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Solingen · Der 54-jährige Tze-Yun Yang ist in Taiwan ein sehr bekannter Künstler. Die Ausstellung „AvantGarde – Kalligraphie“ in der Gräfrather Galerie „Art Eck“ ist die erste Präsentation des Künstlers und Opernsängers in Deutschland.

Wer am Sonntag die Eröffnung der Ausstellung „AvantGarde – Kalligraphie“ im „Art Eck“ besuchte, kam während der anschließenden Gespräche in einen ganz besonderen Genuss. Denn während viele Künstler auf Fragen von Betrachtern meist mehr oder weniger recht standardisierte Antworten geben, bekamen die Besucher in der kleinen Gräfrather Galerie von Tze-Yun Yang gleich eine Performance-ähnliche Darbietung geboten.

Um die „Expressions from out of the Body“, also die Körperenergie zu demonstrieren, die der Taiwanese mit gestischen Pinselstrichen oft in wenigen Sekunden auf das Reispapier zeichnet, wählte Tze-Yun Yang ein Vergleich mit der Musik. Mit geschulter Stimme bildete der Künstler vor einem Bild stehend den gemalten Ausdruck als Klangbild nach. Diese ungewöhnliche Art der singenden Bildbeschreibung ist Tze-Yun Yang möglich, weil er nicht nur Kalligraph, Maler und Bildhauer ist, sondern auch ein studierter Opernsänger.

In Taiwan sehr bekannt

In Taiwan ist Yang ein bedeutender Künstler, hat er doch die Grenzen der klassischen Kalligraphie hin zu einer freieren Form des Ausdrucks erweitert. Was ihm in seinem Heimatland allerdings nicht nur Freunde eingebracht hat, denn auch heute noch wird – nicht nur in Taiwan – die Lösung von der seit hunderten von Jahren geltende Tradition als eine Art Sakrileg angesehen. Trotzdem, oder vielleicht gerade wegen seines Bestrebens, die Kalligraphie mit zeitgenössischen künstlerischen Mitteln in die Neuzeit zu überführen, ist Yang Tze-Yun in Taiwan sehr bekannt und anerkannt. Sogar ein Museum gibt es, welches ausschließlich sein Werk zeigt. Wobei Yang in seinem Werk die beiden Bereiche der Kalligraphie sehr genau trennt, denn der Künstler beherrscht auch die von ihm seit über 30 Jahren studierte traditionelle Form der Kunst des Schönschreibens. Die Zeichnungen, in denen Yang die Grenzen hin zur Malerei erweitert, bezeichnet der 54-Jährige als „AvantGarde – Kalligraphie“.

Erste Ausstellung in Deutschland

Für Yang ist die Ausstellung im Gräfrather „Art Eck“ die erste in Deutschland. Den Kontakt zur Galeristin Ruth Boomers hat der Burscheider Kunstsammler Jürgen Döll hergestellt, der Yang bei einem längeren beruflichen Aufenthalt in Taiwan kennengelernt hat.

Yang selber bezeichnet sich in Deutschland scherzhaft noch als ein „kleines Licht“, seine jetzige Präsentation in Gräfrath sieht er als einen ersten Schritt an, auch hierzulande als Künstler bekannt zu werden. Konkrete Pläne für die Zukunft hat der Künstler bereits. Yang wünscht sich bald eine Ausstellung in einem Museum, um sein Gesamtkonzept vorstellen zu können, welches Kalligraphie-Performance, Musik und Tanz zu einer Einheit zusammenfasst. Einen ersten Eindruck, wie das aussehen könnte, konnte Yang am Eröffnungstag im „Art Eck“ den Besuchern bereits eindrucksvoll vermitteln.

(RP)
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