Bruno Schmelter vom Freizeitpark Ittertal "Die Saison war serbisch"

Solingen · Es könnte das letzte Halloween sein, das Bruno Schmelter als Eigentümer im Freizeitpark Ittertal feiert - der Park steht zum Verkauf, ein Käufer ist bisher nicht gefunden. Für die Zeit danach hat der 73-Jährige schon konkrete Pläne.

Herr Schmelter, am 5. November schließen sie Ihren Freizeitpark über den Winter. Wie war die Saison?

Schmelter Die Saison war, um ehrlich zu sein, serbisch. Das ist meine Abkürzung für "sehr beschissen" (lacht). Leider war das Wetter zu schlecht, es hat vor allem an den Wochenenden viel geregnet - das sorgte nicht gerade für gute Besucherzahlen. Es kamen etwa 15 Prozent weniger Gäste als noch im Vorjahr. Wir setzen nun alle unsere Hoffnungen auf den Gruselwald an Halloween.

Was haben Sie dieses Jahr für Ihr traditionelles Halloween-Fest geplant?

Schmelter Der Märchenwald wird wie in den vergangenen Jahren zum Gruselwald, durch den etwa 20 Geister ziehen und die Gäste erschrecken. Vor allem meine Tochter und meine Enkelin sind bemüht, Charaktere aus aktuellen Kinofilmen einzubringen. So wird dieses Jahr zum Beispiel auch der Clown aus Stephen Kings "Es" zwischen den anderen Geistern unterwegs sein.

Wie groß ist der Aufwand für das Fest?

Schmelter Wir haben etwa eineinhalb Wochen vorher mit den Vorbereitungen begonnen. Das Wichtigste sind die zusätzlichen Leute, die wir brauchen: Insgesamt sind an Halloween 30 Helfer im Park, etwa 20 als Geister. Normalerweise sind wir zu fünft. Meine Tochter und meine Enkelin übernehmen täglich das Schminken.

Was unterscheidet Ihren Gruselwald von Halloween-Festen in anderen Freizeitparks?

Schmelter Wir haben tatsächlich schon von vielen Gästen gehört, dass sie lieber zu uns kommen, als in den Moviepark (Anm. der Redaktion: Freizeitpark in Bottrop). Dafür sprechen auch die steigenden Besucherzahlen zu Halloween in den vergangenen Jahren.

Woran liegt das?

Schmelter Ich glaube, unsere Geister sind einfach gruseliger. Die Zombies im Moviepark sind grausam. Messer und spritzendes Blut gibt es bei uns nicht. Aber die Leute haben offenbar mehr Angst vor unseren Geistern. Es kam schon häufiger vor, dass Besucher mit nasser Hose aus dem Gruselwald kamen.

Sie suchen seit mehr als einem Jahr einen Nachfolger, der den Freizeitpark übernimmt. Wird dies das letzte Halloween sein, das Sie als Eigentümer im Park feiern?

Schmelter Es liegt im Bereich des Möglichen, dass dies meine letzte Saison ist. Aber ich will den Teufel nicht an die Wand malen. Solange der Notarvertrag nicht unterschrieben ist, ist noch alles offen und ich mache keine großen Pläne.

Warum ist es eigentlich so schwierig, einen Käufer für den Freizeitpark zu finden?

Schmelter Einen Freizeitpark zu führen, ist eine schwierige Aufgabe, die man nicht unterschätzen darf. Dafür muss man geboren sein. Ich würde mir natürlich wünschen, dass sich jemand findet, der den Park so weiterführt und nicht alles auf den Kopf stellt. Das wollten die meisten Interessenten auch, aber sie hatten völlig falsche Preisvorstellungen. Für 1,50 Mark kann man kein 48.000 Quadratmeter großes Gelände mit Haus kaufen.

Bleiben Sie bei Ihrem Mindestgebot von 1,2 Millionen Euro?

Schmelter Ja, ich bleibe dabei. Allerdings sind die 1,2 Millionen tatsächlich nur das Mindestgebot, ab dem man mitbieten kann. Die Summe wird am Ende deutlich höher sein.

Sie sagten, die Saison sei "serbisch" gewesen. Bestärkt Sie das in Ihrer Entscheidung, den Freizeitpark nach nunmehr 17 Jahren in andere Hände zu geben?

Schmelter Ich bin jetzt 73 Jahre alt - irgendwann ist einfach gut. Meine Frau und ich wollen nicht mehr berufstätig sein. Das hat nur bedingt mit der schlechten Saison zu tun.

Haben Sie schon Pläne für Ihren Ruhestand?

Schmelter Ich will erst einmal eine Zeit lang Pause machen und die Situation für mich sortieren. Aber wie ich mich kenne, wird das nicht lange gut gehen. Ich bin kein Typ, der stillsitzen kann. Ich werde eine neue Aufgabe finden.

Gibt es eigentlich einen Traum, den Sie sich gerne einmal erfüllen möchten?

Schmelter Eine Cocktailbar in der Karibik (lacht). Aber da das ziemlich weit entfernt ist, habe ich einen anderen kleinen Traum.

Und wie lautet dieser Traum von Ihnen?

Schmelter Ich komme aus einer alten Schaustellerfamilie und uns gehört ein Karussell, mit dem wir auf Jahrmärkten unterwegs sind. Das betreiben derzeit meine Tochter und meine Enkelin. Die beiden haben damit eine Menge Arbeit. Darum würde ich den Betrieb des Karussells gerne wieder übernehmen, damit die beiden mehr Zeit für die Familie haben.

DAS INTERVIEW FÜHRTE VERENA KENSBOCK.

(RP)
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