Solingen Die Kinderklinik ist "babyfreundlich"

Solingen · Diese Auszeichnung ist wahrlich eine Seltenheit: Die Kinderklinik des Städtischen Klinikums erhält als dritte von 320 in Deutschland das Qualitätssiegel "babyfreundlich" der WHO/UNICEF.

 Frühchen im Klinikum: Schwester Jenny Haase mit Mia (l.) und Lina.

Frühchen im Klinikum: Schwester Jenny Haase mit Mia (l.) und Lina.

Foto: mak

Im Zentrum der Zertifizierung stehen Schutz und Förderung der Mutter-Kind-Bindung. Schwangere und Mütter können im Klinikum also auf ein umfangreiches Betreuungskonzept aus Bindung, Entwicklungsförderung und Stillen vertrauen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Versorgung von Frühgeborenen. Die Weiterbildung des Personals ist für eine solch umfangreiche Betreuung unabdingbar. 13 Betten für Frühgeborene stehen in der Kinderklinik des Städtischen Klinikums an der Gotenstraße zur Verfügung.

Der direkte Kontakt von Mutter und Kind zur Förderung der Bindung bei einer Frühgeburt ist einer der wichtigsten Aspekte der Zertifizierung. Nach einem medizinischen Check wird das Kind gleich nach der Geburt, angemessen medizinisch versorgt, auf den Bauch der Mutter gelegt. "Das Kind kann riechen und spüren. Dies ist eine erste wichtige Kontaktaufnahme", erklärt Chefarzt Dr. Volker Soditt. "Die Mutter hat das Gefühl, ein Kind entbunden zu haben", dies habe auch eine hormonelle Wirkung. 30 Minuten lang begleitet ein Arzt diese wichtige erste Kontaktaufnahme.

Früher wurde das Frühgeborene der Mutter gezeigt und kam dann gleich zur medizinischen Versorgung auf die Intensivstation. "Frühgeburten waren uns so kostbar, dass die Mutter-Kind-Bindung in den Hintergrund trat", sagt Jutta Adler, Oberärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Die Devise sei heute, Mutter und Kind nur möglichst wenig und möglichst kurz zu trennen. "Wir mussten lernen, dass es hier Spielräume gibt", so Volker Soditt.

Auch das Stillen des Kindes fand bis zu dessen Entlassung früher kaum statt. Heute sollen die Mütter zum Stillen geführt werden, denn Muttermilch beuge gesundheitlichen Risiken von Frühgeborenen vor, wie Jutta Adler erläutert. Jede Frau, die im Klinikum entbindet, erhält daher auch eine Stillberatung. "Die Bedeutung war uns so nicht klar, heute gehen 70 Prozent der Kinder gestillt nach Hause", berichtet sie. Erwiesenermaßen seien solche Kinder später sehr viel weniger auffällig, sagt sie.

Petrina Felstead, Oberärztin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, betont zudem die langfristigen Vorteile: "Kinder mit einem gesunden Start durch Bindung und optimale Ernährung sind ein Leben lang gesünder, selbstbewusster und intelligenter."

Das Klinikum feiert die Zertifizierung mit zwei Veranstaltungen am 24. und 25. Januar. Am 24. Januar steht neben der Übergabe der Urkunde durch die WHO/UNICEF-Initiative ein Fachsymposium mit Vorträgen auf dem Programm.

Am Sonntag, 25. Januar, lädt das Klinikum zum Familientag, der sich vor allem um das Thema Stillen dreht. Zudem gibt es Führungen durch den Kreißsaal und die Neugeborenenstation.

(bjd)
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