Ansichtssache Deutliche Risse in der bergischen Phalanx

Meinung | Solingen · Hinter dem Streit um die Herberge Burg stecken handfeste finanzielle Interessen des Verbandes. Uneinigkeit schadet nur.

Das Schreiben aus dem Büro des Landtagsabgeordneten Rainer Deppe aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis erreichte das Solinger Rathaus am Donnerstagnachmittag und ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Der Christdemokrat werde nicht zur Unterzeichnung der "Burger Resolution" kommen, hieß es in der Mail an das Büro von Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD). Denn die Aktivitäten kämen "deutlich zu spät". Zwar sei es möglich, dass die Unterzeichnung eine "öffentliche Resonanz" finde. Doch werde sie "nach allgemeiner Erfahrung nichts bewegen".

Nun ja, wo Deppe recht hat, hat er recht. In der Tat ist es wohl so, dass die Chancen unsicher sind, das Jugendherbergswerk zu einem Erhalt des Standortes zu bewegen. Allerdings stellt sich die Frage, warum das so ist - und an diesem Punkt beginnt die Argumentation von Rainer Deppe holprig zu werden.

Wenn es in seinem Umfeld und unter Bezugnahme auf Gespräche mit den Jugendherbergs-Offiziellen nämlich heißt, der "Schließungsbeschluss" sei "auch vor dem Hintergrund planungsrechtlicher Entscheidungen der Stadt Solingen getroffen" worden, dann wird vielleicht die offizielle Haltung des Verbandes wiedergegeben. Aber die verfehlt den Kern. Denn in Wirklichkeit dürfte das Jugendherbergswerk ein Interesse daran haben, das Haus zu schließen, um das Grundstück für gutes Geld als Bauland zu verkaufen. Schließlich ist die Herberge bereits heute von Wohnbebauung umgeben. Was also liegt näher, als sich einen Teil vom Kuchen abzuschneiden. Eine neue Herberge könnte dann woanders entstehen. In Wuppertal, in Remscheid, im Neandertal - oder doch wieder in Burg?

Keine Frage, der Tourismus-Standort Burg, in den jetzt 50 Millionen Euro fließen, böte sich geradezu an. Zumal die Stadt ein Angebot für ein städtisches Grundstück am Sportplatz macht. Dies ist gewiss die Hoffnung, die mit der "Burger Resolution" verbunden wird. Indes lassen die Argumentation und das gestrige Fernbleiben von Rainer Deppe Risse in der bergischen Phalanx sichtbar werden. Was wiederum zuletzt dem Jugendherbergs-Standort Oberburg schaden dürfte.

(RP)
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