Solingen Eine Stiftung für berufliche Perspektiven

Solingen · Jugendlichen, deren Chancen auf einen Beruf bislang aussichtslos erschienen, soll ab sofort mithilfe von "Bergischen Ausbildungspaten" geholfen werden. Ehrenamtler, die sich dazu bereiterklären, sind zurzeit jedoch noch rar gesät.

 Arbeiten gemeinsam, um Jugendlichen neue berufliche Chancen zu ermöglichen (v.l.): Sive Ersoy (Betreuerin der Paten und Jugendlichen), Bèla Gall (Stiftungsvorstand) und Gertrud Heinrichs (Mitentwicklerin des Projektes).

Arbeiten gemeinsam, um Jugendlichen neue berufliche Chancen zu ermöglichen (v.l.): Sive Ersoy (Betreuerin der Paten und Jugendlichen), Bèla Gall (Stiftungsvorstand) und Gertrud Heinrichs (Mitentwicklerin des Projektes).

Foto: Stephan Köhlen

Für manche Jugendliche scheint es eine Sackgasse ohne Wendemöglichkeit zu sein. Das Abschlusszeugnis gespickt von schlechten Noten, die Zukunftspläne eng begleitet von erdrückenden Selbstzweifeln. Rückhalt von der Familie? Fehlanzeige. Eine Abwärtsspirale, die sich für junge Menschen schnell zum Teufelskreis entwickeln kann. In Solingen werden nach Schätzungen des Jobcenters zum kommenden Lehrjahr zwischen 200 und 300 Jugendliche nicht auf Anhieb von der Schule in die Ausbildung wechseln können.

Mithilfe der Stiftung zur Förderung von Kindern, Jugendlichen und jungen Familien soll diese Zahl schon bald dezimiert werden. Die Gründer der Stiftung des Intensivpädagogischen Dienstes — Katrin und Bèla Gall — entwickelten 2013 die Idee der "Bergischen Ausbildungspaten". Dabei sollen gestanden Berufstätige benachteiligten Jugendlichen unter anderem bei der Auswahl einer geeigneten Ausbildung unter die Arme greifen, beim Schreiben von Bewerbungen helfen und ein offenes Ohr anbieten.

Für Stiftungsvorstand Bèla Gall ist es eine Herzensangelegenheit. Er kann sich in die Situation der benachteiligten Jugendlichen hineinversetzen und erinnert sich dabei an seine eigene Jugend zurück. "Früher war ich auch etwas anders drauf als jetzt", gibt Gall einen kleinen Einblick in seine Vergangenheit. Im Laufe der Jahre traf er jedoch immer wieder auf erwachsene Menschen, die ihn unterstützten und zu wichtigen Eckpfeilern in seinem Leben wurden. "Bei meiner Frau war das ähnlich", sagt der gelernte Elektroinstallateur, der nun mit dem Projekt an den Start geht. Zwar haben sich erst zwei Paten angeboten, doch das soll sich schon bald ändern. Die Ziele sind durchaus ambitioniert. Schon im September beziehungsweise Oktober sollen die ersten Jugendlichen, bei denen das System der Ausbildungsvermittlung bisher nicht griff, in ihre neue berufliche Zukunft starten. Pro Jahr sollen dann zwischen 16 und 20 junge Menschen von dem Projekt profitieren. Um das zu schaffen, wurde in den vergangenen Monaten ein Netzwerk mit dem Solinger Jobcenter, dem Jugendamt und weiteren Partnern ins Leben gerufen. Gertrud Heinrichs, die das Projekt mitentwickelte, betont, dass besonderer Wert auf Konstanz gelegt wird. "Beziehungsabbrüche hatten die betroffenen Jugendlichen zur Genüge", sagt die Diplom-Soziologin.

Bevor die "Bergischen Ausbildungspaten" vermittelt werden, wird jedoch zunächst geprüft, ob die jeweilige Person für dieses Amt in Frage kommt. Auch Firmen, die sich vorstellen können, einem jungen Menschen Türen zu öffnen, die ihm bisher verschlossen blieben, würden "mit Kusshand genommen". Um den Weg aus der Sackgasse zu finden, seien laut Gertrud Heinrichs jedoch "viele kleine Schritte nötig" — der erste ist getan.

(RP)
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