Ansichtssache Eine (noch) intakte Kleinstadt-Atmosphäre in Ohligs

Meinung | Solingen · Im Unterland drückt der Schuh. Mögliche Investoren wollen kein Geld verbrennen - weil ungewiss ist, was mit dem O-Quartier passiert.

Ansichtssache: Eine (noch) intakte Kleinstadt-Atmosphäre in Ohligs
Foto: Köhlen, Stephan (TEPH)

Es gibt seit Wochen und Monaten kaum ein anderes Gesprächsthema in Ohligs. Während es rund um die Bebauung des Stadion-Geländes am Hermann-Löns-Weg etwas ruhiger geworden ist, ist die Sorge um die Zukunft der Düsseldorfer Straße und des Marktes vorherrschend. Erst recht nach der Veranstaltung, zu der die "Ohligser Jongens" geladen hatten. Bei schönstem Wetter strömten rund 300 Interessierte in die Festhalle, anstatt daheim den lauen Sommerabend auf der Terrasse zu genießen. Diese Resonanz zeigt, wie sehr der Schuh drückt im Unterland.

Die Ohligser Fußgängerzone ist ein Treffpunkt - insbesondere an Samstagen. Deswegen kommen die Leute hierhin, und sie genießen die Vorzüge des von Inhaber geführten Geschäften geprägten Einzelhandels. So soll es bleiben, ist der Wunsch. Ein anderer, dass endlich wieder ein Vollsortimenter die Lebensmittel-Versorgung im Stadtteil sicherstellt. Der Rewe-Supermarkt unweit des Hauptbahnhofes ist dafür ein paar Nummern zu klein.

Platz wäre da im ehemaligen Globus, wo zuletzt eine Kaufpark-Filiale ansässig war. Es soll auch Interessenten geben, die zwei Etagen wiederbeleben könnten. Aber wer will hier unter den aktuellen Bedingungen investieren und womöglich am Ende Geld verbrannt haben, weil womöglich direkt gegenüber im O-Quartier ein Konkurrent auf einer rund 3500 Quadratmeter großen Fläche eröffnet. Aus gleichem Grund können auch andere Leerstände nicht behoben werden.

Die externen Ratschläge vom Stadtplaner-Experten Dr. Holger Pump-Uhlmann oder dem ehemaligen Langenfelder Bürgermeister Magnus Staehler an die Stadt Solingen waren deutlich. Und die Entwicklung in der Innenstadt nach der Eröffnung des "Hofgartens" sind Warnung genug. Ein drittes Einkaufscenter könnte einem noch intakten Stadtteil womöglich die Lebendigkeit nehmen.

"Wer nach drei Jahren ein Projekt noch nicht umgesetzt hat, der will es nicht durchführen oder kann es nicht", lautete eine Experten-Aussage. Die Verwaltung rudert inzwischen leicht zurück und spekuliert darauf, einen Plan B aus der Schublade holen zu können. Wie begehrt Wohnungen in unmittelbarer Nähe des Marktes sind, zeigt der Olbo-Park, der im rasanten Tempo auf dem bereits abgerissenen Teil des Areals an der Aachener Straße entsteht. Die neuen Bewohner werden die intakte Kleinstadt-Atmosphäre zu schätzen wissen.

(RP)
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