Andreas Van Den Borre Die Malteser stellen sich dem Umbruch

Solingen · Kreisgeschäftsführer Andreas Van den Borre tritt Berichten über interne Querelen bei der Hilfsorganisation in Solingen entgegen.

Nach den Rücktritten vom Stadtbeauftragten Sascha Küll und der Pressesprecherin Cornelia Weck-Stephan - stecken die Solinger Malteser in einer Führungskrise?

Van den Borre Nein. Es ist eine Phase der Neu-Orientierung. Durch der Neuvergabe des Rettungsdienstes im vergangenen Jahr mussten uns 20 hauptamtliche Mitarbeiter verlassen. Zum Glück fanden sich für alle Lösungen. Einige sind in benachbarten Malteser-Dienststellen tätig, andere wechselten den Arbeitgeber. Letzteres ist auch bei Sascha Küll der Fall. Sein beruflicher Werdegang bringt eben einfach Veränderungen im Hinblick auf sein Amt als Stadtbeauftragter mit sich. Alle Mitarbeiter, die bei anderen Arbeitgebern untergekommen sind, haben gemerkt, dass die Zeit anders eingeteilt werden muss. Dass es da auch mal zu Differenzen kommt, ist normal.

Wie geht es denn jetzt personell weiter?

Van Den Borre Gemeinsam mit der Diözesan-Geschäftsführung stellen wir in Ruhe ein neues Team zusammen. Sascha Küll scheidet zum Ende des Monats aus. Der Posten des Stadtbeauftragten ist sicherlich der wichtigste. Es gibt bereits Ideen über eine Nachfolge. Zudem müssen wir die ebenfalls sehr bedeutende und anspruchsvolle Aufgabe von Cornelia Weck-Stephan im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit neu vergeben. Die Leitung des Einsatzdienstes wird auch ein Thema werden. Die hat kommissarisch unser Zugführer für den Katastrophenschutz, Daniel Schwarz, übernommen.

Apropos Katastrophenschutz: Hat er überhaupt noch eine Zukunft, nachdem die Malteser bei der Ausschreibung des Rettungsdienstes nicht mehr berücksichtigt wurden?

Van Den Borre Das ist sicherlich die größte Herausforderung, der wir uns stellen müssen. Wir wollen daran festhalten und weiterhin für Solingen da sein. Wir stellen uns auf Führungsebene zukunftsfähig auf und werden einen ausreichenden Helferkreis zur Verfügung haben.

Vollends aufgeben will ihre Organisation den Rettungsdienst aber auch noch nicht und klagt gegen die Entscheidung der Stadt. Gibt es dazu etwas Neues?

Van den Borre Nein. Das ist ein laufendes Verfahren. Wir müssen die Dinge jetzt erst einmal so akzeptieren, wie sie sind.

Inwieweit wirkt sich die aktuelle Situation auf die Standorte der Malteser in Solingen aus?

Van den Borre Im Hinblick darauf bleibt zunächst alles beim Alten. Im vergangenen Jahr hatten wir die Postadresse des Ehrenamtes von der Löhdorfer zur Friedrichstraße verlegt, um Verwaltungsprozesse schneller abwickeln zu können. Generell arbeiten wir an einer besseren Vernetzung zwischen den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Bereichen. In Wuppertal hatten wir bereits Räume zusammengelegt. In Solingen gab es die Idee, den Hausnotruf vom Friedrichshof zum Rettungsdienst an der Löhdorfer Straße mitzunehmen. Das ist aber nach der Entscheidung gegen unser Engagement im Rettungsdienst nicht mehr aktuell.

Wie laufen die anderen Aktivitäten, wie das Foodsaving oder der Menüservice?

Van den Borre In diesen Bereichen haben wir hochmotivierte Helfer. Die Umstrukturierungen in der Führung werden dort nicht so wahrgenommen. Ein weiteres unternehmerisches Projekt der Malteser ist übrigens der Schulbegleitdienst im Rahmen der Inklusion, der sich bewährt hat. Wir bereiten uns derzeit schon auf das nächste Schuljahr vor. Mitarbeiter mit unterschiedlichen Qualifikationen unterstützen dabei Kinder mit Lerndefiziten und begleiten sie in die Kindergärten, Grund- oder weiterführenden Schulen.

Wirkt sich der Wegfall hauptamtlicher Einsatzkräfte eigentlich auch auf Ihren Einsatz bei Großveranstaltungen wie dem Dürpelfest aus?

Van den Borre Klassischerweise wird der Sanitätsdienst auch durch Ehrenamtler organisiert. Richtig ist aber, dass wir uns im Hinblick auf gestiegene Ansprüche der Veranstalter oder die Bedienung von Fahrzeugen auch hier weiter professionalisieren müssen. Dazu gehört natürlich auch hauptamtliches Personal. Auch dabei wird es wichtig sein, unsere Bereiche stärker zu verknüpfen. Denkbar ist zum Beispiel, Kräfte aus dem Hausnotruf für den Sanitätsdienst zu qualifizieren.

ALEXANDER RIEDEL FÜHRTE DAS GESPRÄCH MIT ANDREAS VAN DEN BORRE.

(ied)
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