Solingen Ein Teil mehr für Bedürftige einkaufen

Solingen · Im fünften Jahr organisiert die evangelische Gemeinde Wald eine weihnachtliche Hilfsaktion. "Jeder kann mitmachen, indem er einfach beim Einkaufen im Supermarkt ein Teil mehr kauft und an uns spendet", sagt Bettina Hahmann.

Wenn Gemeindeschwester Bettina Hahmann von der evangelischen Kirchengemeinde Wald Hausbesuche macht, sieht sie viel: Menschen, die ohne Strom in ihrer Wohnung leben; Familien, die sich eine tägliche warme Mahlzeit nicht erlauben können; und Senioren, die aus Scham lieber tagelang trockenes Brot essen, als um Hilfe zu bitten.

Ihnen - und noch vielen mehr - hilft die evangelische Kirchengemeinde mit ihrer Aktion "Ein Teil mehr": Vom Erntedankfest bis Weihnachten können haltbare Lebensmittel und Hygieneartikel bei der Gemeinde abgegeben werden. Im Rahmen einer großen Adventsfeier werden diese dann an Bedürftige übergeben. "Wir sammeln für alle Menschen", macht Gemeindeschwester Bettina Hahmann deutlich, "für Flüchtlinge und EU-Bürger, für Menschen, die Hartz IV beziehen oder Grundsicherung erhalten. Wir gucken nicht, woher die Menschen kommen oder welche Konfession sie haben." Die Not, sagt Hahmann, sei bei vielen groß: "Wir sind deshalb bei den Spenden nicht wählerisch und freuen uns über alles haltbare. Ein besonders großer Mangel ist jedoch immer bei den Grundnahrungsmitteln, bei Mehl, Zucker und Milch beispielsweise - benötigt werden aber auch Kindernahrung, Windeln oder Eintöpfe." Immer wieder fragten Bedürftige nach Fischkonserven. "Sie werden gerne genommen, weil sie auch von denen gegessen werden können, die keinen Strom haben", macht die Gemeindeschwester deutlich.

Dabei macht die Aktion "Ein Teil mehr", die die Gemeinde bereits im fünften Jahr organisiert, das Helfen denkbar einfach - für nahezu jeden: "Jeder kann mitmachen, indem er einfach beim Einkaufen im Supermarkt ein Teil mehr kauft und an uns spendet. Ein Paket Nudeln kostet beispielsweise einen Euro, diesen Betrag würde doch niemand auf einen Überweisungsträger schreiben und spenden." Genau das, sagt Bettina Hahmann, sei das tolle an der Aktion: "Ich sage immer ,Wenig ist viel'. Die Aktion bezieht die Bürger mit ein und auch Menschen, die selbst ein kleines Einkommen haben, können anderen etwas Gutes tun und helfen."

Zudem, sagt Hahmann, sei alles transparent. "Jeder kann zu der Adventsfeier kommen und sehen, was mit den Spenden passiert." Rund 140 bedürftige Menschen hätten im vergangenen Jahr von den Spenden profitieren können. Die Spendenbereitschaft in Wald, sagt Hahmann, sei grundsätzlich groß. "Erfahrungsgemäß geht es ab dem ersten Advent richtig los." Unterstützung in Form von Spenden kämen von Einzelnen, von Familien, von Kindergärten oder den Walder Familienzentren. Und von einer Reihe von Ehrenamtlern, die jedes Jahr in der Gemeinde dabei helfen, die Adventsfeier auszurichten. Es gebe immer Menschen, die etwas brauchen, sagt Bettina Hahmann. Deshalb sammele die Gemeinde grundsätzlich auch das ganze Jahr Lebensmittel für Bedürftige, im Advent jedoch noch einmal verstärkt. "Es geht hier um Menschen, um Persönlichkeiten mit Würde, denen es in der Notsituation ohnehin schon nicht gut geht. Dass sie würdevoll behandelt werden, ist mir ganz wichtig", sagt Bettina Hahmann.

(mxh)
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