Solingen Einbruchszahlen weiter auf hohem Niveau

Solingen · Die Einführung des Einbruchsradars scheint wirkungslos. Im Gegenteil: Zwar gingen die Solinger Fallzahlen in den ersten sechs Monaten nur gering nach oben. Dafür stieg in Remscheid die Zahl der Einbrüche um satte 68 Prozent.

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Foto: Martin Kempner

Was zum Jahresbeginn bundesweit als neue Idee zur Kriminalitätsbekämpfung ins Rennen ging, hat sich in Teilen des bergischen Städtedreiecks als wirkungslos erwiesen. Seit Mitte Januar können Bürger auf der Internetseite des Wuppertaler Präsidiums, das auch für Solingen und Remscheid zuständig ist, auf einer Karte mit virtuellen Stecknadeln markiert, die Einbrüche der jeweils vergangenen Woche im Stadtgebiet abrufen. Die Polizei nennt es "Einbruchsradar" und will auf diese Weise die Bürger zu erhöhter Wachsamkeit animieren.

Gebracht hat es bisher aber nichts. Im Gegenteil: Zwar ist die Zahl in Solingen selbst im Jahresvergleich relativ konstant geblieben. Zählte die Polizei zwischen Januar und Juni 2015 insgesamt 212 Fälle in der Klingenstadt, erhöhte sich diese Zahl nun im Jahresvergleich nur geringfügig auf 216. Doch in Remscheid und Wuppertal stellt sich die Lage weit dramatischer dar. Im ersten Halbjahr ist in Remscheid die Zahl der Einbrüche von 73 im Vergleichzeitraum 2015 auf 123 hochgegangen. Das entspricht einem Zuwachs von 68 Prozent. Und in Wuppertal stieg sie ebenfalls (694/582), aber mit 19,2 Prozent deutlich geringer.

Damit scheint sich der Trend im Städtedreieck zumindest beim Einbruchdiebstahl neu zu justieren. Bisher galt Remscheid als "Insel der Sicherheit". Eine Erklärung für den satten Anstieg der Einbruchskriminalität in Remscheid hat das Präsidium bisher nicht. "Vielleicht liegt es auch mit daran, dass die Zahl der Einbrüche 2015 sehr gering war", sagt Polizeisprecherin Anja Meis. Die Reaktionen der Bürger auf den Einbruchsradar seien gespalten. Manche hielten ihn für "Unsinn", andere nähmen ihn zum Anlass, sich ausführlicher über Sicherheitsfragen zum Einbruchschutz beraten zu lassen. Den Einbruchsradar nutze die Polizei auch selbst bei ihren Ermittlungen, etwa um mögliche Muster beim Vorgehen der Täter zu erkennen.

Anders als der herkömmliche Nutzer kann die Polizei auf alle Daten wie Opfer und genaue Adressen zugreifen und etwa auch Tatorte auf der Karte ranzoomen. Weiterhin gelte die Erkenntnis, dass vornehmlich mobile Einbruchsbanden von außerhalb in die Städte einfallen. Dabei bevorzugten sie möglichst anonyme Tatorte in größeren Städten und autobahnnahe Standorte, um schneller flüchten zu können. Dass gerade die Urlaubszeit eine Hochzeit für Einbrecher ist, kann die Polizei nicht bestätigen. Gleichwohl bleibe Einbruchschutz wichtig, gerade auch in der Urlaubszeit, sagt die Polizeisprecherin.

Verlassene Häuser und Wohnungen sollten an Fenstern und Türen gut gesichert sein, aber möglichst auch bewohnt aussehen. So sei es sinnvoll, Nachbarn einzubinden und sie etwa Rollläden regelmäßig hoch und runter ziehen zu lassen, um Anwesenheit vorzutäuschen.

(bu)
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