Solingen Die Reaktionen sind unberechenbar

Solingen · Zum wiederholten Mal haben Schülerinnen des Technischen Berufskollegs ein Theaterstück entwickelt, bei dem sie während einer Busfahrt die nichts ahnenden Passagiere mit einem Streit konfrontieren und provozieren.

Provokationen, Streitereien, Belästigungen und Rempeleien bis hin zu Schlägereien sind Situationen, die keiner im Bus erleben möchte. Trotzdem kommen sie öfter vor, als anzunehmen wäre - gerade unter Jugendlichen. Um für solche Situationen zu sensibilisieren, wird bereits zum sechsten Mal ein Provokationstheaterstück einstudiert, das vier neunte Schulklassen während der Busfahrt mit einem eskalierenden Streit konfrontieren wird.

Fünf Schülerinnen des Technischen Berufskollegs haben dafür eine Szene entwickelt. "Die Schüler in den Bussen wissen nicht, dass die Szene gestellt ist", erklärt Volker Eigemann, der als Theaterpädagoge das Projekt begleitet. Nach der Fahrt führt Nadine Lieser von der Clearing Stelle Nachgespräche mit den Schülern. "Fast alle Schüler berichten, dass sie solche oder ähnliche Situationen schon selbst erlebt haben", sagt Martin Hundeck, Schulsozialarbeiter des Friedrich-List-Berufskollegs, das mit dem Technischen Berufskolleg, der Clearing Stelle, der Jugendförderung und den Verkehrsbetrieben dieses Projekt unterstützt.

Das weiß auch Peter Guck von den Verkehrsbetrieben: "Im Bus passieren solche Szenen. Wir versuchen den Schülern zu vermitteln, wie sie richtig reagieren können." Schließlich soll sich niemand selbst in Gefahr bringen. "Den Busfahrer ansprechen, mit dem Handy die Polizei anrufen oder sich andere Leute dazu holen, um als Gruppe aufzutreten", zählt Guck auf. Sandra Lochmann, Rebekka Goldfisch, Sofia Sgarra, Ünes Aylin und Lara Plöhn provozieren bereits zum dritten Mal mit ihrem Improvisationstheater in den Bussen. "Es ist anders, als wenn man auf einer Bühne steht", sagt Rebekka. Und Ünes erklärt: "Es ist einfach unberechenbar, wie die Reaktionen sind".

Zuweilen kann es auch für die Schauspielerinnen gefährlich werden. "Manche greifen richtig ein", erzählt Lara. Dabei sei es wichtig, die Beleidigungen nicht auf sich wirken zu lassen und in der Rolle zu bleiben, was für die Darstellerinnen nicht einfach ist. "Es ist fast alles improvisiert", erklärt Sofia, "einige Schlagwörter müssen fallen." Ansonsten ist der Verlauf der Szene abhängig von den Reaktionen der Schüler. "Wir bringen die Leute an ihre Grenze", weiß Ünes. Dabei sei es spannend zu beobachten, wo die jeweilige Grenze liege.

Die Kunst beim Provokationstheater ist, so glaubwürdig wie möglich zu wirken. Doch die fünf Schauspielerinnen sind bereits erfahren. "Das ist eine gut eingespielte Truppe", lobt Michaela Paradny, Schulsozialarbeiterin des Technischen Berufskollegs. Damit das Provokationstheater noch länger nachwirkt, besuchen Mitarbeiter der Clearing Stelle nach den Sommerferien die Schulen, um das Thema mit den Schülern noch einmal aufzuarbeiten.

(sue)
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