Solingen Der Blick in die Sterne ist nun noch schärfer

Solingen · Mit einem hochmodernen neuen Teleskop läutet die bald 90 Jahre alte Sternwarte ihren Jubiläumsherbst ein. Drei Viertel der Kosten für das Gerät übernahm der Software-Entwickler Codecentric.

Das neue Schmuckstück wiegt kaum mehr als zwei Wasserkästen und lässt auch die entferntesten Kugelsternhaufen zum Greifen nah erscheinen: Das Teleskop "Celestron 14 EHD" sorgt bei den Mitgliedern der Walter-Horn-Gesellschaft für leuchtende Augen. "Das eröffnet uns ganz neue Perspektiven", schwärmt Dr. Frank Lungenstraß, Schatzmeister des Vereins, der die Solinger Sternwarte betreibt.

Das Gerät ersetzt das alte Schiefspiegler-Teleskop, das in der Kuppel der Einrichtung an der Sternstraße 5 jahrzehntelang den Blick in die Sterne ermöglicht hatte. "Wir hatten in der letzten Zeit einige Reparaturarbeiten daran durchgeführt und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir etwas neues brauchen", berichtet Guido Steinmüller, Präsident der Walter-Horn-Gesellschaft.

Die erfreut sich einer regen Unterstützung ihrer Projekte durch die Bevölkerung und Vertreter aus der Wirtschaft: 18 000 Euro an Spenden waren im Sommer innerhalb von zwei Monaten zusammengekommen, um eine Entwicklungs- und Testkuppel für das geplante Galileum zu finanzieren. In das Planetarium, das 2016 im stillgelegten Kugelgasbehälter an der Tunnelstraße in Ohligs eröffnet werden soll, nimmt die Sternwarte auch das neue Teleskop mit. Dessen Gesamtkosten von rund 10 000 Euro wiederum übernahm zu drei Vierteln das Hightech-Unternehmen Codecentric. Der Software-Entwickler zieht bald mit seiner Hauptverwaltung auf das Buschmannsche Gelände in Ohligs und damit in Sichtweite zum Galileum.

Doch nicht nur die räumliche Nachbarschaft animierte das Unternehmen zu der Großspende: "Wir verfolgen die Entwicklung des Planetariums mit Spannung", sagte Codecentric-Vorstand Rainer Vehns und verriet: "Als Kind war Astronomie mein Hobby." Auch die Belegschaft könne es kaum erwarten, der Sternwarte mit dem neuen Gerät einen Besuch abzustatten, berichtet Vehns.

Der Spiegeldurchmesser des neuen Teleskops beträgt 35 Zentimeter, die Brennweite 3910 Millimeter. "Ich habe damit schon eine halbe Stunde den Mond abgefahren", erzählt Dr. Frank Lungenstraß und zeigte sich begeistert von der Schärfe des Bildes: "Das ist für Besucher grandios, und unsere Fotografen können damit Bilder mit Magazinqualität gewinnen."

Das alte, fast schon historische Teleskop, das mit seinen rund 200 Kilo Gewicht im Vergleich zum neuen Teleskop ein Koloss ist, versteigern die Betreiber im Internet: Gestern, nach den ersten drei Tagen, lag das Gebot bei 401 Euro - ein Betrag, den die Sternwarte gut gebrauchen kann.

Die unterstützt demnächst zwei NASA-Projekte: Das "Lunar impact monitoring", das Meteoriteneinschläge auf dem Mond registriert, und das Programm zur Beobachtung erdnaher Objekte.

(ied)
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