteigt, kann das Pferd symbolisch an der Stelle des Menschen treten. Damit eröffnen sich der Kunst neue Möglichkeiten, die Beziehung zum Pferd, zum Tier oder zur eigenen Tiernatur zu reflektieren", schreibt Braun im Katalog zur Ausstellung. Pferdedarstellungen gehören zu den ältesten überlieferten künstlerischen Zeugnissen des Menschen. Braun nennt den Grund, warum diese Darstellung bis heute unverzichtbar erscheint: "Der Mensch braucht das Tier, um sich an ihm als Mensch zu erfahren. Das Pferd nimmt eine Sonderrolle ein. "Es spiegelt, steigert oder kontrastiert den Menschen und ermöglicht eine Fülle von Projektionen." Deshalb sei die Ausstellung auch als Beitrag zum Phänomen der "Ross-Reiter-Symbiose" zu sehen.

Die Veränderung des Zeitgeistes thematisiert die Ausstellung "Ross ohne Reiter" ebenfalls. Waren bis zum Ende der Französischen Revolution Reiterbildnisse und Reiterstandbilder dem Adel vorbehalten, demontierte die Kunst nach dem Ende des Absolutismus die heroische Darstellung des Reiters. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts werden Franz Marcs reiterlose Pferde zu symbolischen Stellvertretern des Menschen. Ein Aspekt, der sich in vielen zeitgenössischen Bildern und Skulpturen findet, die jetzt im Kunstmuseum zu sehen sind.

(mit)
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