Solingen Ein Ferienvergnügen in luftigen Höhen

Solingen · Die Seilbahn-Burg ist eines der einzigartigsten Verkehrsmittel im Bergischen Land, und besonders in der sonnigen Jahreszeit ein echter Publikumsmagnet. Die Sessellift-Anlage wird mittlerweile in der zweiten Generation geführt.

Entspannt lässt sich Stefan Irlenbusch in einen der 30 Doppelsessel fallen, die mit 0,6 Metern pro Sekunde nach oben befördert werden. Wo bei manch einem der Adrenalinpegel ansteigt - die Beine baumeln bei der Fahrt einige Meter frei über dem Boden - ist für den 38-Jährigen das luftige Vergnügen reine Routine. Schließlich hat er als Geschäftsführer der Seilbahn-Burg schon unzählige Fahrten hinter sich - dennoch genießt er jede einzelne.

Wenn das Quecksilber im Thermometer ansteigt, dann beginnt die Hoch-Saison der Seilbahn-Burg. "Die Besucher kommen besonders an den Wochenenden zu uns. Darunter viele Familien und Schulklassen", verrät Stefan Irlenbusch, dessen Eltern die Bahn im Jahr 1986 übernommen hatten. Es ist eines der wohl außergewöhnlichsten Verkehrsmittel im Bergischen Land. Zwar wurden in den 1950er Jahren entlang der Rheinschiene viele Seilbahnen gebaut, um den Fremdenverkehr in der jeweiligen Region zu beleben, doch nur die wenigsten existieren heute noch.

Die Seilbahn-Burg profitiert dabei auch von ihrer Umgebung. Laut Stefan Irlenbusch verbänden zahlreiche Gäste die Sessellift-Fahrt mit einem Besuch auf Schloss Burg oder mit einer Wanderung zur Müngstener Brücke. Manche wollen jedoch einfach nur die Aussicht genießen oder in eines der insgesamt sechs Restaurants einkehren.

Dass viele Sprachen an der Sessellift-Anlage gesprochen werden, ist nichts Außergewöhnliches. Regelmäßig kommen Besucher aus aller Welt, um die erste Personen-Seilbahn in Nordrhein-Westfalen zu bestaunen, die pro Jahr rund 200 000 Gäste transportiert. Zwar ist die Konstruktion auch nach über sechs Jahrzehnten gleich geblieben und lässt wohl so manches Nostalgiker-Herz höher schlagen, doch die Anlage wird regelmäßig gewartet und die Sicherheitstechnik auf den neuesten Stand gebracht. Erst im vergangenen Jahr wurden rund 150 000 Euro investiert - unter anderem in eine neue Antriebssteuerung. Nicht die einzigen Veränderungen: Im Laufe der Jahre verschwanden aus Sicherheitsgründen die Dächer über den Liften. Zudem wurden die Fußrasten durch Übersteigbügel ersetzt.

Für die Instandhaltung des Hanges unterhalb der Doppelsessel hat das Team der Seilbahn-Burg einen tierischen Helfer - Bertjen. Wenn Stefan Irlenbusch sagt, dass Bertjen mäht, dann meint er nicht nur die für Ziegen typischen Laute, die der bärtige Bock regelmäßig von sich gibt, sondern auch seine gärtnerischen Aktivitäten. Denn Bertjen, der bereits 17 Jahre auf dem Buckel hat, sorgt durch seinen Appetit auf Gras an einigen Stellen für kurzen Rasen. All die Doppelsessel, die den ganzen Tag über seinem haarigen Kopf schwingen, nimmt er gar nicht mehr wahr. Zwar werden Bertjens "Dienste" geschätzt, doch alleine wird er den hohen Gräsern und Büschen nicht Herr.

"Einmal im Jahr wird der komplette Hang gemäht. Das ist schon ein echter Knochenjob", sagt Stefan Irlenbusch, der trotz aller Freude auf die Hochsaison mit ein wenig Skepsis in die Zukunft blickt. Denn der geplante Bau von zwei Windrädern an der Sengbachtalsperre, die von Schloss-Burg aus in Sichtweite lägen, treibt dem 38-Jährigen Sorgenfalten auf die Stirn. "Wir leben schließlich auch von der schönen Aussicht. Der Bau von Windrädern und breiten Straßen für die Tieflader würden viele freie Flächen bedeuten", sagt Stefan Irlenbusch.

(RP)
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