Solingen DRK plant Deutsch-Kurse für Flüchtlinge

Solingen · Der Bau der Unterkunft an der Monhofer Straße, die nun offiziell "Henry-Dunant-Dorf" heißt, macht täglich Fortschritte. Das Rote Kreuz als Betreiber sucht den Dialog mit den Anwohnern und will den Flüchtlingen bei der Integration helfen.

Kosten für Flüchtlinge: Die wichtigsten Antworten
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Foto: dpa, rwe lof

Die Baufortschritte werden von Tag zu Tag deutlicher sichtbar. Anfang November sollen in dem Flüchtlingsdorf des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) an der Monhofer Straße in Ohligs die ersten von später rund 600 Männern, Frauen und Kindern einziehen. Und nachdem in der vergangenen Woche noch Erdarbeiten im Gang waren, sind die Unterkünfte für die Menschen inzwischen zumindest in Umrissen sichtbar. So wurden zuletzt die ersten beheizbaren Zelte in Messebauweise aufgebaut.

Derweil laufen beim DRK selbst die Vorbereitungen für die Eröffnung der Notaufnahmestelle ebenfalls weiter auf Hochtouren. Zum einen bekam die Unterkunft jetzt den Namen "Henry-Dunant-Dorf" nach dem Begründer des Internationalen Roten Kreuzes. Zum anderen führen die Verantwortlichen zurzeit aber auch schon diverse Einstellungsgespräche.

Diese Menschen helfen Flüchtlingen
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So ist beim Roten Kreuz geplant, unter anderem die Bereiche Technik, Gesundheit und später auch die Küche in Eigenregie zu betreiben. Allein der Sicherheitsdienst wurde zwischenzeitlich an eine externe Firma vergeben. "Unser Ziel ist es, alles so professionell wie möglich zu regeln", sagte Solingens DRK-Geschäftsführer Jan Welzel gestern unserer Redaktion.

Was auch für die Betreuung der Flüchtlinge gelten soll. Aus diesem Grund gibt es beim Deutschen Roten Kreuz Solingen Überlegungen, den oftmals aus Syrien oder anderen Krisenländern stammenden Menschen mittelfristig Deutsch-Stunden anzubieten. "Das wird uns direkt am Anfang zwar noch nicht gelingen", schränkte Geschäftsführer Welzel ein. Dennoch mache es Sinn, denjenigen Flüchtlingen, die länger in Deutschland blieben, schon vor Beginn des eigentlichen Asylverfahrens sprachliche Kompetenzen zu vermitteln.

Gleichzeitig bemüht sich das DRK, bei der Bevölkerung in den umliegenden Straßen um Verständnis für die neuen Nachbarn zu werben. In den zurückliegenden Tagen wurden beispielsweise Handzettel verteilt, auf denen Kontaktdaten veröffentlicht sind. Auf diese Weise wollen die Verantwortlichen ein möglichst hohes Maß an Transparenz garantieren und bei später eventuell einmal auftretenden Problemen direkte Ansprechpartner anbieten können.

"Immerhin haben wir als Rot-Kreuz-Organisation einen internationalen Auftrag, Menschen in Not zu helfen", stellte die Solinger DRK-Sprecherin Simone Hoch klar. Parallel gelte es aber, die Nachbarschaft von Beginn an mit einzubeziehen. Simone Hoch: "Wir möchten, dass die Bürger an unserer Seite sind."

Solingen: DRK plant Deutsch-Kurse für Flüchtlinge
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Tatsächlich stellten die DRK-Mitarbeiter bei ihren Besuchen an den Haustüren der Umgebung viel Interesse der Menschen fest. "Wir sind auf sehr viel Offenheit gestoßen", sagte DRK-Sprecherin Hoch, die betonte, man habe zwar nicht alle Nachbarn kontaktieren können, stehe aber Fragen jederzeit offen gegenüber (siehe Kasten).

Ziel ist es, möglichst viele Bürger zu einer Mitarbeit zu bewegen. So setzt das Rote Kreuz auch weiter auf Freiwillige, die bei zunächst ganz banal erscheinenden, aber wichtigen Punkten der Integration helfen - beispielsweise in Sachen Straßenverkehr. "Wir suchen etwa einen Fahrlehrer oder einen Polizisten, der den Flüchtlingen, die mit einem Fahrrad fahren, allgemeine Verkehrsregeln erklärt und vor den Gefahren des Verkehrs warnt", hieß es beim DRK.

Derweil geht in der Stadt die Diskussion über die finanziellen Herausforderungen durch die Flüchtlingskrise weiter. Die FDP-Ratsfraktion stellte jetzt für die kommende Sitzung des Sozialausschusses am 27. Oktober den Antrag, die Ausgaben für Flüchtlinge im Haushaltsplanentwurf 2016 in einem "Sonderhaushalt Flüchtlinge" aufzulisten. So wollen die Liberalen verdeutlichen, dass "ohne eine 100-prozentige Erstattung der Kosten durch Bund und Land alle Konsolidierungserfolge zunichte gemacht" würden, wie FDP-Fraktionschef Ulrich G. Müller sagte.

Vergleichbares forderte gestern auch noch einmal Oberbürgermeister Norbert Feith (CDU). Das Land NRW müsse finanzschwachen Städten wie etwa Solingen die mit der aktuellen Flüchtlingskrise einhergehenden Kosten voll ersetzen, sagte der OB im Gespräch mit unserer Redaktion.

Sein Parteifreund, der bergische Bundestagsabgeordnete Jürgen Hardt, verwies wiederum darauf, dass der Bund ab 2016 den Ländern pro Flüchtling 670 Euro überweisen wolle. Nun sei, so Hardt, die Landesregierung am Zug: "Ich appelliere an Rot-Grün in NRW, dass dieses Geld 1:1 bei den Kommunen ankommen muss".

(RP)
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