Analyse Discounter statt Gewerbe?

Solingen · An der Scheidter Straße und an der Beethovenstraße entstehen zwei neue Lidl-Märkte. Beide Geschäfte werden auf Flächen liegen, die eigentlich für die Ansiedlung neuer Gewerbebetriebe vorgesehen waren. Was wieder einmal die Diskussion anfacht, wie es um den Standort steht.

Analyse: Discounter statt Gewerbe?
Foto: Lidl/Stadt Dormagen

Wer sich einfach mal einen Eindruck davon verschaffen will, wie es um den Industrie- bezeihungsweise Gewerbestandort Solingen steht, muss schlicht und ergreifend eine große Einfallstraße entlang fahren. Discounter säumen den Weg - ob nun an der Schützenstraße oder an der Grünewalder Straße. Um lediglich zwei Beispiele zu nennen.

Dabei sei eines gleich zu Beginn gesagt: Gegen Discounter ist nichts einzuwenden. Wenn der Markt nach solchen Geschäften verlangt, wird er sie bekommen. Allerdings darf es keinen Wildwuchs um jeden Preis geben. Und auf Gewerbeflächen haben Lidl, Aldi & Co. schon mal gar nichts verloren. Die Ansiedlung von Discountern auf solchen Arealen zu begrüßen, weil sich ja angeblich ohnehin keine andere Firma finden würden, ist jedenfalls eine ebenso fatalistische wie kurzsichtige Einstellung.

Fatalistisch, weil sich in einer solchen Haltung einmal mehr der typische Solinger Pessimismus Bahn bricht. Frei nach dem Motto: Überall geht's aufwärts, nur bei uns nicht. Firmen, die neue Arbeitsplätze schaffen und Steuern zahlen, siedeln sich vielleicht in Langenfeld und Monheim an. Aber doch nicht in Solingen, niemals, da kann man leider nichts machen.

Was, mit Verlaub, einer Großstadt wie Solingen unwürdig ist. Womit wir bei der Kurzsichtigkeit von Discounter-Eröffnungen auf Gewerbebrachen angelangt sind. Selbstverständlich muss die Klingenstadt Flächen bereit halten, die zur Verfügung stehen, wenn es Anfragen von Firmen gibt, die sich in Solingen ansiedeln wollen. Das Argument, dies sei ja bis heute nur sehr selten vorgekommen, ist nämlich keines.

Vielmehr sollte die zugegebenermaßen ausbaufähige Ansiedlungspolitik Ansporn für die Verantwortlichen sein, es in Zukunft besser zu machen. Wobei diese Last nicht allein auf den Schultern der Wirtschaftsförderung liegen darf. Politik und Stadtverwaltung sind gefragt, in Sachen Gewerbe, Verkehr sowie Wohnstandort eine Idee von der Solinger Zukunft zu entwickeln. Es sei denn, man würde sich mit der Rolle als Schlafstadt begnügen. Was ernsthaft ja wohl niemand will.

(or)
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