Solingen Der Wupperhof wird morgen zwangsversteigert

Solingen · Der morgige Donnerstag wird für Lutz Bennert vermutlich ein trauriges Datum: Sieben Jahre, nachdem er den Wupperhof an der Grenze zwischen Witzhelden und Solingen übernommen hat, stehen Grundstück und Gebäude zur Zwangsversteigerung an. Der Termin am Amtsgericht in Leverkusen beginnt um 9 Uhr - der Verkehrswert wurde auf 340 000 Euro festgelegt.

Die Chance, dass eine solche Summe tatsächlich erreicht wird, schätzt der Noch-Besitzer aber nicht allzu hoch ein: "Es gibt hier allein einen Reparaturstau von schätzungsweise 120 000 Euro", sagt Bennert. Die Rückwand sei sanierungsbedürftig, und auch der Fußbalken kaputt. Da müsse schon jemand tüchtig Geld in die Hand nehmen.

Vom Verkauf zunächst nicht beeinträchtigt ist das bekannte Ausflugs-Restaurant und Café Landhaus Wupperhof, das Bennerts Frau Monika betreibt und das auch vorerst weiterhin geöffnet hat. "Der Pachtvertrag läuft ja noch weiter", sagt der Inhaber. Ob und in welcher Form er verlängert werde, hänge vom künftigen Besitzer ab. Monika Bennert habe aber auch selbst noch nicht die Hoffnung aufgegeben, mitsteigern zu können - auch einen möglichen Geldgeber habe man gefunden: "Am Ende ist halt alles eine Frage der Summe."

Das heute zu Leichlingen gehörende Gebäude wurde um das Jahr 1200 zum ersten Mal im Archiv der Stadt Solingen erwähnt. Eine Geschichte aus alten Büchern belegt, dass dort im Jahr 1424 schon Gastronomie betrieben wurde. Berichtet wird auch von einer schaurigen Begebenheit. Demnach hatte während der Fremdherrschaft durch Napoleon ein französischer Korporal mit seiner Wache Quartier genommen. Der Wirt hatte eine Tochter, die als das hübscheste Mädchen weit und breit galt. An ihr vergingen sich die Franzosen. Aus Gram und Verzweiflung ertrank sich die Maid in der Wupper. Die bergischen Jungmänner aus der Gegend töteten die Franzosen und verscharrten die Leichen im Wald an einer Stelle, die als Franzosenecke bekannt ist.

Soweit die Gasthaus-Geschichte: Neben dem Restaurant zählt jedoch auch ein großer Stall zum Anwesen. Und auch der steht - so wie das Hauptgebäude - unter Denkmalschutz. In den ersten Jahren hatte Lutz Bennert das noch nicht sonderlich gestört. Als im November 2009 jedoch ein verheerendes Feuer ausbrach, begann der Ärger, wie er berichtet: Immer wieder seien Vertreter der Stadt Leichlingen aufgetaucht und hätten immer neue Forderungen gestellt.

"Wir haben jede Menge Knüppel zwischen die Beine geworfen bekommen", schimpft der Inhaber. Gerade auch wegen des Denkmalschutzes. Mit viel Liebe und Riesenaufwand hätten er und seine Frau alles renoviert und im alten Stil hergerichtet. Doch die Kosten seien gewaltig. "Wir haben hier keine Ölheizung. Gas gibt es nur aus einem Flüssiggas-Tank, was etwa 600 bis 700 Euro Kosten pro Monat verursacht." Wenn Lutz Bennert zehn Jahre jünger wäre, "würde ich anderswo noch einmal neu anfangen". Die Zwangsversteigerung wird zeigen, wohin die Reise für ihn und seine Familie am Ende gehen wird.

(RP)
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