Solingen Ein Blick hinter die Kulissen der Bausch-Compagnie

In der Spielzeit 1973/74, also vor 41 Jahren, übernahm die Solingerin Pina Bausch (1940-2009) die Tanzabteilung an den Wuppertaler Bühnen. Wer von der neuen Compagnie-Chefin klassisches Ballett erwartete, sah sich enttäuscht, denn Bausch präsentierte den Zuschauern eine neue Form des Balletts, in dem die Tänzer in einem theatralischen Spiel sprachen, sangen, lachten und weinten. Das Publikum war gespalten von den Produktionen, die heftige Kontroversen auslösten.

Die einen verließen die Wuppertaler Oper oder das Schauspielhaus Türe knallend. Die anderen waren begeistert von Bauschs Stücken, die ein weltweites Echo fanden und den Tanz international neu definierten.

Ein Zeuge der ersten Stunde war der Filmemacher und Fotograf KH. W. Steckelings, der von Bausch eingeladen wurde, ihre Compagnie bei den Proben und in den Pausen mit der Kamera zu begleiten. Unter dem Titel "Backstage" zeigt Steckelings in einer Ausstellung im Solinger Theater und Konzerthaus jetzt rund 70 seiner Fotografien. Darunter auch Aufnahmen, die sich nicht in dem Bildband "Pina Bausch backstage" befinden, der in diesem Jahr im Verlag Nimbus Kunst und Bücher erschienen ist.

Die Aufnahmen Steckelings aus der ersten Spielzeit von Pina Bausch sind eher durch Zufall wieder ans Tageslicht gekommen. Einige Fotografien waren zwar in Programmheften publiziert worden, aber da der Fotograf selber seinen Aufnahmen keine besondere Bedeutung einräumte, gerieten die Bilder in Vergessenheit. "1200 Bilder, die meisten davon nie abgezogen, sind nun wiederentdeckt worden. Ein Glücksfall, der nicht hoch genug eingeschätzt werden kann", schreibt Salomon Bausch, Sohn der Choreographin im Vorwort von "Backstage". Denn aus dieser Epoche der Arbeit habe das Pina-Bausch-Archiv, welches ihr künstlerisches Erbe in die Zukunft trägt, nur wenige Bildzeugnisse in seiner Sammlung, so der Vorsitzende der Wuppertaler Pina-Bausch-Foundation.

Mit seinen Fotografien zeigt Steckelings eine verschwundene Welt. "Der alte Ballettsaal des Wuppertaler Opernhauses hat mit der Sanierung 2007 aufgehört zu existieren. Auch die meisten Stücke, an denen Choreographin und Tänzer arbeiteten, sind schon lange nicht mehr im Repertoire der Compagnie und harren der Wiederentdeckung", beschreibt Salomon Bausch. Stücke wie "Fritz", Bauschs erste Arbeit als Leiterin des Wuppertaler Ensembles, "Ich bring Dich um die Ecke", "Adagio - Fünf Lieder von Gustav Mahler" oder "Fliegenflittchen".

In seinem Vorwort zum Buch "Backstage" lobt Bausch, dass die Bilder Steckelings die besondere Atmosphäre der Proben des Tanztheaters dokumentieren würden. "Ein Arbeiten, das von Konzentration und Spannung geprägt ist, körperlich wie emotional, ebenso aber von Vertrauen und Geduld - eine Atmosphäre, die für Außenstehende beinahe schon leger wirken kann."

Ausstellung "Pina Bausch Backstage" von KH. W. Steckelings, bis 26. Oktober im Solinger Theater.

(mit)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort