Solingen Das Silicon Valley des Bergischen Landes

Solingen · Bis Mitte des Jahres laufen die Altlasten-Untersuchungen auf dem ehemaligen Rasspe-Gelände, Ende des Jahres soll der Sanierungsplan stehen. NRW-Umweltminister Johannes Remmel besuchte gestern Solingens größte Industriebrache.

Waldkauz, Blindschleiche oder Fledermäuse sind auf dem ehemaligen Rasspe-Gelände in der Kohlfurth zu finden. "Von daher ist neben Rückbau, Bodensanierung, Denkmalschutz auch der Landschafts- und Artenschutz zu beachten", sagte die Geologin Dr. Beatrix Haglauer-Ruppel vom Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV).

Sie ist Projektleiterin für das rund 65.000 Quaderatmeter große Areal, das zuletzt herrenlos war und für das die Wirtschaftsförderung 2015 den Zuschlag erhielt. "Aktuell untersuchen wir den Baugrund und unter anderem die Bausubstanz", so Haglauer-Ruppel. Grundlage für die Untersuchungen durch den AAV ist ein im Dezember 2015 geschlossener Vertrag zwischen der Stadt und dem Verband.

Sie geht davon aus, dass die Sanierungsuntersuchungen noch bis Mitte dieses Jahres andauern, bis Ende des Jahres soll der Sanierungsplan mit Rückbau und Entsorgungskonzept stehen. "Der Rückbau und die Sanierung des Geländes wird bis Ende 2018 erfolgen", sagte die Geologin in der Rasspe-Halle, in der im Vorjahr noch die Solingen-Party gefeiert worden war.

Dort hatte sich gestern Vormittag prominenter Besuch eingefundnen, um sich den Stand der Untersuchungen auf Solingens größter Industriebrache erläutern zu lassen. An der Spitze NRW-Umweltminister Johannes Remmel, überdies Oberbürgermeister Tim Kurzbach, Stadtdirektor Hartmut Hoferichter und der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, Frank Balkenhol. "Wir wollen Neues auf der alten Brache entwickeln", sagte Kurzbach. Und mit Blick in die nahe Zukunft sieht er auf dem früheren Rasspe-Gelände gar "das Silicon Valley des Bergischen Landes". "Wir setzen hier auf moderne Technologien", so der Verwaltungschef, der dankbar für die Unterstützung von AAV und Umwelt-Ministerium ist: "Als Stadt alleine hätten wir die Sanierung dieses Geländes nicht stemmen können."

Mobilität und Digitalisierung sollen in "Stöcken 17" - die Adresse der Industriebrache in der Kohlfurth - umgesetzt werden. "Deshalb wird hier kein Lagerstandort entstehen. Stöcken 17 wird zu 100 Prozent digital", sagte Wirtschaftsförderer Frank Balkenhol. Das denkmalgeschützte Gebäude entlang der Straße werde als erstes hergerichtet, und auch die Bürger werden bei der Entwicklung des Geländes mitgenommen: Regelmäßige Sprechstunden und Standortführungen werden angeboten.

Stadtdirektor Hartmut Hoferichter nutzte den Minister-Besuch, um auf verschiedene Umweltprojekte aufmerksam zu machen. Das Rasspe-Gelände sei Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie in Solingen, 2016 wurde auch ein Brachflächenkataster zusammengestellt. Gerade mit Blick auf Flächen sieht Umweltminister Johannes Remmel Handlungsbedarf: "Flächen sind eine endliche Ressource. Gleichwohl werden davon in NRW täglich rund zehn Hektar verbraucht. Unser Ziel ist es, diesen Verbrauch auf wenigstens fünf Hektar herunterzubekommen - wenn nicht gar auf null."

Von daher begrüßt Remmel das Flächenrecycling. Dem sollte absolute Priorität eingeräumt werden. "In NRW gibt es 85.000 Altlastenverdachtsflächen. Nur 8000 sind saniert, hier kann also noch mehr umgesetzt werden", sagte der Minister, der gleichzeitig die Wirtschaft aufforderte, sich an den Kosten zu beteiligen. Die öffentliche Hand könne das nicht alleine zahlen.

(uwv)
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