Der Klingenpfad In neun Etappen rund um Solingen (3) Die große Runde um Schloss Burg

Solingen · Redakteure und Mitarbeiter unserer Zeitung machen sich auf die Wanderung und erleben den Klingenpfad - heute: von Unterburg nach Höhrath.

Solingen: Wanderungen auf dem Klingenpfad
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Solingen: Wanderungen auf dem Klingenpfad

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Unterburg ist abgekoppelt vom Klingenpfad. Stattdessen macht der Wanderweg auf seiner dritten Etappe einen großen Bogen um den kleinen Ortskern mit seinen zum Teil im 16. Jahrhundert errichteten Fachwerk- und Schieferhäusern. Wer unweit der Seilbahn an Wupperbrücke aus dem O-Bus aussteigt oder sein Auto am Eschbach-Ufer geparkt hat, sucht hier das eingekreiste "S" als Wegweiser vergeblich.

Über die Müngstener Straße geht es in Richtung Wiesenkotten beziehungsweise Müngstener Brücke, vorbei an der evangelischen Kirche bis zu einer großen asphaltierten Freifläche am Ufer der Wupper. Kurz danach taucht das Klingenpfad-Symbol auf und weist den Weg nach rechts einen steilen Pfad hinauf - also völlig entgegengesetzt der Himmelsrichtung, in der Höhrath als Ziel der folgenden acht Kilometer liegt. Ein gutes Stück verläuft der Höhenpfad parallel zur Müngstener Straße. Mit jedem gewonnen Höhenmeter wird das Rauschen der Wupper leiser, stattdessen krächzen Raubvögel durch den Wald. Zu sehen sind sie nicht.

Nach einem knapp 20-minütigen Anstieg geht es oberhalb des Naturschutzgebietes Lehmkuhle auf einem ebenen und breiten Forstweg weiter bis zur Landstraße L 157 und einen Wanderparkplatz, der von denen angefahren werden sollte, die auf die bequeme Variante einen tollen Blick auf Schloss Burg genießen wollen. Von hier aus ist es nur ein Katzensprung bis zu einer Lichtung, von der aus der Bergfried zum Greifen nah erscheint. Und doch ist er so fern.

Wie so oft auf dem Klingenpfad beschleicht den Wanderer das Gefühl, in die völlig falsche Richtung zu laufen. An der Stadtgrenze zu Remscheid schlängelt sich der gut begehbare Waldweg leicht bergauf bis zu einem Abzweig, der auch für den Brezel-Wanderweg gilt. Der Abstieg ins Eschbachtal ist die größte Herausforderung der dritten Etappe - insbesondere dann, wenn es kurz zuvor noch geregnet hat. Gutes Schuhwerk, Trittsicherheit und Konzentration sind Voraussetzung dafür, den steilen und mit Steinen übersäten Pfad ohne Sturz zu meistern.

Nach wenigen Metern entlang der L 407 geht es in Fließrichtung des Eschbachs gleich wieder in den Wald hinein, und direkt auch kontinuierlich bergauf. An der Infotafel "Burgtal muss Brennen" lohnt ein kurzer Stopp, um etwas über Josua Hasenclever und Rudolf Burlage zu erfahren. In der der einstigen Scherenfabrik ließen beide Mitte des 19. Jahrhunderts preisgünstig Gussware produzieren, bis aufgebrachte und von der Existenz bedrohte Schmiede und Schleifer aus Solingen im März 1848 in die Produktionsstätte der Konkurrenz eindrangen, sie zerstörten und in Brand setzten.

Zurück in der Gegenwart und auf dem Klingenpfad verharrt kurz nach dem sogenannten Felsentor ein Reh - genau an einer Gabelung. Die Beobachtung, wie das flinke Tier zwischen den Bäumen entschwindet, lenkt von der Entscheidung ab, welcher der drei Wege gewählt werden muss, um wie vorgesehen weiter zu wandern. Schemenhaft ist zumindest das "S" und ein Pfeil zu erkennen, nicht aber die Richtung. Die intuitive Wahl erweist sich als die richtige. Auch wenn lange Zeit die Ungewissheit bleibt, weil das Klingenpfad-Symbol an keinem Baum mehr erscheinen will. Es geht immer entlang des Sellscheider Bachs, bis der Weg das fließende Gewässer quert. Die kleine Holzbrücke ist inzwischen eingegrünt. Ein großer Schritt reicht jedoch, um an dieser Stelle trockenen Fußes zu bleiben.

Bald schon tauchen in der Nähe die ersten Fassaden von Einfamilienhäusern auf. Oberburg ist erreicht und damit auch die Stadtgrenze zu Wermelskirchen. Wer sein Proviant aufgebraucht hat, kann sich nach dem Überqueren der L 157 an einer Tankstelle neu versorgen und wenige Meter weiter auf dem im Februar 2014 angelegten "Pausenplatz Alter Fritz" Kraft tanken für den Endspurt. An der Hummelsburg hat man einen wundervollen Blick auf Schloss Burg und Oberburg, bei klarer Sicht auch auf Solingen.

Der letzte Kilometer bis zum Parkplatz Angerscheid wirkt wie ein Klacks im Vergleich zur bereits zurückgelegten Strecke auf der großen Runde um Schloss Burg, denn es gibt plötzlich so viel zu sehen. Pferde hier, Kühe da. Eine schüchterne Katze hier, ein krähender Hahn da. Und da ist da noch die trostlose Atmosphäre am Sportplatz Oberburg, auf dem schon seit Jahren kein Fußball mehr gespielt worden ist. Ein schmaler nicht überwucherter Streifen jedoch verrät, dass hier Läufer immer noch regelmäßig ihre Runden drehen.

(RP)
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