Marco Fechner Einbrechern nicht in den Weg stellen

Solingen · Oberkommissar Marco Fechner vom Kommissariat Kriminalprävention/Opferschutz berät über Einbruchschutz.

Wird es Einbrechern zu leicht gemacht, in Häuser oder Wohnungen einzusteigen?

 Polizeioberkommissar Marco Fechner.

Polizeioberkommissar Marco Fechner.

Foto: Polizei wuppertal

Fechner Die Leichtfertigkeit von Bewohnern führt häufig dazu, dass es Täter zum Teil einfach haben. Immer dann, wenn die Haustüren nur zugezogen werden oder Fenster auf Kipp gestellt sind. Hinzu kommt, dass Fenster und Türen meistens nicht gegen Einbrüche ausgelegt sind und somit keinen Einbruchschutz bieten.

Wo liegen die Schwachstellen?

Fechner Bei Einfamilienhäusern sind es insbesondere die Fenster, durch die Einbrecher durch Aufhebeln ins Haus gelangen. 80 Prozent der Einbrecher verschaffen sich so Zutritt in ein Haus, bei Mehrfamilienhäusern sind es 53 Prozent, auch hier ist das Aufhebeln von Fenstern oder Türen der häufigste Grund.

Zu welcher Tageszeit kommen die Einbrecher bevorzugt?

Fechner Die Statistiken zeigen, dass vor allem in der dunklen Jahreszeit, also in den Wintermonaten, am häufigsten eingebrochen wird. Die Haupteinbruchszeiten liegen zwischen 16 und 20 Uhr, in der Nacht wird dagegen kaum eingebrochen.

Wie viel Zeit brauchen Einbrecher, um in eine Wohnung einzusteigen?

Fechner Eine Tür oder ein Fenster ohne Sicherung kann in wenigen Sekunden aufgehebelt werden. Das dauert keine fünf Sekunden.

Die Aufklärungsquote bei Wohnungseinbrüchen liegt unter zehn Prozent. Woran liegt das?

Fechner Wir finden meistens ein schlechtes Spurenbild vor, zudem gibt es kaum Hinweise auf die Täter. Von daher ist es äußerst schwierig, Einbrüche aufzuklären.

Was können Hauseigentümer oder Mieter von Wohnungen tun, um Einbrechern das Leben schwer zu machen?

Fechner Hier setzt unsere Beratung an. Durch das Anbringen von mechanischer Sicherungstechnik an Fenstern und Türen erhöht sich der Widerstand erheblich, so dass es Einbrecher nicht leicht haben, einzusteigen. Eine Einbruchmeldeanlage wäre eine Ergänzung, sie sollte aber nicht an erster Stelle stehen. Durch den Einsatz von Sicherungstechnik und eine gute Nachbarschaft scheitern immer mehr Einbrecher, gegenwärtig bleiben 44 Prozent im Versuch stecken.

Die Polizei bietet Beratungen an und ist auch häufig bei Immobilienausstellungen vor Ort, so wie gestern bei der Stadt-Sparkasse Solingen. Wird das Beratungsangebot genutzt?

Fechner Wir verzeichnen hohe Fallzahlen bei Einbrüchen, von daher sind die Menschen sensibilisiert. Zurzeit ist die Nachfrage nach Beratungen sehr hoch, wir kommen mit den Beratungen kaum nach. Für Beratungen vor Ort besteht eine Warteliste.

Was kostet es im Schnitt, Fenster oder Türen einbruchsicherer umzurüsten?

Fechner Um ein Fenster einbruchsicher nachzurüsten, müssten zwischen 300 und 370 Euro aufgewendet werden. Bei Wohnungstüren sind es rund 600 Euro.

Sollten einbruchsichere Fenster oder Türen nicht schon beim Neubau einer Immobilie berücksichtigt werden?

Fechner Das wäre natürlich genial und würde sich allemal rechnen, als wenn man im Nachhinein Geld aufwendet für den Einbruchschutz. Deshalb sind wir von der Polizei auch immer wieder auf Immobilien-Ausstellungen vor Ort, damit Einbruchsicherung beim Kauf eines Hauses oder einer Wohnung gleich mit berücksichtigt wird.

Wie sollten sich Personen verhalten, die im Haus einen Einbrecher gegenüberstehen?

Fechner Grundsätzlich sollten man sich immer bemerkbar machen. Einbrecher sind meistens nicht auf Gewalt aus und versuchen zu flüchten, wenn sie bemerkt werden. Auf keinen Fall sollte man sich aber Einbrechern in den Weg stellen, sondern sofort die Polizei unter 110 anrufen. Eine sofortige Täterbeschreibung wäre für die Polizei ebenfalls sehr wichtig.

UWE VETTER FÜHRTE DAS GESPRÄCH MIT MARCO FECHNER.

(RP)
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