Serie Visionen 2017 Ein historisches Stangentaxi kehrt heim

Solingen · Das Obus-Museum restauriert einen alten Obus. Die TS-Modelle wurden bis 1974 eigens für Solingen gebaut. Wagen Nr. 68 fuhr später sogar in Argentinien. 2019 soll er fertig sein. Ein historischer Anhänger könnte schon 2017 durch Solingen rollen.

 Ab 2017 soll der Anhänger am Obus 59 durch Solingen fahren.

Ab 2017 soll der Anhänger am Obus 59 durch Solingen fahren.

Foto: Obus-Museum Solingen

Zurzeit steht das Gefährt - rund 150 Kilometer von seiner eigentlichen Heimat und äußerlich ziemlich zerrupft wirkend - in der Werkstatt eines Karosseriebaubetriebes im hessischen Sinn. Doch verglichen mit den anderen Touren, die der alte TS-Obus der Stadtwerke Solingen (SWS) bereits hinter sich gebracht hat, erscheint die Strecke von der Klingenstadt ins Nordhessische beinahe so wie der sprichwörtliche Katzensprung. Bis vor wenigen Jahren war der Obus aus dem Baujahr 1974 nämlich über zwei Jahrzehnte lang im argentinischen Mendoza unterwegs, das von Solingen Luftlinie exakt 11.928 Kilometer entfernt liegt.

 Der Anhänger "Orion WH 112" ist fast fertig. Er bracht nur noch die Erteilung einer Sondernutzung.

Der Anhänger "Orion WH 112" ist fast fertig. Er bracht nur noch die Erteilung einer Sondernutzung.

Foto: Köhlen Stephan

Dabei ist die Rückkehr des historischen Stangentaxis nach Solingen aber wohl nur noch eine Frage von Monaten. Und zudem dürfte sich dann auch das Aussehen des Fahrzeugs grundlegend geändert haben. "Wir rechnen damit, dass der TS-Obus der Baureihe 3 im ersten oder im zweiten Quartal dieses Jahres die Karosseriewerkstatt in Sinn verlassen kann", betonte jetzt Lutz Lüpkes, zweiter Vorsitzender des Vereins Obus-Museums Solingen, zum Abschluss eines arbeitsreichen Jahres.

Womit die Arbeit an der Restaurierung des Busses indes weiterhin nicht abgeschlossen sein wird. Denn nach der zwischenzeitlichen Komplettdemontage sowie dem augenblicklich laufenden Wiederaufbau der äußeren Hülle steht noch die Technik auf dem Programm. "Und dies dürfte, da es bei uns in Eigenregie erfolgen wird, sicherlich bis zum Jahr 2019 dauern", prognostizierte Lüpkes, der es sich zusammen mit den anderen Ehrenamtlern des Museumsvereins zum Ziel gesetzt hat, den alten TS-Obus irgendwann einmal wieder über die Straßen der Klingenstadt rollen zu lassen.

 Eine entsprechende Anhängerkupplung wurde schon montiert.

Eine entsprechende Anhängerkupplung wurde schon montiert.

Foto: Skoe, Archiv

Das Fahrzeug soll später - wie die legendäre "59" - auf der Rittertour unterwegs sein, bei der Fans historischer Obusse und private Gruppen zwischen April sowie Oktober ihre Runden durch Solingen drehen können. Was dann so etwas wie die endgültige Heimkehr des TS-Busses wäre, der auf eine ebenso besondere wie bewegte Geschichte zurückblickt, die Ende der 60er Jahre begann.

Damals standen die Stadtwerke vor der Aufgabe, die eigene Obus-Flotte zu erneuern. Doch das brachte zunächst ein Problem mit sich: Zu diesem Zeitpunkt waren die Oberleitungsfahrzeuge in Deutschland zunehmend aus der Mode gekommen, so dass zunächst keine geeigneten Modelle zur Verfügung standen. Aus diesem Grund schritten die SWS zuletzt selbst zur Tat - und ließen ab dem Jahr 1968 eigene sogenannte Trolleybusse (TS) für Solingen fertigen, die schließlich bis 1974 in drei Baureihen sowie mit insgesamt 80 Fahrzeugen in die Klingenstadt ausgeliefert wurden. So auch der TS-Bus mit der Nummer 68, der als eines der späteren Exemplare bis zu seiner Ausmusterung in der zweiten Hälfte der 80er Jahre seinen Dienst in Solingen verrichtete, ehe er danach ins ferne Argentinien ging.

  Als der Bus 2014 nach Solingen zurückkehrte, hatte er noch die südamerikanische Beschriftung.

Als der Bus 2014 nach Solingen zurückkehrte, hatte er noch die südamerikanische Beschriftung.

Foto: Obus-Museum

Wo der alte Obus im Alltagsverkehr von Mendoza, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Osten des südamerikanischen Landes, noch einmal voll gefordert wurde. Jedenfalls benötigte das Gefährt nach seiner Rückkehr in die Klingenstadt im Jahr 2014 mehr als lediglich ein Facelifting, so dass sich das Obus-Museum Solingen am Ende dazu entschloss, die nun laufende Total-Überholung in die Wege zu leiten.

 Das Fahrzeug wurde zunächst fast komplett auseinandergebaut. Zurzeit steht der alte Obus in einem Karosseriebetrieb im hessischen Sinn.

Das Fahrzeug wurde zunächst fast komplett auseinandergebaut. Zurzeit steht der alte Obus in einem Karosseriebetrieb im hessischen Sinn.

Foto: Obus-Museum

Eine technische und optische Wiederaufbereitung, die bei einem anderen Projekt des Vereins inzwischen vor dem Abschluss steht. Der alte Personenanhänger "Orion WH 112" hat nach über fünf Jahren liebevoller wie harter Restaurationsarbeit seine erste "Feuertaufe" überstanden. "Bautechnisch ist der Anhänger abgenommen", sagt Silke Rampe von den Verkehrsbetrieben der Stadtwerke, die selbst Mitglied im Obus-Verein ist. Nun bedarf es lediglich noch der Erteilung einer Sondernutzung für den Oldtimer, so dass der "Orion WH 112" im Verlauf des neuen Jahres zum ersten Mal an den Obus 59 angekoppelt werden könnte.

Tatsächlich wird der Anhänger dann aber nicht allein im neuen alten Glanz erstrahlen. Vielmehr zogen sich die Arbeiten an dem "WH 112" auch deshalb über mehrere Jahre, da die Technik den heutigen Anforderungen abgepasst werden musste. "So wurden beispielsweise Bremsschläuche verbaut, die es im Originalzustand nicht gab", berichtet Silke Rampe.

(or)
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