Solingen Eltern kehren Inklusion den Rücken

Solingen · CDU und FDP stellen in einer Anfrage die Zukunft des gemeinsamen Unterrichts auf den Prüfstand.

Zu wenig Lehrer beziehungsweise Sonderpädagogen, unzureichende Lernbedingungen in Klassenzimmern - die Debatte über ein Scheitern der Inklusion wird Thema in der Politik. "Wir müssen die Sorgen der Eltern und Lehrer, die uns auf Missstände in der Umsetzung der Inklusion hinweisen, ernst nehmen und darauf reagieren", betont Torsten Küster, schulpolitischer Sprecher der CDU, in einem Antrag mit der FDP zum gemeinsamen Unterricht. Die "Anfrage zur Umsetzung der Inklusion an Solinger Schulen" kommt am 14. Juni in der Schulausschuss-Sitzung auf dem Tisch. Sie wendet sich zudem an den Unterausschuss Gender, Inklusion und demografischer Wandel.

Eigentlich soll der gemeinsame Unterricht die Förderschulen ersetzen. So sind aufgrund der Landesvorgabe Diesterweg- und Comeniusschule beim Schwerpunkt Lernen bereits unter dem Dach der Pestalozzischule verschmolzen. Doch inzwischen zeigt sich eine gegenteilige Entwicklung: Eltern stimmen mit den Füßen ab, kehren der Inklusion den Rücken und gehen mit ihren Kindern zurück zur Förderschule.

Dem Vernehmen nach hat die Comeniusschule im vergangenen Jahr einen Schülerzuwachs von rund 25 Prozent. Ein Viertel mehr Kinder in so kurzer Zeit: Für die Schule dürfte dies eine erhebliche Herausforderung bedeuten.

Gisela Adams, Sprecherin der FDP in dem Inklusions-Unterausschuss, sieht Handlungsbedarf: "Was passiert gerade an Solinger Schulen, die inklusive Klassen anbieten?" Nach ihren Worten wächst die Verärgerung von Lehrern und Eltern in NRW und ihr Protest wird lauter.

Auch in Solingen würden Lehrer und Eltern der Umsetzung der Inklusion ein "Mangelhaft" geben, weiß Adams aus Gesprächen mit Eltern- und Lehrerverbänden. "In wie weit sind die Voraussetzungen an unseren Schulen für den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Kindern überhaupt geschaffen?", will Ilka Riege wissen, die für die CDU in dem Unterausschuss sitzt. Christdemokraten und Liberale sehen sich mit ihren Befürchtungen bestätigt, warnen sie doch seit der Einführung der Inklusion davor, dass der gemeinsame Unterricht ohne Bereitstellung der dafür erforderlichen Ressourcen nicht gelingen kann. Torsten Küsters Kritik in Richtung Landespolitik: "Bis heute hat das Schulministerium nicht die Voraussetzungen geschaffen. Im Gegenteil, die Bedingungen sind nicht nur an den Regelschulen unzureichend, sondern werden auch an den Förderschulen schlechter."

Für den Schulausschuss-Vorsitzenden Heinz-Eugen Bertenburg sind "zu große Klassen, fehlende Sonderpädagogen und Lehrer, die in ihrer Ausbildung gar nicht auf die Beschulung behinderter Kinder vorbereitet wurden, denkbar schlechte Bedingungen für eine gelingende Inklusion".

(tws)
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