Solingen Emotionaler Abschied von Norbert Feith

Solingen · Seine letzte Rede als Oberbürgermeister hat der 57-Jährige persönlich gehalten. Er verzichtete darauf, seinem Nachfolger "für die nächsten schweren Jahre" Ratschläge zu geben, stattdessen überreichte er Tim Kurzbach eine OB-Starterbox.

Es war das feierliche Ende einer bewegten Amtszeit. Die Stadt Solingen hat sich gestern Abend von ihrem scheidenden Oberbürgermeister Norbert Feith verabschiedet. Rund 300 geladene Gäste waren zu einem Festakt in die ehemalige Schalterhalle des alten Bahnhofs im Südpark gekommen - darunter neben zahlreichen Weggefährten aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik auch die Alt-Oberbürgermeister Gerd Kaimer und Uli Uibel sowie Feiths Nachfolger im Amt des Solinger OB, Tim Kurzbach.

Dabei fielen, das machte vor allem Bernd Wilz, Staatssekretär a.D. und Ehrenringträger der Klingenstadt, in seinem Grußwort deutlich, die Amtsjahre Norbert Feiths in eine besonders schwierige Zeit. "Niemals zuvor hat ein Oberbürgermeister ein solches Erbe übernommen", sagte Wilz in Anspielung auf die Schulden der Stadt, die seinen christdemokratischen Parteifreund Feith seit dessen Wahl im Jahr 2009 begleitet haben.

Trotzdem, so Wilz, sei es Norbert Feith gelungen, in seinen sechs Solinger Jahren viele Akzente - zum Beispiel in Kultur, Sport, Tourismus, Wirtschaft sowie Gesellschaft - zu setzen. Wilz nannte exemplarisch die Etablierung des Zentrums für Verfolgte Künste sowie Feiths Einsatz für die Bergischen Symphoniker und für Schloss Burg. Darüber hinaus habe sich der scheidende OB aber auch durch die Verleihung der Schärfsten Klinge an Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller sowie den späteren Bundespräsidenten Joachim Gauck bleibende Verdienste erworben.

Gleichzeitig verschwieg Bernd Wilz nicht die Schwierigkeiten, die die Amtszeit Feiths ebenfalls geprägten. So sei es oftmals schwer gewesen, "gegen eine Ratsmehrheit Politik zu machen". Wilz mochte sich einen kleinen Seitenhieb auf die eigene Partei CDU nicht verkneifen. "In dem einen oder anderen Fall hätte ich mir mehr Unterstützung von einigen Parteifreunden erhofft", sagte der Ehrenvorsitzende der Solinger CDU. Norbert Feith jedenfalls habe bereits bei seinem Antritt als Dezernent im Jahr 2008 mit seinem Umzug in die Klingenstadt ein Zeichen gesetzt. Wilz: "Daran hätten sich viele andere ein Beispiel nehmen können".

In seinen letzten Stunden als Stadtchef wollte Norbert Feith nicht allein im Mittelpunkt stehen. Deshalb hatte er den Rektor der Bergischen Universität Wuppertal ausdrücklich darum gebeten, "Über den Tag hinaus zu denken" und die "gesellschaftliche Innovationsfähigkeit als politische Aufgabe" zu formulieren. Prof. Dr. Lambert Koch hielt sich in seiner Festrede daran. Feith selbst blieb in seinen Dankesworten bescheiden und betrachtete sich lediglich als Staffelschwimmer: "Das ist man in öffentlichen Ämtern. Man muss nur schwimmen können und wissen, in welche Richtung es geht". Untergegangen sei er dabei nicht. "Es war mir eine Ehre", die Aufgabe zu erfüllen, die ihm die Bürger mit einem Vertrauensvorschuss 2009 erteilt hatten.

Seinem Nachfolger überreichte Norbert Feith am Ende einer persönlich gehaltenen Rede ohne Seitenhiebe oder Nachkarten eine "Starterbox für Oberbürgermeister", die äußerlich der Haushaltslage der Stadt entspreche. Neben einem Umschlag mit einem Vertrag für ein "befristetes, aber kein prekäres Arbeitsverhältnis" gab es für Tim Kurzbach die Schlüssel zum Rathaus, Büro und Dienstwagen sowie die Ratsglocke und einen riesigen Rot-Stift - das Instrument, mit der der OB die abschließenden Entscheidungen treffe.

(RP)
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