Solingen Die Nachtwächtertour führt in den Walder Kotten

Solingen · Beim Rundgang am Vorabend der Zeitumstellung erfuhren die Teilnehmer Wissenswertes und Unbekanntes zur Stadtgeschichte.

 Detlev Friedrichs mit Hellebarde, Hut und Horn beim Nachtwächterrundgang.

Detlev Friedrichs mit Hellebarde, Hut und Horn beim Nachtwächterrundgang.

Foto: Köhlen, Stephan (TEPH)

"Hört ihr Leute, lasst euch sagen, unsere Uhr hat sieben geschlagen. Heute Nacht ist es so weit, es beginnt die Winterzeit." Sobald diese Worte durch den "Walder Schlauch" schallen, ist es Zeit für den traditionellen Nachtwächterrundgang der Schützen- und Bürgergilde Wald am Vorabend der Zeitumstellung. Dann erzählt Nachtwächter Wolfgang Müller bei einer Tour Wissenswertes und Unbekanntes zur Walder Stadtgeschichte.

In diesem Jahr war die Figur des Nachtwächters eine Co-Produktion von Wolfgang Müller und Detlev Friedrichs. Nach dem sich Müller zwei Finger der rechten Hand gebrochen hatte, war das Tragen der Hellebarde undenkbar. So erhielt Detlev Friedrichs Hellebarde, Hut und Horn, während Wolfgang Müller die "Histörchen" beisteuerte.

Nur wenige Meter nach Beginn des Rundgangs gibt Wolfgang Müller ein anschauliches Beispiel dafür, wie sich Raum und die Zugehörigkeit zu Städten im Laufe der Geschichte gewandelt haben. Dort wo heute Stresemannstraße und Wiedenkamper Straße aufeinandertreffen, kreuzten sich in früheren Zeiten die Wege von Deutz (Köln) nach Werden (Essen) und von Haan nach Wermelskirchen. Deshalb entstand dort schon früh ein Hotel.

Am Standort des Hotels war ab den 1920er Jahren das Gewerkschaftshaus, aus dem die Nationalsozialisten eine gewöhnliche Gaststätte machten. Heute zeugt der Schriftzug "Casablanca" von der letzten gastronomischen Nutzung. Gleichzeitig verlief an dieser Stelle bis 1895 die Walder Stadtgrenze mit Merscheid und später mit Ohligs, wie Wolfgang Müller erklärt. Seitdem reicht Wald bis zum Weyer und zum Lochbach.

Anschließend führte die Tour zum Walder Kotten an der Locher Straße. Seit 2005 kümmert sich die Schützen- und Bürgergilde um das Gebäude, das weiterhin der Stadt gehört. Dass der 1890 errichtete Kotten heute noch stehen würde, war in den 1990er Jahren alles andere als sicher. Nach der ursprünglichen Planung wäre das Gebäude der Walder Südumgehung zum Opfer gefallen. Weil es unter Denkmalschutz gestellt wurde, führt die Straße nun daran vorbei. Noch zahlreiche Maschinen stehen darin, "keine davon jünger als 60 oder 70 Jahre", schätzt Wolfgang Müller.

30 Menschen arbeiteten hier zu Hochzeiten, ein einziger war es noch 1995, als der Betrieb schloss. Zuletzt wurden kleine Hebel für die früher gebräuchlichen mechanischen Telefonanlagen hergestellt. Der Raum direkt neben der Werkstatt beherbergt das Laurel & Hardy-Museum. Die Schützen- und Bürgergilde plant, die Schmiede des Kottens als Museum zu erhalten, in der Werkstatt einen Veranstaltungsraum einzurichten und hier auch die Geschäftsstelle unterzubringen, die sich zurzeit noch in der Stresemannstraße befindet.

(RP)
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