Clemens Beide Seiten geben sich immer viel Mühe, ein attraktives Besuchsprogramm zusammenzustellen. Das zeigt sich auch daran, dass die Gruppen jedes Jahr größer werden. Wir freuen uns natürlich sehr, dass unsere Gäste so begeistert waren.

SHAREGHI Die Sache war rund. Da war für jeden etwas dabei - Klassiker wie die Müngstener Brücke und Schloss Burg, aber auch Neues wie die Führungen durch das Schokoladenmuseum in Köln und die Papiermühle Alte Dombach in Bergisch Gladbach.

Fehlen bei so speziellen Themen wie Papier- und Schokoladeherstellung nicht manchmal die Worte?

Clemens Die Führungen waren komplett auf Englisch. Außerdem war diesmal der im Ruhestand lebende Major Rodney Goodinson unter den Besuchern, der früher in Deutschland stationiert war. Als einziger Teilnehmer hat er durchgehend deutsch gesprochen und - wenn nötig - fachliche Sprachlücken gefüllt.

SHAREGHI Was mich am ersten Tag des Besuchs sehr begeistert hat: wie gut auch im Botanischen Garten alles auf Englisch erklärt wurde. Da haben die Mitglieder des Fördervereins Eindruck für Solingen gemacht.

Fehlt bei einem dicht gepackten Besichtigungsprogramm nicht manchmal die Zeit zur Erholung?

Clemens Jeden Abend gab es in Solinger Gaststätten einen richtig guten gemütlichen Teil - am Sonntagabend beispielsweise mit Livemusik in der Gaststätte Schaaf.

SHAREGHI Das hat das Zeug zum Klassiker. Bürgermeister John Potts hat gesagt, er hätte seit langer Zeit zum ersten Mal wieder getanzt.

CLEMENS Erholsam war auch die Rheintour am Dienstag mit der La Paloma von Braubach bis Bingen und zurück. Die Marinekameradschaft richtet sie seit 18 Jahren jeweils am 1. Mai aus - und der fiel dieses Jahr erstmals in die Zeit des Besuchs einer englischen Gruppe.

Gab es neben dem touristischen Programm auch noch andere Kontakte?

Shareghi Mit Malcolm Wilkinson, dem stellvertretenden Verwaltungsleiter der Partnerstadt, haben wir einen Rundgang durchs ganze Rathaus gemacht. Dabei hat man gemerkt, dass das Verbindende größer ist, als man denkt. Beim Thema IT sind sie im viel kleineren Blyth weiter, haben natürlich aber auch entsprechend weniger Mitarbeiter.

CLEMENS Da wird es im Nachhinein auf jeden Fall weitere Kontakte mit unserem Rathaus geben.

Ansonsten überlässt die Stadtverwaltung bei den Städtepartnerschaften aber viel dem privaten Engagement.

Clemens Und der Förderverein der Städtepartnerschaft zwischen Solingen und Blyth hat dabei eine besondere Rolle. Für die anderen Städtepartnerschaften gibt es noch nichts Vergleichbares. Daher gilt mein Dank auch unseren Mitgliedern, die ja letztlich die Aktivitäten erst ermöglichen und auch unterstützen.

Das hat viel auch mit Ihrer Person zu tun. Nachdem Sie als Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung in den Ruhestand gegangen sind, haben Sie mit anderen den Verein ins Leben gerufen und die Gemeinnützigkeit auf den Weg gebracht. Was fasziniert Sie an England?

Clemens 1965 bin ich als Schüler der Albert-Schweitzer-Schule mehrere Wochen zum Austausch in Blyth gewesen. Meine damaligen Gasteltern besuche ich immer noch. Mich faszinieren jedes Mal die Gastfreundschaft und die ehrliche Herzlichkeit, mit der man überall begrüßt und aufgenommen wird. Daran hat sich in über 50 Jahren nichts geändert.

Zur Jahresmitte geben Sie den Vorsitz im Verein an Manu Shareghi ab.

Clemens Nach fast vier Jahren ist es wunsch- und plangemäß so weit. Der Verein ist jetzt gut und stabil aufgestellt und die Mitglieder sind mit Freude dabei. Ich freue mich, dass jetzt ein Jüngerer den Vorsitz übernimmt. Ich bleibe aber als Vorstandsmitglied unverändert dem Verein verbunden.

SHAREGHI Auch bei mir, der ich damals noch in Hamburg gelebt habe, hat die ganze Leidenschaft mit einem Schüleraustausch begonnen. Danach habe ich jedes Jahr bis zum Abitur privat eine Fahrt nach Rochdale in Lancashire organisiert und später unter anderem englische Literatur studiert. Mir gefällt an der englischen Mentalität, dass man nicht lange im Oberflächlichen verweilt, sondern auch tiefere Gespräche hat. Und an Blyth im Speziellen, dass die Stadt es geschafft hat, sich neu zu erfinden.

Es ist vor allem Ihnen zu verdanken, dass der Verein seit November eine Homepage hat. Was wird es unter Ihrem Vorsitz noch Neues geben?

Shareghi Das Wichtigste ist, das von Bernd Clemens geschaffene Fundament zu erhalten und darauf aufzubauen - auch mit Jüngeren. Für die Homepage würde ich beispielsweise gerne als Betreuer einen jüngeren Menschen mit Affinität zum Englischen und zum Internet finden. Außerdem haben wir ja bereits entschieden, zum ersten Mal am Zöppkesmarkt teilzunehmen.

Persönlich liegt mir das vom Blyth Council organisierte Musikfestival "Northumberland Live" am Herzen. Da tritt im nächsten Monat die Band Stephen's Ruin auf. Sänger (20) und Keyboarder (17) kommen aus Solingen. Headliner ist die Gruppe Lightning Seeds.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE FRED LOTHAR MELCHIOR