Solingen Den Ranzen nach Klasse 4 spenden

Solingen · Die Kleiderkammer in den Räumen der katholischen Gemeinde St. Joseph Ohligs bittet um Unterstützung.

Angefangen hat alles bereits 1981. Damals gründete die katholische Gemeinde St. Joseph ihre Kleiderkammer. "Dort wurden die Kleider gesammelt und dann nach Polen geschickt", erinnert sich Angelika Könen, Leiterin der Kleiderkammer. Untergebracht war diese im Pfarrheim. "Es war ein Raum, aber der hat gereicht." Doch dann kamen die Flüchtlinge nach Solingen und mit ihrer wachsenden Zahl wuchs auch die Kleiderkammer - Dank der vielen bereitwilligen Spenden der Solinger Bürger. Bald platzte der kleine Raum quasi aus allen Nähten. Nun hat die Kleiderkammer, die von der Pfarreiengemeinschaft Solingen-West in Kooperation mit dem Projekt "Aktion neue Nachbarn" betrieben wird, eine neue Heimat im Haus des Pfarrbüros bekommen.

"Die Kleiderkammer hat dort viel größere und hellere Räume", freut sich Christa Melzer vom Flüchtlingsausschuss. Trotzdem ist der Andrang so groß, dass zuweilen die Kunden vor der Tür warten müssen, bis wieder Platz in der Kleiderkammer geworden ist.

Obwohl die Kleiderkammer allen Bedürftigen offensteht, sind es derzeit vor allem Flüchtlinge, die dieses Angebot in Anspruch nehmen. "Die Flüchtlinge, die hier ankamen, hatten ihre Kleidung am Leib, die sie wochenlang, manchmal monatelang nicht wechseln konnten", weiß Wendel Orner vom Migrationsdienst des Caritasverbandes und Koordinator des Projekts "Aktion neue Nachbarn".

Nun ist es soweit, dass die Flüchtlinge in eigene Wohnungen ziehen, und es werden vor allem Haushaltsartikel gebraucht. "Töpfe, Pfannen, Küchengeräte", zählt Christa Melzer auf. Eine Küchengrundeinrichtung eben. Da viele Kinder bald in die Schule kommen, sind die Anfragen nach Schulranzen groß. Aus diesem Grund hat die Kleiderkammer jetzt die Aktion "Mein Ranzen für ein Flüchtlingskind" gestartet.

Alle Grundschulkinder, die nach der vierten Klasse in eine weiterführende Schule wechseln und ihren Schulranzen nicht mehr brauchen, können ihn gerne in der Kleiderkammer vorbeibringen. Außerdem werden Damenkleider und kurze Hosen für Herren gesucht. "Sommerkleidung", wie Angelika Könen betont. Alle Teile werden für 1 Euro dann weiterverkauft. "Wir verkaufen rund 600 Teile im Monat."

Der Erlös wurde bereits ans Kinderhospiz Burgholz gespendet oder fließt wieder in die Flüchtlingsarbeit, denn alle 13 Mitarbeiter der Kleiderkammer arbeiten ehrenamtlich.

"Sie sind die stillen Heldinnen", betont Orner. Dazu gehören auch Juliane Nover (16) und Michelle Labonte (17). "Es ist gut, wenn auch junge Leute dabei sind, weil die Flüchtlinge ja auch in allen Altersklassen kommen", meint Michelle Labonte. Ihrer Freundin Juliane Nover erzählte sie von ihrer Arbeit. "Ich habe mir das angeschaut und seit März bin ich auch mit dabei", sagt die 16-Jährige. Freude macht es allen Ehrenamtlichen, besonders dann, wenn sie auf der Straße von ihren Kunden wiedererkannt und freudig begrüßt werden.

(sue)
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