Solingen Eine Lehrstelle für zwei Bewerber

Solingen · In Solingen ging das Angebot an Ausbildungsstellen um fünf Prozent zurück. Die Mehrheit lernt außerhalb.

Das Sorgenkind heißt Solingen. Es sei "schon bemerkenswert", dass die Zahl der aktuell angebotenen Ausbildungsplätze in der Klingenstadt niedriger ist als im kleineren Remscheid, sagt Martin Klebe, Chef der Arbeitsagentur. Zur Halbzeit des Ausbildungsjahres gibt es in Solingen 495 Stellenofferten, 27 weniger als vor zwölf Monaten (minus 5,2 Prozent). In Remscheid ging die Zahl der Angebote von 507 auf 500 zurück (minus 1,4 %), in Wuppertal von 1472 auf 1422 (minus 3,4 %).

Gleichzeitig bleibt die Gruppe der Bewerber groß: In Solingen sind es 1084 Jugendliche (2016: 1094), in Remscheid 634 (597), in Wuppertal 2143 (2050) - zusammen 3861. Ende März waren die meisten von ihnen (2202) weiter auf der Suche; 1578 Lehrstellen sind noch zu besetzen.

In Solingen ist das Verhältnis von Stellen und Bewerbern am schlechtesten: Auf 100 Bewerber kommen 46 Ausbildungsplätze (2016: 48). Martin Klebe sorgt sich speziell um die Bereiche Maschinenbau und Betriebstechnik, Fahrzeugtechnik, Mechatronik sowie Energietechnik, in denen weniger ausgebildet wird. "Ausbildung lebt von Beschäftigung", erläutert der Agenturleiter. Und da habe Solingen ein Problem.

Von den jungen Solingern, die bereits in Ausbildung sind, pendeln deshalb 56,7 Prozent in andere Städte. In Wuppertal sind es nur 35 Prozent, in Remscheid 43,7. Gleichzeitig wird etwa jede dritte Lehrstelle im Städtedreieck von Einpendlern besetzt (Solingen: 30,9 % / Remscheid: 40,4 / Wuppertal: 34,7).

Im Städtedreieck fehlen momentan Ausbildungsstellen in folgenden Kategorien: Kaufleute Verkehr und Logistik, Verkauf von Lebensmitteln, Verkauf von Drogerieartikeln, Büro und Sekretariat, Steuerberatung, Verwaltung, Arzt- und Praxishilfe, Medizin-, Orthopädie- und Rehatechnik sowie Fahrzeugtechnik. Die 104 Ausbildungsstellen für Bankkaufleute sind dagegen eher Ladenhüter. Martin Klebe: "Inzwischen ist vielen klar, dass das keine Lebensstellung mehr ist".

Allzu schwarz will man bei der Agentur, der Industrie- und Handelskammer und den Kreishandwerkerschaften aber nicht sehen: "Im kommenden halben Jahr passiert noch sehr viel". Alle rühren die Werbetrommel, putzen Klinken bei möglichen Ausbildungsbetrieben. Gesucht werden nicht nur Lehrstellen, sondern auch erfahrene Männer und Frauen, die sich als Prüfer zur Verfügung stellen.

Für die Jugendlichen - auch solche, die erst 2018 eine Ausbildung beginnen wollen - gibt es noch zahlreiche Angebote: etwa die offenen Sprechstunden der Berufsberatungen am 6. April (in allen Niederlassungen der Agentur; 14 bis 18 Uhr, Bewerbungsmappencheck). In Wuppertal findet am selben Tag auch eine Handwerksbörse statt. In den Osterferien folgt ein Bewerbungstraining (11. und 18. April in Solingen / 12. und 20. April in Wuppertal; Anmeldung: 02 12 / 23 55-290 oder 02 02 / 28 28-4 60).

Wer auf die letzte Minute auf die Suche geht, bekommt am 12. Juni noch eine Chance - in Solingen im Berufsinformationszentrum der Agentur, in Remscheid in der "gelben Villa". Mögliche Studienaussteiger werden direkt an der Universität angesprochen - in Wuppertal beispielsweise am 31. Mai. Immer mehr hätten "Zweifel am Studium" (so der Titel der Veranstaltung), sagt Carmen Bartl-Zorn, Leiterin des Geschäftsbereichs Aus- und Weiterbildung bei der IHK. Die Kenntnisse der Studenten könnten bei einer Ausbildung angerechnet werden oder direkt zu einer Berufsabschlussprüfung führen.

Gerade im Handwerk eröffne sich dann manche Karriere, erinnert Sascha Bomann, Leiter der Lehrlingsabteilung der Kreishandwerkerschaft Solingen-Wuppertal: Viele Firmeninhaber gehen in den nächsten Jahren in Ruhestand. Da müsse sich auch in den Köpfen der Eltern etwas ändern, ergänzt Bartl-Zorn: Ein guter Grundstein für späteren Erfolg werde nicht nur an der Universität gelegt.

(flm)
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