Solingen Die Rache der Fledermaus munter inszeniert

Solingen · Betrachtet man es genau, gibt es eigentlich nur zwei musikalische Bühnenwerke, bei denen man sich nicht nur amüsiert, sondern auch mal herzhaft lachen kann. Das eine ist der "Barbier von Sevilla" von Rossini, das andere "Die Fledermaus" von Johann Strauß.

In der flotten und munteren Inszenierung von Charlotte Leitner gastierte die Johann-Strauß-Operette Wien. Dass die Musik mit Schmiss und Charme aus dem Orchestergraben kam, war Verdienst der musikalischen Leiterin und Dirigentin Bettina Schmitt. In der "Fledermaus" ist die Musik fast die Hauptperson in einer ebenso heitern wie hanebüchenen Geschichte aus der guten alten Zeit. So hängt natürlich auch das Gemälde des österreichischen Kaisers Franz Joseph im Salon des Prinzen Orlofski. Da vergnügt sich nämlich Gabriel von Eisenstein (lyrisch brillanter Tenor: Giorgio Valenta), anstatt seinen Arrest anzutreten. Seine nicht minder muntere Gattin Rosalinde (Catarina Coresi mit einer ebenso großen wie wendigen Stimme) will das Einsitzen ihres Mannes mit einem Schäferstündchen versüßen.

Der Auserwählte ist Gesangslehrer Alfred (schön eitel parodiert von Hristofor Yonov). Nur leider taucht Gefängnisdirektor Frank (ein stimmlich und komödiantisch gut aufgelegter Hannes Prugger) auf, um Alfred als vermeintlichen Ehemann ins Kittchen abzuholen. Das Verwirrspiel nimmt seinen Lauf, im Zuge dessen alle beim Ball des russischen Prinzen Orlofski (Evelyn Lennert in einer maßgeschneiderten Hosenrolle) unter falschen Namen auftauchen. So auch das Eisensteinsche Stubenmädchen Adele, die allzu gerne Künstlerin wäre. Kess und keck und mit strahlender Stimme konnte hier Christine Holzwarth glänzen. Und als ihre frivole Tante gab Nera Nicol gar sportliche Zwischeneinlangen inklusive Spagat. Die wurden nur von Solo-Tänzerin Agnya Guk übertroffen.

Ja, und dann ist da ja noch der fiese Dr. Falke. Stimmschön und durchtrieben füllte Peter Kotsis die Rolle des Intriganten aus. Da kann auch der tumbe Advokat Dr. Blind (der Name ist Programm und eine clowneske Rolle für Martin Rysanek) nichts mehr retten. Für alle Beteiligten endet der muntere Reigen im Gefängnis. Mit dem nötigen Schmäh und Wiener Lethargie konnte hier Josef Pechhacker als angeschickerter Gefängniswärter Frosch für reichlich Lacher sorgen: "Warum soll ich für zwei Prozent mein Geld zur Bank tragen, wenn ich Sliwowitz mit 40 Prozent kaufen kann?"

Die Inszenierung nahm ein sichtlich heiter gestimmtes Publikum mit auf eine Reise in ein Anno-Dazumal, das es so wahrscheinlich nie gegeben hat. Aber auf der Bühne zählt die schöne Illusion. So wurde "Die Fledermaus" zu einem nachträglichen Neujahrsgeschenk.

(RP)
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