Solingen Edle Schmiedekunst auf der Messer Macher Messe

Solingen · Aussteller aus gut 20 Nationen präsentierten sich auf der Messer Macher Messe im Klingenmuseum. Der Solinger Wilfried Gorski gewann die Auszeichnung "Messer des Jahres" in der Kategorie Klappmesser.

 Genau unter die Lupe genommen wurden die wertvollen Stücke.

Genau unter die Lupe genommen wurden die wertvollen Stücke.

Foto: Boris Schmidt

Das eleganteste Stück von Stefan Steigerwald liegt unter einer Glaskuppel. "200 Stunden habe ich daran gearbeitet", berichtet der gebürtige Nürnberger, der sein langjähriges Hobby, die Messermacherei, im Jahr 2002 zum Hauptberuf machte. Auf den ersten Blick ist gar nicht zu erkennen, dass es sich bei der aufwendigen Konstruktion um ein Klappmesser handelt.

 Blickfang: Peter Abel aus Süddeutschland zeigt auf der Messer Macher Messe im Deutschen Klingenmuseum ein handgeschmiedetes Damastmesser.

Blickfang: Peter Abel aus Süddeutschland zeigt auf der Messer Macher Messe im Deutschen Klingenmuseum ein handgeschmiedetes Damastmesser.

Foto: Boris Schmidt

Mechanische Elemente, die an eine Dampfmaschine erinnern, und eine Iris-Blende wie in einer Video-Kamera geben dem Messer einen extravaganten Charakter. "Ich mag einfach mechanische Kaspereien", erzählt Steigerwald. Belohnt wurde sein Werk mit einer Klinge aus rostfreiem Damaszener-Stahl und einem Griff aus Titan mit dem Preis "Messer des Jahres" in der Kategorie "Best of show".

Die verschiedensten Dialekte

"Dieses Messer ist natürlich voll funktionstüchtig, aber hauptsächlich zum Sammeln gedacht", sagt Steigerwald. Die Bandbreite auf der Messer Macher Messe reicht vom Gebrauchsstück zum Schneiden in der Küche oder auf der Jagd bis zum bloßen Blickfang für die Vitrine oder die Wohnzimmerwand. Und der Kundenandrang ist wieder enorm: Sämtliche Tische der Aussteller sind umringt von fachkundigen Interessenten, die die gesamte Verarbeitung der Erzeugnisse sehr präzise prüfen.

Auf dem Weg durch die Räume des Klingenmuseums in Gräfrath dringen dem Besucher die verschiedensten Dialekte und Sprachen ins Ohr. Die Gäste stammen nicht nur aus verschiedenen Regionen Deutschlands, sondern auch aus Österreich, Italien, Kanada und sogar Japan. "Wir sind sehr zufrieden mit dem Andrang und auch der Qualität auf der Messe", sagt Museumsdirektorin Dr. Barbara Grotkamp-Schepers. Dabei hebt sie vor allem die hervorragende Schmiedekunst vieler Aussteller hervor.

Neben den zahlreichen gestandenen Messermachern, die seit Jahren nach Solingen kommen, gibt das Museum stets auch Neulingen die Chance, sich zu zeigen. Am Fördertisch sitzt unter anderem der 16-jährige Niklas Schelling aus Vorarlberg. "Das ist die erste Messe, auf der ich überhaupt bin", sagt der Österreicher. Besonders der Austausch mit einigen Kollegen reizt ihn.

Ein alter Hase ist dagegen Wilfried Gorski, seit 13 Jahren treuer Stammgast auf der Messe. Ausstellungen führten ihn auch schon nach Sindelfingen, München und Paris. Die neue Errungenschaft des Solinger Ausstellers wird auf der Messe als bestes Klappmesser ausgezeichnet. "Das sind ganz tolle Messer mit einer ausgefeilten Technik", lobt Dr. Grotkamp-Schepers. Den Griff seines patentierten Messers fertigte Gorski mit Keramik und Chinalack.

Klappmesser sind die besondere Spezialität des gelernten Gravurmeisters und Industriedesigners, der seit über 20 Jahren Mitglied der Messermacher-Innung ist. "Für Taschenmesser gibt es einen großen Kundenkreis", sagt Gorski. Auch seine Fertigungen bestechen durch eine reizvolle Optik. Doch noch wichtiger ist für Gorski der praktische Nutzwert: "Ein teures Messer, das nicht schneiden kann, ist Blödsinn."

(RP/jco)
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