Solingen Der Traum vom eigenen Schloss

Solingen · Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Schloss Sphären" zeigt Dr. Peter Holbeck ein detailgenaues Modell von Schloss Burg im Rittersaal und verrät seine Modellbau-Tricks.

Dr. Peter Holbeck hat sich seinen Traum vom eigenen Schloss erfüllt - und dafür selbst tatkräftig Hand angelegt: Die Schieferdächer hat er aus Papier mit der Zackenschere ausgeschnitten, die Fassaden aus Depron-Platten - als Unterlage für Wurst und Käse im Supermarkt erhältlich - errichtet, die mittelalterlichen Sprossenfenster aus Fliegengittern gefertigt. Am kommenden Samstag zeigt der Gräfrather sein Schloss - eine detailgetreue Miniatur von Schloss Burg in einer Größe von eineinhalb mal eineinhalb Metern - in der Veranstaltungsreihe "Schloss Sphären" im Rittersaal von Schloss Burg. Und nicht nur das: Rund eineinhalb Stunden wird Holbeck über den Modellbahnbau sprechen, aus den neuen Bänden seiner Buchreihe "Das selige Modellbahnlächeln" vorlesen, die sich auch der Solinger Ritterzeit und dem Bau seines Schloss-Models widmen - und nicht zuletzt viele kleine Accessoires zeigen, aus denen sein Schloss Burg entstanden ist. Denn Holbeck, 67 Jahre alt und 61 davon dem Modellbau verbunden, baut nicht nach vorgefertigten Bausätzen.

Stattdessen nutzt er, was ihm im täglichen Leben begegnet. Und so werden aus Pralinenverpackungen, Tablettenblistern, Eisbechern, Deoroller-Kappen oder Abdeckungen von Spritzen ganze Landschaften und Städte: Auf zwölfeinhalb mal vier Metern hat der Allgemeinmediziner unter dem Dach seines Hauses den Gräfrather Ortskern, den Bonner Bahnhof, Schloss Burg in einem kleineren Maßstab, Straßenzüge und weite Landschaften nachgebaut - vieles davon Stationen seines Lebens: "In Bonn habe ich beispielsweise studiert, in Gräfrath lebe und arbeite ich seit 1980." Ein Modell von Schloss Burg sei da nur die logische Fortsetzung gewesen.

"Als Solinger habe ich von jeher eine Beziehung zu Schloss Burg. Ich fand das immer toll und habe irgendwann gesagt: das muss ich nachbauen." Die Recherche im Vorfeld - fast aufwendiger als der Bau: "Es gibt keine alten Pläne. Zum Glück habe ich Google Earth entdeckt, was es mir mit seiner Messfunktion möglich gemacht hat, einen genauen Plan zu erstellen." Dutzende Male sei er zudem auf dem Schloss gewesen, habe jeden Winkel fotografiert und das Schloss sogar mit einem Hubschrauber überflogen. Der eigentliche Bau habe danach nur rund elf Wochen gedauert.

Kein Wunder: "Ich habe mit sechs Jahren meine erste Modelleisenbahn geschenkt bekommen, mit 14 war ich so weit, dass ich damit Geld verdienen konnte, indem ich zu Weihnachten in Spielzeuggeschäften Modellbahnen aufgebaut habe", erzählt Holbeck.

Als er, nach einer längeren Pause seines Hobbys, 1999 mit der Familie in das neue Haus gezogen sei und die Kinder gedroht hätten, unter dem Dach einen Partyraum einzurichten, wenn er nicht seine Eisenbahn aufbaue, habe er die alte Leidenschaft wieder aufleben lassen. "Dabei kam ich auf die Idee, Dinge des täglichen Lebens zu verwenden", erzählt Holbeck.

In sechs Büchern seiner Reihe "Das selige Modellbahnlächeln" - die beiden neuesten Bände werden bei der Veranstaltung auf Schloss Burg erstmals vorgestellt - gibt er, humorvoll kommentierend, mit etlichen Fotos und mit Karikaturen des Künstlers Andre Peer, Schritt für Schritt Anweisungen, wie man etwas baut.

"Die Faszination des Modellbaus ist, eine kleine heile Welt zu erschaffen. Zugleich ist der Weg das Ziel: Das Schönste ist das Basteln und Bauen."

(mxh)
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