Interview Der Frühling steht in den Startlöchern

Solingen · Am morgigen Dienstag beginnt meteorologisch gesehen der Frühling. Markus Schlösser, Leiter des Reviers Solingen-Ost, blickt auf einen warmen Winter zurück und weiß, was sich derzeit in der Natur abspielt.

 Markus Schlösser ist Leiter des Reviers Solingen-Ost.

Markus Schlösser ist Leiter des Reviers Solingen-Ost.

Foto: mak (Archiv)

Herr Schlösser, genießen Sie die momentane Jahreszeit?

Schlösser Ja, sehr sogar. Derzeit tut sich in der Natur so viel, dass jeder Tag etwas Neues bietet. Ich bin immer wieder erstaunt, wie sich die Natur praktisch über Nacht verändert.

Was ist denn derzeit zu beobachten und für Sie und Ihr Team zu tun?

Schlösser Momentan sind wir intensiv mit dem Holzeinschlag beschäftigt. Damit liegen wir in den letzten Zügen. Das bedeutet, wir haben Bäume gefällt, um den Zuwachs auf die stabilen Exemplare zu konzentrieren. Dazu ist der Winter ideal, denn wir können die Beschaffenheit der Bäume aufgrund des fehlenden Laubes viel besser einschätzen. Durch den fehlenden Schnee wurden die Wege stark benutzt und müssen instand gesetzt werden.

Stören diese Arbeiten die Tiere nicht?

Schlösser Es ist wichtig, dass wir bald fertig sind, denn im März beginnt die Brut- und Setzzeit.

Der Winter war ungewöhnlich mild. Hat das Folgen für die Flora?

Schlösser Auf jeden Fall. Viele sogenannte Frühjahrsblüher wie der Huflattich, das Buschwindröschen und natürlich Schneeglöckchen sind bereits in voller Blüte. Sie bekommen am Boden sehr viel Sonne, wenn die Bäume noch kahl sind. Für viele Pflanzen ist es eigentlich noch viel zu früh wie beispielsweise für die Obstgehölze. Nun schon blühende Schlehen zu sehen ist sehr ungewöhnlich.

Stört das das Gleichgewicht in der Natur?

Schlösser Bei aller Freude über die milden Temperaturen und die verfrühten Blüten darf man nicht vergessen, dass diese eigentlich nicht vorgesehen sind. So sind die Bienen um diese Zeit noch nicht unterwegs und könnten unter Umständen erst fliegen, wenn die Blüten verblüht sind. Sie finden keine Nahrung mehr und auch die Anzahl der Früchte wird dezimiert. Das ist so nicht erwünscht.

Bietet der milde Winter auch Vorteile für die Tiere in den Solinger Wäldern?

Schlösser Auf jeden Fall. Es entsteht keine Not bei der Futtersuche. In den Jahren mit sehr niedrigen Temperaturen habe ich sehr häufig tote Tiere in meinem Revier finden müssen.

Welche Tiere kann man gerade beobachten?

Schlösser Das Wild hat nach dem Winter Hunger. Rehe kann man daher in dieser Jahreszeit oft auf den Grünflächen beobachten. Und natürlich beginnt jetzt die Zeit der brütenden Singvögel.

Was können wir Menschen tun, um die Natur im Frühjahr so gut wie möglich zu schützen?

Schlösser Ich kann nur immer wieder darum bitten, einen respektvollen Abstand zu halten und die Natur unberührt zu lassen. Bitte reißen Sie trotz der verlockenden Pracht keine Pflanzen aus. Von den brütenden Vögeln gilt es Abstand zu halten, um sie nicht zu stören. Wichtig ist es auch, Hunde im Wald stets anzuleinen.

PIA BERGMEISTER FÜHRTE DAS GESPRÄCH MIT MARKUS SCHLÖSSER.

(pbm)
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