Interview: Gisela Elbracht-Iglhaut Die Bergische wird in den Herbst verlegt

Solingen · An diesem Wochenende endet im Solinger Kunstmuseum die 68. Bergische Kunstausstellung. Gisela Elbracht-Iglhaut, die stellvertretende Leiterin des Museums, zieht bereits jetzt ein erstes Resümee der diesjährigen Kunstschau.

Frau Elbracht-Iglhaut, an diesem Wochenende geht im Kunstmuseum die 68. Bergische Kunstausstellung zu Ende. Wie fällt ihr persönliches Resümee der diesjährigen Auflage der Schau aus?

Elbracht-Iglhaut Sehr positiv. Die Ausstellung war wie immer sehr gut besucht. Die Schau sprach ein breites Publikum an. Wir hatten sehr viele Besucher aus Solingen, aber auch aus der näheren Umgebung, wie Wuppertal, Düsseldorf oder Köln. Auch das Altersspektrum der Rezipienten war sehr gemischt. Die älteren Besucher sind gegenüber der jungen Kunst sehr aufgeschlossen und interessiert, die jüngeren haben oft ein besonderes Interesse an der Kunst der Gegenwart.

Ranking-Listen sind in der Kunstwelt sehr beliebt. Deshalb die Frage: auf welchen Rang würde die diesjährige Bergische im Vergleich zu den Vorjahren landen?

Elbracht-Iglhaut Ich halte von solchen Ranking-Listen nicht allzu viel. Die Qualität einer Ausstellung ist nicht messbar, wie Erfolge in der Wirtschaft oder Wissenschaft. Jede Bergische Kunstausstellung hat ihre Stärken. Durch die Verschiedenheit der ausgewählten Positionen und die fehlende thematische Einschränkung bei der Auswahl ist die Vielfalt bewährtes Prinzip. Eine Fachjury sorgt dafür, dass diese Heterogenität nicht beliebig ist. Jedes Jahr gibt es Schwerpunkte und Tendenzen, die das Bild der Schau prägen. In diesem Jahr war die Fotografie ganz stark vertreten und hat gezeigt, welche Ausdrucksmöglichkeiten ein traditionelles Medium hat. Die Qualität der einzelnen Positionen war sehr hoch, das Zusammenwirken schaffte spannende Dialoge.

Die Bergische wurde in diesem Jahr nicht im Juni, sondern bereits im Mai eröffnet. Welche Auswirkungen hatte diese zeitliche Veränderung?

Elbracht-Iglhaut Wir haben die Laufzeit der Bergischen Kunstausstellung vorgezogen und damit diesmal deutlich vor den Beginn der Schulferien gelegt. Das hatte zur Folge, dass die Klassen und Kurse der weiterführenden Schulen die Zeit vor Ferienbeginn zu einem Besuch in der Ausstellung nutzen konnten. Das hat sich auch in der Anzahl der Schulbesuche positiv bemerkbar gemacht.

Andererseits wurde die früher dreimonatige Gesamtlaufzeit der Bergischen 2014 um vier Wochen verkürzt. Welche Gründe gab es dafür und wie bewerten Sie die Änderung?

Elbracht-Iglhaut Wir haben die Schau in den vergangenen Jahren immer über die lange Zeit der Sommerferien laufen lassen. Für die Schulen, die ein besonderes Interesse an der Kunst der Gegenwart haben, war das nicht optimal. Im kommenden Jahr planen wir deshalb die Bergische Kunstausstellung komplett aus der Ferienzeit herauszunehmen und im September und Oktober zu zeigen. Dadurch ist die Zeit der Präsentation zwar kürzer, aber komprimierter und attraktiver.

Wie waren die Besucherzahlen der 68. Bergischen Kunstausstellung?

Elbracht-Iglhaut Natürlich haben wir im Museum die Ereignisse wie Sommer, Ferien und Fußball-Weltmeisterschaft gespürt. Trotzdem können wir nicht klagen und die Bergische Kunstausstellung war auch in diesem Jahr wieder sehr gut besucht. Ich hoffe, viele Solinger nutzen an diesem Wochenende die Möglichkeit zu einem Besuch.

Wie wurden in diesem Jahr die vom Museum angebotenen Führungen angenommen?

Elbracht-Iglhaut Die Führungen erfreuen sich traditionell großer Beliebtheit. Sicher auch, weil sie von Künstlern begleitet werden, die aus erster Hand über ihre Arbeit berichten und ihr Werk vorstellen. Unsere Besucher schätzen diese Künstlergespräche sehr. Wir hatten auch 2014 wieder viele private Gruppen, die seit über zehn Jahren regelmäßig eine Führung durch die Bergische Kunstausstellung buchen und sich so informieren, was die junge Kunst unserer Region zu bieten hat. Insgesamt hat die Bergische ein interessiertes Stammpublikum, das sich mittlerweile mit der Geschichte der Ausstellung in unserem Hause sehr gut auskennt, vergleicht, Neues entdeckt und sich jedes Jahr auf die Schau freut.

Gab es zur Bergischen auch Sonderveranstaltungen?

Elbracht-Iglhaut Ja, wir haben für unsere Sponsoren, den Trägerverein des Museums, unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter und alle Förderer Sonderführungen durch die Ausstellung angeboten. Die Identifikation der Solinger ist gerade bei der Bergischen Kunstausstellung sehr groß. Das freut uns natürlich, denn die Gegenwartskunst ist nicht immer leicht, gefällig und schnell konsumierbar. Es ist wirklich ein Vorurteil, dass man in Solingen allem Neuen gegenüber mit Skepsis entgegentritt. Wir erleben das Gegenteil: Das Interesse an junger Kunst ist sehr groß, die Einstellung der Besucher offen und positiv. Die Kundenveranstaltung der Stadt-Sparkasse Solingen, die den Publikumspreis verleiht, ist jedes Jahr ausgebucht und erfreut sich allergrößter Beliebtheit.

Morgen um 17 Uhr schließen die Türen der Bergischen.

Elbracht-Iglhaut Selbstverständlich sind wir im Museum immer etwas traurig, wenn eine Ausstellung endet, die Kunst abgebaut und zurück in die Ateliers transportiert wird. Aber nach der Bergischen ist vor der Bergischen. Wir freuen uns jetzt schon alle auf 2015.

MICHAEL TESCH FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(mit)
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