Solingen Das Straßengrün wird rot, gelb und blau

Solingen · Stadt verordnet Böden eine Magerkur: Randstreifen und Baumscheiben sollen natürlicher werden.

Solingens Straßenränder werden bunt. Wie bunt, das kann man an etwa zehn Stellen im Stadtgebiet sehen. Dort blühen unter anderem Malven, Ringelblumen, mehrere Mohnarten sowie Nacht- und Königskerzen. Wiesenschleierkraut breitet sich aus, wo früher monotone Bodendecker wie Cotoneaster wuchsen. Der Wandel kommt bei vielen gut an - nicht nur bei den Schmetterlingen, Bienen und Hummeln.

"Wir haben im Frühjahr überall unterschiedliche Samenmischungen ausgesät", erläutert Landschaftsarchitektin Melanie Wachenfeld-Schöpp von den Technischen Betrieben. Sie stellte gestern mit ihrem Kollegen Martin Klein das neue Konzept vor. Es wird beispielsweise am Frankfurter Damm, am Mühlenplatz, an der Ritterstraße, der Aufderhöher Straße, der Schloßbergstraße und im Gewerbegebiet Piepersberg umgesetzt.

"Das natürliche Vorbild sind blütenreiche Wiesenbestände, wie sie auf mageren Standorten vorkommen", erklären die beiden TBS-Mitarbeiter. Deshalb wurde der Boden zum Teil gegen ein nährstoffarmes Substrat ausgetauscht: Brennnessel, Löwenzahn und Ampfer fühlen sich dort nicht mehr wohl; die Flächen müssen seltener gepflegt werden. 850.000 Euro gibt die Stadt jährlich für Straßengrün (samt Bäumen und Baumscheiben) aus. "Das sieht nur auf den ersten Blick wie eine große Summe aus", relativiert Melanie Wachenfeld-Schöpp. "Das Budget ist knapp."

10 bis 20 Jahre soll es dauern, bis die Klingenstadt überall bunt ist. Und auch im ersten Jahr ist der Versuch nicht an allen Stellen gleich gut angeschlagen. "Sehr lückig" sehe es etwa noch an den Baumscheiben im Gewerbegebiet aus, räumen Klein und Wachenfeld-Schöpp ein. Es gebe aber viele Sämlinge, so dass Hoffnung für 2017 besteht. "Bereits jetzt ist klar, dass keine Fläche ohne weitere Pflege auskommen wird." Am Piepersberg etwa wurde gestern Unkraut gezupft. Außerdem muss ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden. Damit die Samen in den Boden gelangen, darf das Schnittgut erst einige Zeit danach abgeräumt werden. Ob sich bei der Pflege auch Anlieger nützlich machen können, das sieht Martin Klein eher skeptisch. "Wir haben zwar schon seit über 20 Jahren Patenschaften, aber das läuft ein bisschen auf Sparflamme." Oft sei der Aufwand höher, als wenn die Stadt alles in ihrer Hand behielte. "Das Straßengrün hat einen schwierigen Standort", sagt Wachenfeld-Schöpp. Die Pflanzen sind vielen Belastungen ausgesetzt, nicht nur der Hitze im Sommer und dem Streusalz im Winter.

Weil es in Solingen bisher so wenig Erfahrungen mit Stauden, Gräsern und blütenreichen Aussaaten am Straßenrand gab, hat man sich Rat bei der Universität Kassel (Fachbereich Landschaftsbau, Landschaftsmanagement und Vegetationsentwicklung) sowie der Solinger Imkerin Fiona Fleßer geholt. Hinter dem Projekt stehen außer den Technischen Betrieben noch der Stadtdienst Planung und Mobilität sowie lokale Fachbetriebe des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus.

(flm)
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